„Monopoly“-Musical: Mit Dur ins Hotel, mit Moll in den Häf'n?

´MY MONOPOLY´
´MY MONOPOLY´(c) APA (HASBRO)
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Längst haben Spieladaptionen das Kino erobert. Nun kommt ein Brettspiel auf die Bretter – auf die des Broadway.

Dass kaum noch ein Monat vergeht, in dem die Filmindustrie nicht mindestens einen Blockbuster auf die Leinwände schickt, der auf einem Spiel basiert, daran hat man sich als Kinobesucher mittlerweile gewöhnt. Auch dass ein (Handy-, Brett-, Video-)Spiel nicht viel inhaltliche Tiefe oder narratives Potenzial braucht, um auf abendfüllende Spielfilmlänge ausgedehnt zu werden, ist angekommen: So versuchte erst kürzlich der angeschlagene finnische Entwickler des Smartphone-Hits „Angry Birds“, die eingebrochenen Umsätze mit einer Leinwandadaption über die bunten Vögel, die auf Schweine geschossen werden, wieder anzukurbeln. Als nächstes soll eine Familienkomödie auf Basis des Handyspiels „Fruit Ninja“ entstehen: Darin geht es darum, Pfirsiche, Wassermelonen und anderes Obst, das über den Bildschirm fliegt, zu zerteilen.

Nun scheint der Spieletrend auch auf die Bühne überzuschwappen. Der Spielzeughersteller Hasbro, der seinen Actionpuppen, den Transformers, bereits zu riesigem Kinoerfolg verholfen hat, hat die Bühne als Marketinginstrument erkannt und sich mit Araca zusammengetan, einer Firma, die auf die Produktion und das Merchandising von Broadway-Musicals spezialisiert ist. Die erste Frucht dieser Zusammenarbeit soll in den nächsten Jahren produziert werden: „Monopoly the Musical“.

Während im Netz nun fleißig gescherzt und an möglichen Songtexten gedichtet wird, fragt man sich: Was könnte als nächstes kommen? „Uno, die Oper“? „Mensch ärgere dich nicht, eine Posse in vier Akten“?

Sozialdrama? Erfolgsgeschichte?

Doch auch ein „Monopoly“-Musical gibt Stoff zum Grübeln. Worum könnte es gehen? Ein Sozialdrama über einen einfachen Stadtbewohner, der von Miethaien seiner Existenz beraubt wird, hochverschuldet im Gefängnis landet und schließlich seine Tage damit verbringt, möglichst oft das Startfeld zu passieren, um seine Gläubiger zu besänftigen? Die Erfolgsgeschichte eines findigen Immobilienentwicklers, der sämtliche Bahnhöfe und Topgrundstücke des Spielfelds erwirbt, um dann an seinen Schuldgefühlen darüber, dass er seine Mitspieler in die Insolvenz getrieben hat, zu zerbrechen? Oder gar ein Lehrstück über die Macht des Zufalls und die schrecklichen Folgen des Kapitalismus (die Erfinderin des Spiels hatte eine sozialreformerische Agenda, „Monopoly“ sollte veranschaulichen, dass Grundbesitz zur Verarmung der Bevölkerung führt). Tatsächlich gab es einmal Pläne, ausgehend von „Monopoly“, eine Immobilienmarkt-Satire unter der Regie von Ridley Scott ins Kino zu bringen – diese wurden dann verworfen, im Moment laufen stattdessen Vorbereitungen für einen optimistischen Familienfilm über einen jungen Aufsteiger aus der billigsten Straße des Spiels (in der US-Version ist das die Baltic Avenue).

Was die Musicaladaption betrifft, schloss der Produzent immerhin schon einmal aus, dass es um Leute gehen könnte, die um einen Tisch sitzen und „Monopoly“ spielen. Stattdessen wolle man „etwas kreieren, das die Welt von ,Monopoly‘ erkundet, wie der ,Lego‘-Film es mit ,Lego‘ gemacht hat“. Die Besucher sollen eintauchen in die „Monopoly“-Welt. Was der größte Unterschied zum Brettspiel sein wird, lässt sich wohl jetzt schon sagen: Bezahlt wird mit echtem Geld.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.06.2016)

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