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Ravi Shankar: Der Meister aller Ragas

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Ravi Shankar ist im Alter von 92 Jahren gestorben.
Er hat die klassische indische Musik weltweit populär gemacht. Der Premier Indiens nannte ihn „Botschafter des indischen Kulturerbes“.

Wenn heute (fast) alle Musikinteressierten zumindest ungefähr wissen, was ein Raga ist (eine Art Tonleiter), dann ist das sein Verdienst: Ravi Shankar hat der Sixties-Generation die Musik Indiens nahegebracht. Auf die wirkungsvollste Weise: über seinen Einfluss auf wichtige Popbands. The Byrds hörten 1965 im Studio seine Musik und nahmen Elemente daraus in ihre Songs auf; das brachte George Harrison von den Beatles dazu, eine Sitar zu kaufen und in „Norwegian Wood“ zu spielen. Im folgenden Jahr, 1966, traf er Shankar in London und besuchte ihn in Indien. 1967 trat Ravi Shankar beim Monterey Pop Festival auf, 1969 in Woodstock, 1971 beim Concert For Bangladesh. Dort stimmte er zunächst sein Instrument und wurde dafür mit großem Applaus bedacht. Er reagierte gefasst: „Danke. Wenn Ihnen das Stimmen so gut gefällt, hoffe ich, dass Ihnen mein Spiel noch besser gefallen wird.“

Aus alter Brahmanenfamilie


Diese Anekdote illustriert, dass die „Begegnung“ oder gar „Verschmelzung“ von Pop mit indischer Musik nicht so selbstverständlich verlief, dass der „Raga Rock“ oft vor allem den exotischen Reiz der fremdem Klänge nutzte. Denn die Musik, für die Ravi Shankar stand wie kein anderer, ist Kunstmusik, klassische Musik – mit schwierigen Strukturen, die sich nicht so schnell erschließen.

Ravi (eigentlich Ravinda) Shankar, 1920 in der den Hindus heiligen Stadt Benares am Ufer des Ganges in eine alte Brahmanenfamilie geboren, begann freilich selbst mit populärer Musik – in Paris, für die Tanzgruppe seines Bruders Uday Shankar. 1938, als Tourneen in den Westen nur mehr schwer möglich waren, begann er am Fürstenhof Maihar mit dem Studium klassischer nordindischer Musik, lernte die Ragas mit ihren Mikrotönen (eine Oktave ist nicht wie in der abendländischen Musik in zwölf, sondern in 22 Intervalle unterteilt) kennen und spielen.
Schon vor seiner Begegnung mit der Popmusik galt er als wesentlicher Repräsentant dieser Musik und als Meister der Sitar, dieses Zupfinstruments mit den vielen Resonanzsaiten, die ihm seinen charakteristischen Klang verleihen (und es schwer zu stimmen machen). Charakteristisch für seinen Stil wurde, dass er auch Elemente der südindischen (karnatischen) Musik integrierte und unkonventionelle Rhythmen verwendete. „Das größte Glück ist es, zu improvisieren, Musik wie aus einem Ozean zu schöpfen, immer wieder Neues zu finden“, sagte er.

Norah Jones ist seine Tochter


Von der Hippie-Bewegung distanzierte sich Shankar in den Siebzigern, auch weil ihm deren Naheverhältnis zu Drogen suspekt war. Seine Freundschaft mit George Harrison blieb aufrecht, dieser lektorierte etwa Shankars Autobiografie „Raga Mala“. Beim Gedenkkonzert für den 2002 verstorbenen Harrison wurde ein Ravi-Shankar-Stück aufgeführt – von seiner Tochter Anoushka Shankar, die ebenfalls die Sitar spielt. Ihr Album „Traveller“ ist wie seine „Living Room Sessions“ 2013 in der Kategorie „Weltmusik“ für einen Grammy nominiert. Eine zweite Tochter wurde in einem ganz anderen Musikgenre erfolgreich: die Soul- und Jazzsängerin Norah Jones.
Ravi Shankar, der unter Herzproblemen litt, wurde vor wenigen Tagen in San Diego, Kalifornien, operiert. Dort ist er nun im Alter von 92 Jahren gestorben. Der Premierminister Indiens, Manmohan Singh, würdigte ihn, der auch im Oberhaus des indischen Parlaments saß, als „Botschafter des indischen Kulturerbes“.

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