Rabl-Stadler: "Niemals mutlos sein, das ist mein Lebensrezept!"

„Da ich mich entschlossen habe, mich neuerlich zu bewerben, möchte ich es auch werden“, sagt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.
„Da ich mich entschlossen habe, mich neuerlich zu bewerben, möchte ich es auch werden“, sagt Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler.(c) Luigi Caputo/Salzburger Festspiele/
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Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele erzählt, was sie dazu bewogen hat, sich noch einmal um eine Vertragsverlängerung zu bewerben.

Die Presse: Was hat letztlich den Ausschlag gegeben, dass Sie jetzt doch vor Beginn der Festspiele beschlossen haben, Ihre Entscheidung bekanntzugeben, dass Sie sich wieder um die Präsidentschaft bewerben?

Helga Rabl-Stadler: Die Freude an der Arbeit! Es ist eine tolle Chance, mit Markus Hinterhäuser arbeiten zu dürfen. Ich hätte fast das Gefühl gehabt, ich hintergehe ihn, wenn ich mich verabschiedet hätte. Er braucht jemanden, der die Tagessachen macht. Die Präsidentschaft ist ja eine Ganzjahresbeschäftigung geworden, nicht nur weil man Geldquellen auftun muss. Was mich auch gefreut hat, ist, dass das Kuratorium so hinter mir gestanden ist, jeder einzelne, ob Landeshauptmann, Bürgermeister oder Minister. Jeder hat gesagt: Bitte bewirb' dich.

Sie sind überredet worden. Hatten Sie denn so große Bedenken?

Das letzte halbe Jahr war schwer für mich. Ich habe mir gesagt: Wenn du jetzt aufhörst, hast du den besten Ruf und alle werden sagen: Schade! Wer weiß, ob das in drei Jahren noch so sein wird. Andererseits bin ich mir immer unsympathischer geworden. Ich war nie kokett. Ich bin kein Mädchen, das mit einem Gänseblümchen in der Hand da steht und sagt: Ich will, ich will nicht, ich will. Also habe ich mich entschlossen. Jetzt bin ich froh, weil sonst hätte ich wieder den ganzen Sommer über nichts anderes reden können als über meine Vertragsverlängerung. Das hätte ich auf keinen Fall durchgehalten.

Aber wer wird sich bewerben, wenn jeder weiß, Sie verlängern Ihren Vertrag? Die Ausschreibung kostet auch Geld und ist unnötig.

Die Festspiele unterliegen dem Stellenbesetzungsgesetz des Bundes. Nicht-Ausschreibung wäre also Gesetzesbruch. Ich habe mich schon einmal bewerben müssen, 2012. Ich weiß noch nicht, was ich in die Bewerbung hinein schreibe und wer sich gegen mich bewerben wird. Jedenfalls, da ich mich schon einmal entschlossen habe, möchte ich es auch werden.

2018 brauchen die Festspiele wieder mehr Geld – und 2020 ist das 100-Jahr-Jubiläum. Das heißt, die Subventionsgeber müssen sich auf kräftige Finanzforderungen einstellen, richtig?

Ich möchte zuerst die Ideen haben – und dann über das Geld reden. Wir werden sicher nicht allein über das Jubiläum nachdenken. Wir können auch nicht wieder eine Festspielausstellung und ein Buch machen. Ein wichtiger Ansatz ist der Gründungsauftrag der Festspiele nach dem I. Weltkrieg als Friedensprojekt. Diese Idee wollen wir weiter tragen und verstärken. Wir wollen aber nicht nur zurückschauen, sondern ein klares Statement für die Zukunft abgeben. Wir werden auch eine gemeinnützige Stiftung gründen, die Projekte für das Jubiläumsjahr ermöglichen soll.

Aber die Festspiele sind ja jetzt selbst eine gemeinnützige Einrichtung. Werden Sponsoren und Mäzene noch bei Karten bevorzugt bedient?

Für das Jubiläumsjahr muss es extra eine Stiftung geben. Sponsoren kriegen keine Gratiskarten, das hat es bei uns nie gegeben. Aber sie haben ein Vorkaufsrecht.

Wie läuft der Kartenverkauf? Heuer gab es ja die Insolvenz dieses wichtigen Kartenbüros. Wie wirkt sich das aus?

Im Vorjahr hatten wir einen Rekord im Kartenverkauf. Ob wir den wieder erreichen und wie sich die Insolvenz des Kartenbüros Polzer auswirken wird, das werden wir am 31. August wissen. Sicher ist, dass sich die Mischung aus Neuinszenierungen und Wiederaufnahmen, die es nur in der Intendanz von Alexander Pereira nicht gab, sehr bewährt hat.

Wie ist das abgelaufen mit dem Kartenbüro?

Es wurden um 700.000 Euro Festspielkarten verkauft, das Geld hat das Kartenbüro eingestrichen, es ist aber irgend woanders hin und nicht zu den Festspielen geflossen. Die Leute mussten die Karten nochmals kaufen, wenn sie wollten, das haben über 70 Prozent unserer Kunden gemacht. Zum Glück. Die Angelegenheit ist derzeit bei Gericht. Es sind nicht nur wir betroffen, sondern auch andere Vereine, das Adventsingen usw.

Welche baulichen Investitionen sind bei den Festspielen fällig?

Wir müssen innerhalb von fünf Jahren 12 Millionen Euro in den Brandschutz und in die Sicherheit des Großen Festspielhauses investieren. Dieses Projekt läuft seit 2015 und dauert bis 2019. Wir müssen das Große Festspielhaus auf den Standard vom Haus für Mozart und der Felsenreitschule bringen. Würden wir das nicht machen, bekämen wir keine Betriebsgenehmigung mehr Theater zu spielen. Zum Glück zahlen alle Subventionsgeber mit, Bund, Land, Stadt und Tourismusverein.

Wie sicher können sich die Salzburger Festspielbesucher in diesen unruhigen Zeiten fühlen?

Wir beschäftigen ein Sicherheits-Unternehmen, das Großveranstaltungen wie die Fifa oder auch das Parlament betreut. Schon seit 1997 gibt es eine Zutrittskontrolle für sämtliche Beschäftigten, Technik, Administration, Künstler usw. Es gab auch eine Schulung für den Publikumsdienst. Und: Die Zusammenarbeit mit der Polizei ist hervorragend.

Welche der illustren Opernheldinnen, die heuer in Salzburg auf der Bühne stehen, ist Ihnen am nächsten?

Cecilia Bartoli. Sie ist eine Leuchtrakete, fähig ein Riesenteam für all das zu motivieren, was sie will. Ich habe sie noch nie frustriert oder mutlos gesehen. Und das ist auch mein eigenes Lebensrezept. Heuer steht Bartoli als quasi alte Maria, die auf ihr Leben zurückblickt – in der „West Side Story“ - auf der Bühne. Bartoli hat Charisma, Forschergeist, sie ist neugierig und ohne Eifersucht. Sie trachtet danach, die Besten um sich zu versammeln, sie will nicht als Einzeljuwel glänzen. Das ist der Grund, warum sie künstlerisch und ökonomisch so erfolgreich ist.

ZUR PERSON

Helga Rabl-Stadler, 1948 in Salzburg geboren, studierte Jus, Publizistik und Politikwissenschaften. Rabl war Journalistin, Unternehmerin, ÖVP-Nationalratsabgeordnete und Wirtschaftskammerpräsidentin in Salzburg. 1995 trat sie die Nachfolge von Bankier Heinrich Wiesmüller als Präsidentin der Salzburger Festspiele an. Die Intendanten in den 21 Jahren von Rabls Amtszeit: Gerard Mortier, Peter Ruzicka, Jürgen Flimm, Markus Hinterhäuser, Alexander Pereira. 2017 übernimmt Hinterhäuser nun erneut die Intendanz – auf vorerst fünf Jahre. Rabls Vertrag wäre bis 2017 gelaufen, nun bewirbt sie sich für eine weitere Amtszeit bis 2020.

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