Eva Dichand legt Eigentümer offen: „Heute“ und „Krone“ in einer Familie

Medienbesitz. Die beiden größten Zeitungen Wiens gehören der Familie Dichand: Sie erreichen 75 Prozent der Tageszeitungsleser in der Hauptstadt (ohne Berücksichtigung der Doppelleser).

Es galt als eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Republik: Wer steckt hinter der Gratistageszeitung „Heute“? Seit die erste Ausgabe der U-Bahn-Zeitung im September 2004 zur freien Entnahme auflag, verdeckte ein Netz aus Treuhändern und Privatstiftungen die Identitäten der eigentlichen Nutznießer. Nach jahrelangen Spekulationen legten die Verantwortlichen gestern offen, wer hinter Wiens mittlerweile reichweitenstärksten Tageszeitung (41,5 Prozent im Jahr 2011) steht: Die Mehrheit hält „Heute“-Herausgeberin Eva Dichand, Ehefrau von Christoph Dichand, seines Zeichens Chefredakteur und Herausgeber der „Kronen Zeitung“. Zusammengenommen (ohne Doppelleser zu berücksichtigen) erreichen „Heute“ und „Krone“ 75 Prozent der Wiener Tageszeitungsleser.

Eigentümer der Gratiszeitung sind offiziell zwei Stiftungen – die Pluto beziehungsweise die Periodika Privatstiftung. Pluto ist zu 74, die Periodika zu 26 Prozent an der Ultimate Media Beteiligungs- und Management GmbH beteiligt. Diese hält wiederum 100 Prozent der AHVV Verlags GmbH, in deren Haus „Heute“ erscheint.

Mit der Offenlegung kommen die Verantwortlichen der Gratispostille jener Änderung des Mediengesetzes zuvor, die in rund zwei Monaten in Kraft tritt. Ab 1.Juli müssen Medien melden, wer ihre „direkten oder indirekten“ Eigentümer, oder im Fall von Stiftungen, „die Begünstigten der Stiftung“ sind. Letzteres war bisher der beste Schutz vor einem Blick hinter die Kulissen des Gratisblattes: Denn Begünstigte einer Stiftung sind laut österreichischem Privatstiftungsgesetz nur in der sogenannten Stiftungszusatzurkunde vermerkt – und diese ist für die Öffentlichkeit nicht einsehbar.

Die Pluto Privatstiftung wurde von Eva Dichand und ihrem Bruder Georg Kriebernegg gestiftet. Begünstigte wiederum sind Eva Dichand und ihre Kinder.

Die zweite Stiftung hinter „Heute“ ist im stetig in Bewegung befindlichen Firmennetz keine Unbekannte: Bereits im Jahr 2005 übernahm die Periodika Privatstiftung sämtliche Anteile an „Heute“ vom SP-nahen Steuerberater und Treuhänder Gerhard Nidetzky. Dieser hatte 2004 eine leicht verschuldete Firma übernommen und in AHVV Verlags GmbH unbenannt. Am selben Tag wurde Wolfgang Jansky deren Geschäftsführer. Jansky wechselte damals Jobs – und die Seiten: Vom Pressesprecher des damaligen SP-Wohnbaustadtrates Werner Faymann wurde er zum Geschäftsführer und somit zu einer der zentralen Figuren bei „Heute“. Ob der Treuhänder Gerhard Nidetzky die Anteile an „Heute“ zuvor auf eigene Rechnung oder für jemand anderen gehalten hat, ist bis dato unbekannt. Jansky jedenfalls wurde wenig später zum Vorstand jener Periodika Privatstiftung.

Fragen zur Vergangenheit weiter offen

Auf Grund dieser wie anderer personeller Verflechtungen und des zeitlichen Ablaufs bei der Zeitungsgründung waren in der Vergangenheit immer wieder Vermutungen laut geworden, dass hinter „Heute“ entweder die SPÖ oder „Krone“-Gründer Hans Dichand stecken könnte. Diesen Gerüchten will Eva Dichand nun ein Ende bereiten: „Jeden, der jetzt noch behauptet, dass ,Heute‘ der SPÖ oder einer SPÖ-nahen Organisation gehört oder von dort finanziert wurde oder dass ,Heute‘ Hans Dichand oder der Mediaprint gehört, werden wir vorbehaltlos auf Verleumdung und Schadenersatz klagen“, kündigte sie an. Dass man nicht schon früher an die Öffentlichkeit gegangen sei, habe mit „gewachsenen Strukturen“ zu tun.

Genau diese Strukturen lassen jedoch noch etliche Fragen unbeantwortet. Wer hatte etwa bei der Gründung von „Heute“ und bei der rasanten Expansion seine Finger im Spiel? Und woher kam das Geld? Laut Eva Dichand ausschließlich über die Bank Austria mit einem Drei-Millionen-Kredit. Experten scheint das wenig für die Gründung einer Zeitung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.05.2012)

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