Nestroy zwischen Preisschwein und Baustellenklo

BurgNestroy
BurgNestroy(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Grelle Farben, tolle Kostüme, schleißige Welt: Georg Schmiedleitner sorgt bei Nestroys "Liebesgeschichten und Heiratssachen" im Burgtheater - einer Art Vorstadt-Soap vor Schloss-Kulisse - für Bewegung, ertränkt aber manch feine Idee in Klamauk.

Mit seinen Hymnen auf Nestroy hat Karl Kraus diesem auch einen Bärendienst erwiesen. Wer den Wiener Klassiker inszeniert, muss heute zuerst das Kraus-Gebirge übersteigen. Ist er wieder unten angekommen, plagt ihn meist eine solche Schläfrigkeit, dass er keine Idee mehr hat, wie man den lustigen Nestroy und den strengen Kraus zusammenzwingen kann. Bergsteiger Georg Schmiedleitner hat es im Burgtheater bei „Liebesgeschichten und Heiratssachen“ versucht, mit gemischtem Ergebnis.

Drei Paare ringen in diesem Stück um ihr Glück. Über der Bühne (großartig: Volker Hintermeier) hängt ein goldenes Schwein, Wappentier des zum Partikulier (Geschäftsmann) geadelten Fleischers Florian Fett. Eine Zugbrücke deutet dessen Schloss an. Das Wirtshaus scheint im Prater zu stehen, es sieht wie ein ausrangiertes Karussell aus. Hinten links steht eine Baustellen-Toilette. Außerdem gibt es eine Palme, zwei Wasser speiende Plastik-Flamingos und Plastikplanen, die des Fleischers Salon umrahmen. Der vermeintliche Luxus, der hier glitzert, mischt Protz und Ramsch, er ist rasch aufgehäuft und kann ebenso rasch wieder zerstoben sein. Das gewaltige Sofa, auf dem der Fleischer fläzt und knotzt, ist ferngesteuert. Werden die Gäste frech oder dem Hausherren zuwider, schickt er das Möbel im Kreis bis sie speiben.

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