Dresdner Tatort: Gegen das böse Internet

Die beiden Dresdner Kommissarinnen Henni Sieland und Karin Gorniak haben nicht die Ausstrahlung, um den Krimi zu retten.
Die beiden Dresdner Kommissarinnen Henni Sieland und Karin Gorniak haben nicht die Ausstrahlung, um den Krimi zu retten.(c) MDR/Gordon Muehle
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Unter dem Titel „Level X“ taucht die Krimireihe in die Welt der jugendlichen Internetstars und ihrer Fans ein. Peinlichkeiten bleiben dem Seher nicht erspart.

(c) MDR/Gordon Muehle

Es ist wieder einmal ein Kampf der Welten, der im Kleinen am gestrigen Sonntag im „Tatort“ ausgetragen wurde. Die Gegensätze sind Virtuell gegen Real und in gewisser Weise auch Jung gegen Alt. Wobei die Jungen im Dresdner Tatort recht willenlos den Trends im Netz folgen, unreflektiert und teils verroht und letztlich von einer gut geölten Maschinerie aus Selbstdarstellung und Werbung ausgenutzt werden.

Doch beginnen wir beim Mord: Erschossen wird der 17-Jährige Simson, er ist ein sogenannter Prankster und in der Szene berühmt. „Pranks“ kann man im Deutschen nur unzulänglich mit „Streiche“ übersetzen, der Tote führte verschiedenste Menschen mit fragwürdigen Methoden aufs Glatteis, filmte sie und ließ seine Fans live dabei zusehen. Bei seinem letzten Prank steuerte er eine Drohne zu einem Rockertreffen und dort vor die Toilette. Die harten Kerle fanden das nicht lustig, verfolgten ihn, dann fielen die Schüsse – und live dabei tausende Jugendliche, unter anderem der Sohn der Ermittlerin Karin Gorniak.

Die weitere Handlung ist einigermaßen verworren, weil in kurzer Zeit viele Verdächtige eingeführt und – ohne, dass immer ganz klar wird, warum – oft recht schnell wieder als Mörder ausgeschlossen werden. Peinlich wird es jedes Mal beim Aufeinandertreffen der „realen“ Welt (Polizisten, Eltern) und der „virtuellen“ Welt (die Agentur um die Möchtegern-Internetstars und die Jugendlichen). Dümmliche Begriffe wie „superdynamischer Lifestyle“ und „Fanbase“ bestimmen diese Welt, "Content is king", und er hat "delivered".

Wilson Gonzalez Ochsenknecht.
Wilson Gonzalez Ochsenknecht.(c) MDR/Gordon Muehle

Warum die Jugendlichen sich in dieser Welt bewegen und wie viel Humor und Ironie darin auch oft steckt, zeigt der „Tatort“ nicht. Die Protagonisten der Szene sind entweder dümmlich, eiskalt oder gierig. Ausnahme ist die junge Emilia, die zwar weniger hölzern spielt als andere, deren Rolle aber viele logische Fehler aufweist.

Fazit: Das Thema des Tatort „Level X“ ist ambitioniert, aber die stark überzeichnete Online-Parallelwelt wird nicht wirklich greifbar. Teilweise sind Dialoge und Handlung schlicht absurd. Die beiden Dresdner Kommissarinnen Henni Sieland und Karin Gorniak haben nicht die Ausstrahlung, um den klischeebehafteten, oberflächlichen Krimi zu retten. Deshalb nur drei von zehn Punkten.

Am Rande:
Übrigens spielt auch der Sohn von Schauspieler Uwe Ochsenknecht mit. Wilson Gonzalez Ochsenknecht hat die Rolle des ehemaligen Freunds des Mordopfers, der in dieser bösen Online-Welt natürlich zu seinem Konkurrenten wurde.

Tatort: "Level X"
Sonntag, 11. Juni um 20:15
Länge: 90 Minuten

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