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Peter Cornelius: Nein, noch nicht reif für die Insel

(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Was macht eigentlich Peter Cornelius? Er spielt Gitarre und singt seine Lieder. Zuletzt füllte er das Wiener Konzerthaus mit Solokonzerten. Besuch beim Konzert eines der alten Meister der Wiener Jukeboxen.

„Hampelmann“, „Flipper“, „Du entschuldige, i' kenn di'“, „Reif für die Insel“ – in den Jukeboxen der Vorstadtespressos liefen die Lieder von Peter Cornelius in den Siebziger- und Achtzigerjahren auf heavy rotation. Ihr Klangbild war geprägt von nasalem Gesang und glühenden Gitarrensoli, festgemacht auf zuckerwattigen Keyboard-Wolken. Irgendwann war diese Watte antiquiert, und viele verloren Peter Cornelius aus den Augen und Ohren. Wovon er heute lebe, fragen wohl manche. Die Antwort ist simpel: von seiner Musik.

Zuletzt füllte er, mittlerweile 61 Jahre alt, zweimal das Wiener Konzerthaus mit Solokonzerten, nun tourt er mit einer schmalen, aber effektiven Band durch Österreich. Das Keyboard wimmert zwar zuweilen immer noch, es dominieren aber Gitarre, Schlagzeug und der von Sandra Lawson liebevoll geknüppelte Bass. Im Museumsquartier startete man mit „Wenn der Wind zum Sturm wird“, einem tosenden Song aus jüngster Zeit, der von den wetterwendischen Aspekten des Lebens erzählt. Es folgten erste Klassiker: Das funky aufgeputzte „Hinterhofprinzessin“, das fast schmerzhaft bedürftige „Streicheleinheiten“, bei dem Cornelius vor allem durch die Gitarre sang. Sein dienstbeflissener Roadie brachte ohne Unterlass frisch gestimmte Klampfen auf die Bühne.

Kollege Eric Clapton wurde von Fans einst als „god“ bezeichnet, in diesem Sinn ist Cornelius mittlerweile, wie der Wiener sagt, „a klaner Heagott“ auf seinem Instrument. In den Sechzigern war Charly Ratzer sein Vorbild, er spielt längst besser. Ob Reggaelicks oder Bluespatterns, zackige Rockgitarre à la The Clash oder countryeske Wimmerei – der Mann gebietet über alle Genres.

„Elektrisches Fieber“

Zu seiner künstlerischen Signatur gehören auch Texte, deren Ehrlichkeit und Naivität zuweilen staunen macht. Doch Cornelius versteht es, auch mit patscherten Zeilen wie „Du bist elektrisches Fieber, man wünscht sich, dass es nie vergeht“ zu entzücken. In vielen seiner Lieder zeichnet dieser Troubadour der alten Schule ein Idealbild der Frau. Das gefällt – wohl nicht nur an diesem Abend – vielen jungen Mädchen. Bald ist er „süchtig“ nach dem Duft ihrer Haut und dem Glanz ihrer Augen, bald verlangt es ihm ganz simpel nach „Zuneigung“. Dieser Song aus dem eben erschienenen 21.Album „12 neue 12“ hat das melodische Potenzial, an die alten Hits anzuschließen.

Zu den Highlights zählten das das Geist-Seele-Problem populär fassende „Sanft ist unser Kampf“ und das groovige „Flipper“ mit der schwungvoll gesungenen Zeile „Wie a Kugel von an Flipper, immer g'rollt werd'n, des is bitter“. Zum Eskapismusklassiker „Reif für die Insel“ wippte man noch lockeren Beins im Reggaerhythmus, beim treibenden „Wenn das Geld ausgeht“ aber wurde echte Tristesse spürbar. Den ostösterreichischen Grant mag Cornelius nicht, singt er, der hiesigen Elegie ist er allerdings doch schwer zugetan.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.11.2012)

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