Festwochen: Sex mit Kafka, Schmerz, lass nach!

Menschen warten im Keller des Gerichts auf ihre Hinrichtung: Krystian Lupas Version von Kafkas „Prozess“ („Proces“) beeindruckt mit starken Bildern.
Menschen warten im Keller des Gerichts auf ihre Hinrichtung: Krystian Lupas Version von Kafkas „Prozess“ („Proces“) beeindruckt mit starken Bildern.(c) Magda Hueckel
  • Drucken

Krystian Lupa sammelte liebevoll sämtliches Beweismaterial zum „Prozess“. Die Aufführung ist dicht, das Ensemble blendend. Allerdings: Über fünf Stunden sind lang.

Franz Kafka war ein fescher Mann. Im Leben des Bindungsscheuen blieb wenig unerforscht, auch nicht die Frauen. War er impotent, homosexuell, oder hatte er bloß Angst, eine Partnerschaft könnte seine künstlerische Produktivität einschränken? Die Sorge kennen auch weibliche Wesen. Der polnische Regisseur Krystian Lupa zeigt bei „Proces“ („Der Prozess“) im Museumsquartier ein Kaleidoskop aus dem Buch und ein Biopic des Dichters. Die Reduktion von Klassikern auf das patscherte Leben ihres Schöpfers mag billig sein. Hier sollen Lücken im Romanfragment gefüllt werden. Ist das überhaupt nötig?

Letztlich ist jedenfalls eine packende Aufführung entstanden, die mit zwei Pausen über fünf Stunden dauert. Einige Zuseher fanden das strapaziös, was vor allem auf den großteils leisen, raunenden Ton des Spiels zurückzuführen ist. Insgesamt lohnt es sich, das Buch und der Mensch werden erhellt. Und es wird auch eine weniger abgegriffene These zum Roman aufgestellt: Dieser „Prozess“ mag als Protokoll einer Selbstfindung, Selbstauflösung verstanden werden.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.