Uraufführung: Radikale Möbelbefreiung bei René Pollesch

(c) Marcella Ruiz Cruz
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Der Regisseur und sein Team entzücken im Akademietheater mit verspieltem Spiel: „Carol Reed“ hat ein reduziertes Bühnenbild, kaum Handlung, aber vier souveräne Schauspieler auf der Suche nach dem Rest von Sinn.

Das Publikum hatte sich für die Uraufführung von „Carol Reed“ am Samstag im Akademietheater so sorgfältig wie standesgemäß herausgeputzt. Man mochte glauben, sie genau unterscheiden zu können, die Honoratioren im feinen Zwirn, die Fangruppen des Regieteams wie auch des Ensembles in ihren Künstleruniformen, die blasierten Kritiker in ihrer Nachlässigkeit – und schließlich noch die wahren Freunde der hohen Literatur, die den allerneuesten Text des Autors und Regisseurs René Pollesch bestaunen wollten, der so frisch ist, dass für die allerletzten Handgriffe und die Umsetzung durch sein Team sogar der Premierentermin verschoben worden war.

Da sitzen die Besucher nun, Bigband-Sound versetzt sie in die Mitte des vorigen Jahrhunderts, Lichtkegel beginnen auf der noch dunklen Bühne zu tanzen wie zum Beginn einer Show. Ein Mann im Smoking erscheint und bringt mit seinem ersten Satz gleich Gott ins Spiel: „Mon dieu! Wo ist denn das Bühnenbild?“, schreit Martin Wuttke. Er ist so fassungslos wie Birgit Minichmayr in ihrem rosa Prinzessinnenkleid. All die Möbel – der Plattenspieler und der Tisch mit der Wedgwood-Schale, die 39 Stufen einer Treppe, die an einen frühen Thriller von Alfred Hitchcock erinnern – einfach weg!

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