VBW: Franz Patay will „nicht gleich alles ändern“

ARCHIVBILD: FRANZ PATAY WIRD GESCH�FTSF�HRER DER VEREINIGTEN B�HNEN WIEN
ARCHIVBILD: FRANZ PATAY WIRD GESCH�FTSF�HRER DER VEREINIGTEN B�HNEN WIEN(c) APA/HERBERT NEUBAUER
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Der Nachfolger von Minister Thomas Drozda als VBW-Geschäftsführer ist ein versierter Kunst- und Kulturmanager: Franz Patay will sich zunächst die Finanzen genau anschauen.

Der Rektor der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, Franz Patay, ist mit sofortiger Wirkung Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien (VBW). Er folgt in dieser Funktion Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) nach, der bis Mai die Geschäfte der VBW leitete, zu denen das Raimund-Theater, das Theater an der Wien, das Ronacher und die Kammeroper zählen. Patay, dessen VBW-Vertrag auf fünf Jahre läuft, bleibt noch bis Anfang 2017 Rektor der Privatuniversität.

Patay wurde 1961 in Wien geboren, sein Vater war Bratschist bei den Wiener Philharmonikern. Er studierte Jus und Kulturmanagement in Wien und war von 1987 bis 1994 stv. Rektoratsdirektor der Hochschule für Musik und darstellende Kunst. 1994 wurde er Generalsekretär des gemeinnützigen IMZ (Internationales Musik + Medien Zentrum), er koordinierte das Wiener Mozartjahr 2006, war Ko-Geschäftsführer des Haydn-Jahres 2009, Geschäftsführer der Kunsthalle Wien und Direktor des Kunst Haus Wien, wo er große Ausstellungen (u. a. von Annie Leibovitz und Linda McCartney verantwortete).

Bei den VBW will er sich „als Erstes mit den Finanzverantwortlichen zusammensetzen“, sagt Patay der Austria Presse Agentur in einem ersten Interview. Er kenne von Wiens Vereinigten Bühnen derzeit „nur die veröffentlichten Zahlen“. 2015 erwirtschafteten die vier Theater mit ihren 750 Mitarbeitern einen Jahresüberschuss von 1,5 Millionen Euro. 500.000 Zuschauer kamen in die Musicalvorstellungen, 72.000 sahen sich eine Oper an. Damit war 2015 für die VBW ein „sehr gutes Jahr“, kommentierte Peter Hanke, der Chef der Wien Holding (zu der die VBW gehören), die Zahlen im Juni.

Patay rechnet nicht damit, dass die Budgets größer werden: „Da ist die Herausforderung, das Unternehmen weiterhin auf dem hohen Qualitätsniveau zu führen“, sagt er. Künstlerisch will er bei den VBW die Balance halten: „Ich bin als Geschäftsführer die ausgleichende Position zwischen den beiden Genres Oper und Musical.“ Beide Bereiche haben eigene Intendanten: Roland Geyer für die Oper, Christian Struppeck für den Bereich Musical. Von einer Zusammenlegung der Intendanzen ab 2020 im Zuge der Neuausschreibung hält Patay „aus heutiger Sicht“ wenig: „Man muss nicht gleich alles ändern, nur weil man eine Position neu übernimmt.“ Nachdenken will Patay über einen Umbau des Raimund-Theaters, das mit 1200 Sitzplätzen „nur einen gewissen Kartenverkaufserlös generieren kann“.

Compliance-Vorwürfe gegen Drozda

Gegen Kulturminister Drozda gibt es unterdessen Compliance-Vorwürfe. Bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ging ein anonymes sechsseitiges Schreiben ein. Es geht um Drozdas Zeit als Burgtheater-Geschäftsführer und als VBW-Generaldirektor. Drozda soll Handwerksarbeiten in seinem Haus von Burgtheater-Personal erledigen haben lassen. Drozdas Anwalt sagte, die Vorwürfe seien großteils bereits bekannt. Unklar ist, ob ein Zusammenhang mit der Causa Husslein besteht, deren Vertrag als Belvedere-Chefin wegen ähnlicher Vorwürfe nicht verlängert wurde. (APA/i. w.)

ZUR PERSON

Franz Patay (*1961 in Wien) studierte Jus und Kulturmanagement. Er war stv. Verwaltungsdirektor der Hochschule für Musik und darstellende Kunst, IMZ-Generalsekretär (Internationales Musik + Medien Zentrum). Patay war Geschäftsführer der Kunsthalle Wien, Direktor des Kunst Haus Wien und ab Februar 2014 Rektor der Musik und Privatuniversität der Stadt Wien. Mit Oktober 2016 übernimmt er die Geschäftsführung der Vereinigten Bühnen Wien. [ APA ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.10.2016)

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