Lukas Resetarits plaudert über die Zeit und das Leben

Lukas Resetarits
Lukas ResetaritsAPA/ROBERT JAEGER
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Das Programm „70er – leben lassen“ hatte im Wiener Stadtsaal Premiere.

Doch, doch, die Siebzigerjahre konnten schon aufregend sein: Man höre nur den Post-Revolutions-Song „Won't Get Fooled Again“ von The Who. Er eröffnet das neue Programm des 69-jährigen Lukas Resetarits, und aufregender wird es nicht mehr, vielleicht abgesehen vom krampusroten Hemd des Kabarettisten. Im gemächlichen Tonfall des Jausenschmäh erzählt Resetarits – unter löblich virtuoser Verwendung aller Wiener Konjunktive – über seine Siebzigerjahre, über Preisausschreiben und Kreisky, über „einbrennte Hund“ und seinen R4. Ja, ja, heute ist alles besser und gerade deshalb nicht so gut: Resetarits grübelt, sinniert und lässt sich in den besten Stellen in sanfte Bösartigkeit fallen: „Heut hab ich ein' automatischen Volvo, der führt keine Leut z'samm . . . Manchmal is mir grad des net recht.“

Nach der Pause fällt Resetarits ganz ins Autobiografische, erzählt vom Kabarett Keif, von der Arenabesetzung, vom Kampf gegen Zwentendorf: „Dass Österreich atomkraftfrei ist, da können wir stolz sein“, sagt er schlicht, und herzlicher Applaus dankt ihm. Bisweilen wird's allzu platt, etwa bei Tiraden gegen die Konsumgesellschaft oder gegen Disco, den er als Begleitmusik zum Niedergang der Sozialdemokratie versteht – oder meint er das gar nicht so? Macht er sich da ganz subtil über die selbstgewählte Rolle als altlinker Räsonierer lustig?

Doch dann kommt – in ganz ähnlichem Tonfall – schon wieder eine Parodie auf den fremdenfeindlichen Kleinbürger, der sich selbst nicht leiden kann . . . Man kennt ihn, man kennt das zu gut, und man denkt sich: Bei aller Lässigkeit, bei allem Schmäh, ein bisserl mehr Konzept tät' dem Resetarits nicht schlecht. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.03.2017)

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