Britischer Regisseur Michael Bogdanov gestorben

Michael Bogdanov
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Der Theaterregisseur wurde mit modernen Shakespeare-Inszenierungen bekannt und leitete kurz das Schauspielhaus Hamburg. Michael Bogdanov wurde 78 Jahre alt.

Der britische Theaterregisseur Michael Bogdanov ist tot. Der international arbeitende Theatermann und frühere Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg starb im Alter von 78 Jahren. Zuvor hatte der Sender NDR 90,3 über seinen Tod berichtet. Demnach starb Bogdanov am Ostersonntag in Griechenland. Der Intendant des Altonaer Theaters, Axel Schneider, bestätigte den Todesfall am Dienstag.
Der britische Regisseur machte sich mit modernen, aber auch umstrittenen Shakespeare-Inszenierungen einen Namen, in denen die Akteure schon mal im Rockergewand auftraten und mit Motorrädern über die Bühne brausten.

Demnach starb Bogdanov am Ostersonntag in Griechenland. Bogdanov machte sich mit modernen Shakespeare-Inszenierungen einen Namen. Er polarisierte auch in Hamburg, wo er das Schauspielhaus von 1989 bis Ende 1991 leitete.

Vorzeitiger Abschied aus Hamburg

Am Schauspielhaus in Hamburg nahm er vorzeitig seinen Hut, obwohl er das Theater mit hohen Auslastungen und Publikumserfolgen wie "Romeo und Julia" oder Goethes "Reineke Fuchs" beglückt hatte. Kulturpolitische Querelen und Finanzprobleme gaben damals den Ausschlag für seine Entscheidung.

In Deutschland inszenierte er dennoch immer wieder, darunter im Münchner Residenztheater "Macbeth" (1997) oder "Warten auf Godot" an den Hamburger Kammerspielen (2007) und die Oper "Lady Hamilton" am Kölner Opernhaus (2004).

Studierte Germanistik

Bogdanov wurde als Sohn eines russischen Sprachwissenschaftlers und einer Waliserin in London geboren. Er studierte unter anderem Germanistik in München.

Nach Engagements als Produzent beim Fernsehen arbeitete er unter anderem an der renommierten Royal Shakespeare Company und am Royal National Theatre in London. Zusammen mit dem Schauspieler Michael Pennington gründete Bogdanov 1986 die English Shakespeare Company, mit der er die Welt bereiste.

Laurence Olivier Award für "Rosenkrieg"-Zyklus

Für Shakespeares "Rosenkriegs"-Zyklus bekam er 1990 den bedeutenden Laurence Olivier Award. Als Opern-Regisseur machte er sich mit der Welturaufführung von Stockhausens "Montag" aus dem "Licht"-Zyklus in der Mailänder Scala einen Namen.

Zu seinen letzten Regie-Arbeiten gehörten etwa in Hamburg Produktionen am Ohnsorg-Theater, am St. Pauli Theater, an den Hamburger Kammerspielen sowie im vergangenen Herbst "Don Quijote" am Altonaer Theater.

Einen "Menschenkenner" und "Motivator" nennt Intendant Schneider, der unter anderem das Altonaer Theater und die Kammerspiele leitet, Bogdanov. "Er war ein großer und akribischer Arrangeur, einer, der mir verriet: 'Axel, ein Umbau darf nie länger als acht Sekunden sein. Wenn er länger dauert, hast Du etwas falsch gemacht, dann langweilt sich das Publikum und lässt sich nicht auf die nächste Szene ein'", schrieb Schneider in einem Nachruf auf ihre 26-jährige Freundschaft.

"Hier kann man atmen"

In zweiter Ehe war Bogdanov mit der Hamburgerin Ulrike Engelbrecht verheiratet. Das Paar, Eltern von zwei Kindern, lebte sowohl in Wales als auch in Hamburg. In Hamburg fühlte sich Bogdanov längst heimisch. "Hier kann man atmen. Hamburg hat alles: Hafen, Elbe, Alster, St. Pauli, man ist schnell auf dem Land - und es hat Kultur!" Für ihn das Wichtigste: "Das Publikum liebt das Theater, sie lieben ihre Schauspieler - und das mag ich sehr", sagte Bogdanov, der auch im hohen Alter betonte: "Wir Künstler arbeiten, bis wir umfallen."

(APA/dpa)

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