"Tanz der Vampire": Die Untoten zeigen sich gut gelaunt

Drew Sarich als Graf von Krolock und Diana Schnierer als Sarah.
Drew Sarich als Graf von Krolock und Diana Schnierer als Sarah.APA/HERBERT NEUBAUER
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Zwanzig Jahre nach der Uraufführung kehren die Vampire nach Wien zurück. Eine Show, die kaum Wünsche offen lässt. Junge Talente zeigen neben den Stars der Branche ihr Können.

Als Musical-Intendant Christian Struppeck “Tanz der Vampire” von Jim Steinman (Musik) und Michael Kunze (Buch und Texte) (schon) wieder auf den Spielplan setzte, hätten sich manche Musicalfans eine erfrischendere Stückwahl gewünscht. Doch dieser "Tanz der Vampire" enttäuscht nicht. Im Ronacher in Wien feierten die Blutsauger am Samstagabend 20 Jahre nach der Uraufführung Premiere. Mit einem guten Cast und einer beeindruckenden Ausstattung wird die Suche von Professor Abronsius und seinem Assistenten Alfred nach Vampiren zur gelungenen Show.

Regisseur Cornelius Baltus führt die Zuseher mit vielen guten Ideen in ein jüdisches Dorf in verschneite Berge, wo alle eine hohe Affinität zu Knoblauch haben, denn im nahen Schloss wohnt der Vampir-Graf von Krolock, der sich die schöne, und darum vom Vater sicherheitshalber oft weggesperrte, Wirtstochter Sarah als nächstes Opfer auserkoren hat. Die Inszenierung ähnelt jener der Wiener Neufassung aus dem Jahr 2009. Die Geschichte ist seit dem Film von Roman Polanski im Jahr 1967 unverändert geblieben. Im Zentrum: die Sehnsucht - nach Freiheit, nach Blut, nach Sex. Wobei die Sehnsucht nach Körperlichkeit auf Metapher-Ebene bleibt. Vor allem die Projektionen und die vielen Perspektiven auf das Schloss des Vampir-Grafen von Krolock beeindrucken (Bühnenbild: Kentaur). Auch dem Sounddesigner Thomas Strebel gehört Lob ausgesprochen - der Ton im Ronacher wird ja gerne gescholten, doch bei dieser Premiere war die Balance ausgezeichnet.

Drei Stars sollen als Krolock das Publikum anlocken. Drew Sarich macht den Anfang. Jeder Blick, jede Bewegung des Grafen strahlen den richtigen Grad an Macht, Leere und Arroganz aus. Sarichs Kunst, zwischen klaren, rockigen, kopfigeren Tönen mit einer erstaunlichen Festigkeit zu wechseln, überzeugt einmal mehr. “Unstillbare Gier” wird so zur düsteren Melancholie. Mark Seibert und Thomas Borchert übernehmen in den nächsten Monaten. Bei der Besetzung von Alfred und Sarah sind die Vereinigten Bühnen ein Wagnis eingegangen - wohl auch aus Kostengründen.

Junge Talente in großen Rollen

Alfred und Sarah werden von den jungen Musical-Studenten Diana Schnierer und Raphael Groß gespielt. Mit Anfang zwanzig keine leichte Aufgabe (auch stimmlich), rund sechs Shows die Woche auf diesem Niveau zu spielen. Groß gibt den tollpatschigen Assistenten des Professors (gut: Sebastian Brandmeir) vielleicht eine Spur übermotiviert, gesanglich lässt er kaum Wünsche offen. Schnierer zeigte eine beeindruckende Musical-Belt-Stimme, ein wenig Sanftheit hätte hie und da nicht geschadet.

Auch die weiteren Hauptrollen wurden exzellent besetzt. Marle Martens beeindruckte schon als Cover Eleonore in "Schikaneder", hat als "Magda" bei den Vampiren nun weniger zu tun. Wirt Chagal (Nicolas Tenerani) und seine Frau Rebecca (Dawn Bullock) sorgen für die Prise Humor. Unglaublich gut: Die kraftvollen Tanz-Soli von Artlan Andzhaev als “Schwarzer Vampir”. Ansonsten tragen die Ensemble-Choreographien die gewohnte Handschrift von Dennis Callahan. 

Ein letztes Mal wurde das Orchester der VBW von Koen Schoots dirigiert. Der Musikdirektor hört nach acht Jahren auf. Die Premiere war seine Abschiedsvorstellung. Er wird fehlen.

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