Theater der Jugend: Die Schneekönigin, cool gestylt

Schneekoenigin cool gestylt
Schneekoenigin cool gestylt(c) Rita Newman
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Das Märchen von Hans Christian Andersen bietet buntes Ausstattungstheater und großartige Nebendarsteller. Regisseur und Hausherr Birkmeir macht den nicht ganz einfachen Stoff mit zweierlei Mitteln bekömmlich.

„Bist du gut oder eher böse?“, fragt der junge Kai (Benjamin Levent Krause) die Schneekönigin, eine distinguierte Dame mit Dutt und Pelz um die Schultern (Pia Baresch). Die Bösen sind in dieser Version des Kunstmärchens von Hans Christian Andersen „eher böse“, aber nicht unverbesserlich. Und die jungen Sympathieträger kommen schon einmal vom rechten Weg ab: Kai erliegt der Verlockung, an der Seite der Macht zu stehen, und wird zum willfährigen Vasall der Schneekönigin. Er muss durch weibliches Heldentum – in Gestalt seiner Freundin Gerda (energiegeladen: Iréna Flury) – gerettet werden. Doch auch sie muss sich bestimmter Listen bedienen, um zum Ziel zu gelangen.

Regisseur und Hausherr Thomas Birkmeir macht den nicht ganz einfachen Stoff mit zweierlei Mitteln bekömmlich. Einmal, indem er die Kinder mit opulenter Ausstattung (Bühnenbild: Andreas Lungenschmied) bei Laune hält. Die Bühnentechnik sorgt für rasante Szenenwechsel, mit sich zoomartig verengenden und erweiternden Bildausschnitten. Manchmal entsteht dabei der Eindruck des Überstylten. Bei den Kindern punkten besonders die altmodischen Effekte: „echter“ rieselnder Schnee hinterm Fenster, ein aufloderndes Lagerfeuer.

Außerdem setzt die Inszenierung auf liebevoll gestaltete Nebenfiguren. Uwe Achilles als verzaubertes Rentier Dodo hat den Knuddeleffekt, einen sagenhaften Brunftschrei und die besten Sager auf seiner Seite. Bettina Schwarz spielt als diabolisch-durchgeknallte Puppenmutter in Pink grandios auf und zieht auch in wechselnden Kleinstrollen, etwa als Teil einer grölend-wirren Räubertruppe, die Aufmerksamkeit auf sich. Doris Prilop verleiht einer in die Jahre gekommenen Prinzessin eine kapriziöse Schrulligkeit.

Bei der Opulenz und Widerspenstigkeit der Nebenfiguren wirken die hübschen Helden fast etwas brav und hausbacken. Die von ihnen verursachte Erderwärmung kann aber nur begrüßt werden, solange sie sich innerhalb der Mauern des Renaissancetheaters abspielt. es

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2011)

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