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Erstmals seit 1999: Musikmarkt wächst wieder

Erstmals seit 1999 Musikmarkt
Erstmals seit 1999 Musikmarkt(c) AP (Matt Dunham)
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Lange galt das Internet als Totengräber der weltweiten Musikbranche. "Das Digitale rettet die Musik", erklärt nun Sony-Music-Chef Edgar Berger.

Erstmals seit 1999 konnte der Branchenverband IFPI (International Federation of the Phonographic Industries) bei der Präsentation des "Digital Music Report 2013" in London am Dienstag ein Wachstum des globalen Musikmarkts verkünden. "Wir befinden uns auf dem Weg der Besserung, was nicht zufällig passiert ist", erklärte IFPI-Vorsitzende Frances Moore im Rahmen einer Telefonkonferenz. 16,5 Milliarden US-Dollar (12,4 Mrd. Euro) Umsatz 2012 bedeuten ein Plus von 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Hauptgrund für den Umschwung ist der zum neunten Mal in Folge gewachsene Anteil des Online-Musikmarkts: Mit 5,6 Milliarden US-Dollar machen Downloads, Streaming Dienste und andere Services bereits 34 Prozent des Gesamtmarktes aus. Hatte es vor einigen Jahren noch geheißen, dass digitale Möglichkeiten das Ende der Industrie bedeuten würden - bzw. böse Zungen behauptet haben, dass dieses schon eingetreten sei -, sei nun das Gegenteil zu attestieren, so Sony-Music-Chef Edgar Berger: "Die Wahrheit ist: Das Digitale rettet die Musik."

Trend zur Internationalisierung

Damit einher geht auch eine zunehmende Internationalisierung. So finden sich etwa bei den erfolgreichsten Singles des vergangenen Jahres Künstler aus Kanada (Carly Rae Jepsen), Südkorea (Psy), Australien (Goyte) oder Brasilien (Michel Telo) unter den Top Ten. Auch bisherige Schwellenmärkte wie Brasilien oder Indien gewinnen zunehmend an Bedeutung. Auf diese, und vor allem auch China, will man künftig setzen.

Allerdings hat China noch stark mit Piraterie zu kämpfen hat. Dieses Dauerthema der vergangenen Dekade war daher auch bei der diesjährigen Präsentation gegenwärtig. Die IFPI setzt aber nach wie vor auf eine "freiwillige Zusammenarbeit" mit Internet Service Providern und hofft auf weitere gesetzliche Schritte von Regierungen. "Sie müssen handeln. Und wenn sie es tun, ist es auch effektiv", betonte Moore. So hätten u.a. Blockaden von Seiten wie "Pirate Bay" oder "Megaupload" signifikante Auswirkungen gehabt, wie sie unterstrich. Bei "Pirate Bay" führte dies etwa in fünf europäischen Ländern zu einem Nutzerrückgang um 69 Prozent, so Moore.

"Das Digitale hat den Mainstream erreicht"

Insgesamt habe aber "das Digitale den Mainstream erreicht", so die IFPI-Vorsitzende. Musik sei auch für weitere Wirtschaftszweige im Onlinebereich ein treibender Faktor - gerade für Social-Media-Anwendungen wie Facebook, YouTube oder Twitter. Ein Beispiel: Neun der zehn meistgesehenen YouTube-Videos sind Musikvideos. Solche Fakten sowie das leichte Wachstum wolle man in den kommenden Monaten und Jahren nutzen. Berger spricht von einer "Dekade des Übergangs": "Wir sehen uns einem weltweiten Wachstum gegenüber."

Gleichzeitig sei es durch die Entwicklung auch möglich, mehr zu investieren. Das komme wieder den Künstler entgegen. "Wir haben gute Gründe zu glauben, dass sich unsere Strategie durchsetzen wird", so der Sony-Music-Chef. Diese beinhaltet vor allem die Lizenzierung von Musik für "so viele legale, digitale Angebote wie nur möglich. Letztlich soll der Konsument entscheiden können", verwies Berger auf Vinyl, CD, Downloads oder Streaming-Dienste. Weltweit gibt es bereits mehr als 500 legale Musikservices, die über 30 Millionen Songs anbieten. "Somit kann man als Konsument nach Herzenslust einkaufen, wenn man möchte."

"Noch viel Arbeit vor uns"

Eine Entwicklung, die 2013 verfolgt werden soll, bezeichnete Francis Keeling, zuständig für das digitale Geschäfts bei Universal Music, als Kuratierung: Gerade der Siegeszug von Smartphones und Tablets hätte zur Stärkung des Online-Musikmarktes beigetragen, Fans würden sich nun aber bessere Empfehlungen wünschen. Viele Musikdienste hätten dem bereits Rechnung getragen und entsprechende Features inkludiert. "Das sind viele gute Nachrichten heute, aber wir haben noch viel Arbeit vor uns", verwies Moore aber auf weitere Herausforderungen.

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(APA)

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