"Tatort: Zwischen den Fronten"

Der ORF strahlt am Sonntag die Wiederholung des Österreich-Tatort "Zwischen den Fronten" aus. Er punktet mit einer zum Großteil schlüssig erzählten Geschichte.

(c) ORF Petro Domenigg

Der Fall: Major Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Kollegin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) bekamen Konkurrenz: Die beiden "Tatort"-Hauptermittler vom Bundeskriminalamt mussten sich mit den Spezialisten vom BVT (Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung) herumschlagen. Und zwar in Person der zugeknöpften und obrigkeitshörigen Frau Major Melanie Warig (Susanne Wuest).

Ein vermeintlich religiös motivierter Terroranschlag vorm Palais Liechtenstein (sehr schön!) scheint dem US-Bürger und Konferenzleiter Marcus Sherman (Peter Gilbert Cotton) zu gelten. Doch war Kasim Bagdadi (Samy Hassan) tatsächlich ein Selbstmordattentäter oder wurde er selbst zum Opfer eines Mordanschlags? Im Nebenstrang kämpfen Hubsi Kramar und Alfred Dorfer um die Macht.

Fazit: Spannend. Erstens punktete der "Tatort" mit einer - zum Großteil schlüssig erzählten - Geschichte. Zweitens scheute sich Autorin Verena Kurth nicht, heikle Themen anzufassen - ob Fremdenfeindlichkeit oder politische Verstrickungen. Schließlich will der "Tatort" mehr sein als "nur" ein Krimi.

Im Bild (v.li.): Alfred Dorfer (Mag. Fred Michalski), Adele Neuhauser (Bibi Fellner), Harald Krassnitzer (Moritz Eisner), Susanne Wuest (Melanie Warig).
Im Bild (v.li.): Alfred Dorfer (Mag. Fred Michalski), Adele Neuhauser (Bibi Fellner), Harald Krassnitzer (Moritz Eisner), Susanne Wuest (Melanie Warig).(c) ORF (Petro Domenigg)

Weiterhin als Gewinn für die Serie werten muss man Neuhauser als sympathischem Gegenpol zum grantelnden Krassnitzer. Sehr schön war etwa die Szene, in der sie sich für ihren Bundesheer-Informanten auftusst.

Wohl als Exoten-Zuckerl für die bundesdeutsche Zuseherschaft gedacht waren vielen Titel, die ständig betont wurden - der Herr Major, der Herr Magister etc. Grad dass keine Hofratswitwe vorkam.

Fremdschämmoment: Die übertriebenen amerikanischen Akzente von der Dame im Liebesdreieck Mary Sherman (Geneviève Boehmer) und Ex-Miltiaristenbruder Marcus Sherman (Peter Gilbert Cotton): Das nächste Mal bitte nicht Frank Stronach zum Vorbild nehmen.

Überraschungsschurke: Moritz Eisner steckt (der trockenen? Alkoholikerin) Bibi Fellner Geld zu, damit sie ihm aus der Kantine ein Bier holen geht - und sich auch eins, "alkoholfrei natürlich", sagt er. Ganz schön hinterfotzig, der Eisner!

Enttäuschung der Folge: Der Schluss. Da kriegen Eisner und Fellner doch tatsächlich einen gerahmten Beweis dafür, dass alle ihre mutmaßlichen Bösewichte unter einer Decke stecken, und dann wird er ihnen abgenommen. Ja hatte denn keiner der beiden ein Smartphone mit Kamerafunktion mit? Oder zumindest einen stinknormalen Fotoapparat? So schnappen die österreichischen Ermittler den Täter wieder nicht - und langsam wird der deutsche Boulevard ungeduldig, titelte die "Bild" doch schon beim Serben-"Tatort" im März vergangenen Jahres: "Warum können die Ösis die Fälle nicht richtig lösen?"

Das lässt man sich nicht drei Mal sagen, oder?

Ich persönlich hätte mir einen österreichischen Schluss gut vorstellen können: Ein politischer Skandal (in einer Montagesequenz), der keine wirklichen personellen Konsequenzen hat. Das entspräche der österreichischen Realität.

Persönliches Highlight: Im "Tatort" liest man "Die Zeitung". Und die ist "unabhängig seit 1848". Das kommt mir irgendwie bekannt vor.

(c) Screenshot auf der TVthek

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.