Drama „Freiheit“: Und wieder eskaliert ein Bobo-Treffen

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Bei der Uraufführung in einer alten Industriehalle fliegen die Fetzen.

Dass hier noch die Fetzen fliegen werden, ahnt man schon, bevor der Veltliner aus der Flasche getrunken wird und kleine Reibereien – wer hat das vegane Eis verlangt? – in wütende Wortkriege übergehen. Ein Haufen überzeugt urbaner Menschen, die sich rühmen, von der Ernährung bis zum politischen Engagement alles richtig zu machen, verbringt ein gemeinsames Wochenende in einem Landhaus, dann eskaliert die Situation: Solche Bobo-Kammerspiele, in denen Satz für Satz lang gehegte Aggressionen und Brüche in den sorgsam aufgebauten Überzeugungen sichtbar werden, gibt es zuhauf. Volker Schmidts „Freiheit“, das – unter seiner Regie – derzeit im Blumenhof, einer ungenutzten Industriehalle im zweiten Wiener Bezirk, uraufgeführt wird, entlockt dem Genre kaum neue Facetten.

Einen anregenden Theaterabend in dieser spannenden Location (weitere Termine bis 3. 10.) bietet das Stück dennoch, auch dank der Schauspieler, die zunehmend agitiert über die dreistöckige Holzkonstruktion poltern und eine explosive Dynamik entfalten, während sie zwischen Hedonismus und Political Correctness aufgerieben werden. Da ist der idealistische Stadtpolitiker Mark (Sami Loris), laut seiner von Panikattacken geplagten Freundin Nana (Veronika Glatzner) auch nur ein „Egoist in Gutmenschenuniform“. Der frustrierte Künstler Sebastian (Daniel Wagner), der sich dauernd verrenkt, als wolle er sich dehnen und dabei mit dem Mobiliar verschmelzen. Die schwarze, lesbische Kindergärtnerin Joy (Nancy Mensah-Offei), die sich „Opferverhalten“ vorwerfen lassen muss. Und Marks Tochter Anja (Maresi Riegner), die einfach nur für etwas kämpfen will . . . (kanu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2017)

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