„Footloose“: Sie tanzen wieder

Ren McCormack (Nathanaele Koll) ist neu in der Stadt. Rusty (re., Annakathrin Naderer), Wendy Jo (2.v.r., Livia Wrede) und Urleen (Katharina Gorgi) warnen ihn vor den Eigenheiten von Bomont.
Ren McCormack (Nathanaele Koll) ist neu in der Stadt. Rusty (re., Annakathrin Naderer), Wendy Jo (2.v.r., Livia Wrede) und Urleen (Katharina Gorgi) warnen ihn vor den Eigenheiten von Bomont.(c) Mag. Gerhard Sengstschmid
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Beim Musicalsommer in Amstetten setzt man erneut auf viel Tanz. Regisseur Ramesh Nair stellt eine feine Show auf die Bühne. Sogar die platte Story funktioniert.

Alles hinter sich lassen, ein Neubeginn, Integration, Politik? So bedeutungsschwanger, wie es Intendant Johann Kropfreiter im Programmheft zur aktuellen Musicalsommer-Produktion in Amstetten schreibt, ist „Footloose“ vielleicht nicht. Stadtteenie kommt aufs Land, wird zum Außenseiter, schnappt sich die Dorfschönheit, gemeinsame Rebellion gegen ein Tanzverbot, Happy End. Im Grunde ist das Musical (basierend auf dem Tanzfilm aus dem Jahr 1983, der wiederum auf einer wahren Begebenheit basiert) eines: Eine Show mit vorhersehbarer Handlung, eine Art Highschool-Musical der 1980er-Jahre. Macht aber nichts, denn Musik und Choreographien machen das wett. Die Hitparaden-Songs wie „Holding Out For A Hero“ oder „Footloose“ reißen mit. Und auch die Kitsch-Schmonzette „Almost Paradise“ erträgt man.

Nach „Xanadu“, „Flashdance“ und „Saturday Night Fever“ bleibt man dem tanz-lastigen Musical im Mostviertel auch heuer treu. Choreograph Ramesh Nair hat seit zwei Jahren auch die Regie übernommen. Was dem Musicalsommer Amstetten im Vergleich mit anderen Sommertheater-Produktionen womöglich an Ambiente fehlt, macht er mit feiner Besetzung und einer tollen Show wieder gut.

Tolle Darsteller

Das rund 20-köpfige, teils recht junge Ensemble, setzt die Ideen von Nair mit Präzision und dem nötigen Spaß um. Die Hauptdarsteller hauchen den Rollen Leben ein, bei der Plätte mancher Charaktere keine einfache Aufgabe. Nathanaele Koll ist nicht nur stimmlich ein hervorragender Ren McCormack. Sein Ren ist mehr als irgendeine Milchbubi-Schablone, darauf getrimmt cool zu sein. Er gibt den tollpatschigen, sympathischen, herzlichen Ren, dem man seine Sorgen abnimmt. Als Pastoren-Tochter Ariel Moore ist Barbara Obermeier zu sehen, die sich in der österreichischen Musicalszene in den letzten Jahren einen Fixplatz erarbeitet hat. Und da wäre noch Annakathrin Naderer als Energiebündel von Rusty mit einer Stimme, der man gerne zuhört – präzise, mit Power, klar ohne Schnörksel. Ihr Schwarm Willard (André Haedicke) avanciert zum Publikumsliebling, die Figur des bäuerlichen Muttersöhnchens ist allerdings ein wenig überzeichnet.

Und wenn es um Familien im Krisenmodus geht, dann findet man sich in irgendeiner Form vielleicht doch in der Handlung wieder. Vor allem die Szenen des durch den Tod des Sohnes angeknacksten Paares Reverend Moore (Patrick Imhof) und Gattin Vivian (Nicole Rössler) sind beklemmend ehrlich.

Die fünfköpfige Band unter der Leitung von Christian Frank spielt groovig auf den Punkt. Und weil immer Thema bei Musicals: Die Tonmischung ist gut, man versteht den Text wunderbar, sofern man Englisch kann. Das Amstetten-Team hat clevererweise nur die bekannten Hits in englischer Sprache belassen – es sind ohnehin keine Songs, die die Handlung vorantreiben. Einzelne Lieder werden auf Deutsch gesungen. Am Ende gibt’s ein Medley mit technischen Spezialeffekten – dann ist die Story schon wieder fast vergessen. Egal, das Publikum der Generalprobe sprang mit Beginn des Schlussapplauses von den Sitzen und blieb bis zur letzten Zugabe stehen.

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