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Kontroverse um "Die Hinichen"

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Kontroverse bdquoDie Hinichenldquo(c) APA CHRISTIAN MONTES (CHRISTIAN MONTES)
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Die Wiener Grünen ließen ein Konzert verbieten. Die IG Autoren spricht von Zensur. Die FPÖ ortet Amtsmissbrauch.

Sie nennen sich „Die Hinichen“, Prolo-Rock-Kabarett. Ihre Texte handeln von „Gruppensex im Pensionistenheim“, „Sturm aufs Frauenhaus“ und einem „Neger am Mittelmeer“. Sie sind tief, sehr tief. Die Wiener Grünen haben nun dafür gesorgt, dass ein Konzert der Gruppe am Samstag im Gasometer abgesagt worden ist. Sie haben bei ihrer Beteiligung an der Stadtregierung mit Szene Wien und Planet Music, genauer mit deren Geschäftsführer Muff Sopper, eine Vereinbarung geschlossen, dass Formationen, welche „sexistische, rassistische, gewalttätige Inhalte verbreiten“ nicht mehr eingeladen werden, vor allem nicht in subventionierte Institutionen, erklärt der Wiener Grünen-Kultursprecher Klaus Werner-Lobo.

>>"Die Hinichen" spalten die Twitter-Community

Als das „Hinichen“-Konzert angesetzt war, habe er Sopper auf die Vereinbarung hingewiesen, so Werner-Lobo. Das Konzert wurde storniert. Allerdings gab es heftige Reaktionen von Fans der Band, „ca. 100“, darunter auf Facebook, aber auch in Mails an Werner-Lobo. In einigen dieser Stellungnahmen ortet er „neofaschistische Tendenzen“. Die Freiheit der Kunst sei ein Thema der Kulturpolitik, Freiheit stoße dort an die Grenze, wo die Freiheit anderer berührt werde. Der Geschäftsführer der IG Autoren, Gerhard Ruiss, nannte die Konzertabsage „eine Schande, absolut inakzeptabel“, „das ist die Zensur der Ära Metternich“, es gebe genug „Möglichkeiten im Straf- und Zivilgesetz, Gesetzesverstöße zu ahnden“. Es brauche „keinerlei politisch vorgegebenes Sittlichkeitsempfinden, was einem Publikum zugemutet werden kann und was nicht“, so Ruiss. Die IG verlangt eine Garantie, „dass sich die Politik nicht in die Programmierung von Kulturveranstaltern einmischt“.

Veranstalter mit Subventionsstreichung zu bedrohen, das „riecht nach Amtsmissbrauch“, sagt der Wiener FPÖ-Klubchef Johann Gudenus. Das Demokratieverständnis der Grünen erinnere an „Erich Honeckers linksfaschistische DDR und andere totalitäre Regime“. „Wenn eine Frauenband in Moskau eine Kirche schändet und sie dafür gerichtlich zur Verantwortung gezogen wird, dann ist der Aufschrei der Empörung bei den Grünen groß. 450.000 Steuer-Euro schmeißen sie für ihr Fest hinaus. Einer Wiener Musikertruppe untersagen sie aus ideologischen Gründen ein Konzert, für das schon mehr als 400 Karten verkauft wurden“, so Gudenus. Wer sich selbst ein Bild machen möchte, kann die „Hinichen“-Songs auf YouTube nachhören. bp/apa

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.12.2012)

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