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Nachruf: Stiller Genius des Jazzpiano

Nachruf Stiller Genius Jazzpiano
Nachruf Stiller Genius Jazzpiano(c) Clemens Fabry
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Fritz Pauer, einer der bekanntesten Jazzmusiker Österreichs, verstarb am Sonntag. Neben seinem Talent war Bescheidenheit das hervorstechendste Merkmal des 1943 in Wien geborenen Pianisten.

Viele der Größten des Jazz waren introvertierte, sanfte Charaktere. Ben Webster, John Coltrane, Lester Young und eben auch Fritz Pauer. In so eine prominente Reihe hätte er sich selbst nie gestellt. Neben seinem Talent war Bescheidenheit das hervorstechendste Merkmal des 1943 in Wien geborenen Pianisten.

Seine Karriere verlief zwar nicht so spektakulär wie jene seines Kollegen Josef Zawinul, führte ihn aber dennoch mit Spitzenkräften des Genres zusammen. Nach den Wiener Lehrjahren bei Hans Koller und Fatty George ging Pauer 1964 nach Berlin. Dort spielte er bald mit internationalen Stars wie Dexter Gordon und Johnny Griffin und nahm hochkarätige Alben für das deutsche Jazzlabel MPS auf. Highlights waren Liedersammlungen mit Annie Ross, das Album „Morning Song“ mit Don Menza. Zeitlos waren seine exquisiten Soloarbeiten „Fata Morgana“ und „Power by Pauer“, sowie seine Einspielungen mit der Kultband Sunbirds. Besondere Aufmerksamkeit bekamen die groovigen Aufnahmen, die er als E-Pianist mit seinem famosen Trio mit Bassist und Sänger Jimmy Woode und Schlagzeuger Erich Bachträgl einspielte. Sie überdauerten den relaxten Zeitgeist jener Jahre.

Institution im Wiener Jazzland

Pauer-Kompositionen wie „Sunshine“ und „Djedar Djedor“ wurden in den späten 1990er-Jahren auch bei einer neuen Generation populär. Im Wiener Jazzland war er im Quintett mit dem Amerikaner Art Farmer über Jahrzehnte hinweg eine Institution. Zu seinen liebsten musikalischen Partnern zählten zuletzt Mal Waldron, Benny Golson und Cornelia Giese.

Neben seiner Tätigkeit als Pianist, Komponist und Arrangeur hat der sensible Musiker auch als Pädagoge an der Jazzhochschule Graz seine Spuren hinterlassen. Pauers ideenreiches Spiel mit seinen sinnlichen Schwebesituationen wird genauso unvergessen bleiben wie sein stilles Wesen. Er starb am Sonntag im 69. Lebensjahr. sam

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.07.2012)

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