"Der Engel mit der Posaune": Zeitgeschichte mit Schwiegermutterkrokodil

Wahre Liebe hat es hier schwer: Selma (Alma Hasun), Hans Alt (Alexander Absenger).
Wahre Liebe hat es hier schwer: Selma (Alma Hasun), Hans Alt (Alexander Absenger).(c) APA/HERBERT NEUBAUER
  • Drucken

Susanne F. Wolf dramatisierte mit Gespür Ernst Lothars Familienroman "Der Engel mit der Posaune". Regisseur Janusz Kica sorgte für Spannung bei der Uraufführung. Das Ensemble erfreut: Ein feiner Saisonauftakt.

Wenn heute Eltern mit Geld, Gut und Zuwendung um die Liebe der eigenen und der angeheirateten oder sonst wie zugewachsenen Kinder werben, ist ein Typus fast vergessen, der das Familienleben früher bestimmte: Das Schwiegermutterkrokodil, ein Wesen, das immer schon überall dort war, wo sich der zaghafte, unerfahrene Nachwuchs erproben möchte, daher das sichere Auf-die-Nase-Fallen prophezeit, in jeder Partnerwahl einen folgenschweren Irrtum sieht und nach Absondern zweideutiger Komplimente („Aber hübsch ist sie!“) mit Hieb und Stich daran geht, das junge Glück zu zerbröseln. Die Tante Sophie, gespielt von Marianne Nentwich mit weißem Haar, durchdringendem Blick und Bibel, ist das herrlichste Schwiegermutterkrokodil, das man sich vorstellen kann . . .

Das Theater in der Josefstadt widmet sich zum Saisonbeginn Ernst Lothars „Der Engel mit der Posaune“, einem Klassiker des österreichischen Wesens, des echten, nicht der aus Marketing und Klischee gemischten Melange, die heute von TV-Serien und Verlagen in Umlauf gebracht wird, zum Gaudium des Publikums. Es gibt noch etwas anderes als „Braunschlag“, „Vorstadtweiber“ oder ja, Thomas Bernhard, der auch nicht gerade mit der feinen Klinge gefochten hat.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.