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Jazz à la Monty Python

Wiener Konzerthaus
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Thomas Gansch und Georg Breinschmid wehrten den drohenden Weltuntergang kabarettistisch ab.

Die vielen Schichten Grant und Zwider, mit denen sich der Ostösterreicher gegen grundlos gute Laune wappnet, sind nicht leicht zu durchbrechen. Auch nicht mit Jazz. Dabei hat das Genre eine lange Tradition, Scherz und Sound zusammenzudenken, man denke nur an Fats Waller und Bob Dorough, Oscar Brown Jr und Blossom Dearie. Hierzulande ist es dennoch ungewohnt, wenn Jazzer auf gutem Fuß mit Ironie und Satire stehen.

Trompeter Thomas Gansch hat sich immer schon instinktiv gegen alles Seriöse und Ehrfurchtgebietende gewandt. Lachen ist für ihn die beste Waffe gegen den Druck der Norm, der von Hierarchen oder vom berühmten gesunden Menschenverstand ausgeht. Bei seinem „Konzert zum Weltuntergang“, das er mit Bassist Georg Breinschmid ausrichtete, blieb am Ende kein Auge trocken. Basis ihres gemeinsamen Witzes sind biografische Parallelen: Beide wuchsen in Provinzstädten auf, beide hatten nicht nur lustvolle Berührungen mit klassischer Musik.

Aus zunächst kleinen Fluchten in den Jazz und den Humor von Thomas Bernhard und Monty Python wurde eine eigenwillige Kunstform: ein rasanter Collagestil.

So wurden Beethovens „Ode an die Freude“, Charlie Parkers „Donna Lee“ und „Flying Through The Air“ aus dem Bud-Spencer-Terence-Hill-Film „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ gleichberechtigt persifliert. Zwischen ihren abenteuerlichen musikalischen Ausflügen schleuderten Gansch und Breinschmid stakkatohaft Pointen. Dass sie nicht am Tourettesyndrom laborieren, zeigte sich an ihren Gstanzln, die strengem Formwillen unterworfen waren.

„Alle Menschen werden bla, bla, bla“

Besonders wirkkräftig war ihr im Namen des „Vereins der Feinde der Wiener Philharmoniker“ dargebrachtes „Gstanzl über betrunkene Orchestermusiker“, die nichts lieber tun, als sich im Tutti zu verstecken. Sie flirteten ungeniert mit exotischen Taktarten und Polka-Interludien und schreckten im Lied „Der Tod“ nicht einmal vor Schlagerästhetik zurück. Ein weiteres Gustostückerl: das groovige „Geilomat“, das frech vorschlug, der Liebe alle Sentimentalität zu entziehen. Am Ende hatte man gelernt, dass weder Kruzifix noch Ziergottheit vor dem Höllenschlund retten und in Notfällen auch innerweltlich nicht viel zu holen ist. Denn: „Alle Menschen werden bla, bla, bla.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2012)

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