Das Hip-Hop-Trio trat in der "Roten Flora" in Hamburg auf obwohl der Besitzer des besetzten Hauses sie wegen Hausfriedensbruchs anzeigte.
Trotz eines Verbots und einer Strafanzeige trat das Hip-Hop-Trio Fettes Brot am Wochenende in Hamburg in der "Roten Flora", einem von Linksautonomen besetzen Haus im Schanzenviertel, auf. "Flora"-Besitzer Klausmartin Kretschmer wollte das für Sonntagabend geplante Konzert verhindern. Er erteilte den Band-Mitgliedern Dokter Renz, Björn Beton und König Boris Hausverbot und stellte eine Strafanzeige "wegen der drohenden Straftat eines Hausfriedensbruchs", so die "Hamburger Morgenpost". Das bestätigte eine Aktivistin der "Roten Flora". Die Band selbst war im Vorfeld des Auftritts nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.
Die Polizei schritt entgegen Kretschmers Erwartungen nicht ein. "Nach unserer Bewertung handelt es sich hierbei um eine zivilrechtliche Auseinandersetzung, bei der vorrangig die Zivilgerichte und nicht die Polizei zuständig sind", erklärte Polizeisprecher Holger Vehren am Samstag. Er bestätigte "den Eingang eines Schreibens von Herrn Kretschmer", das sich mit dem Konzert in der "Roten Flora" befasse.
Auch Fettes Brot gegen "Entertainment-Zentrum"
Hintergrund des Disputes ist ein Streit zwischen Kretschmer und den Hausbesetzern. Kretschmer plant, die "Rote Flora" zu einem sechsstöckigen Kulturzentrum mit Konzerthalle auszubauen. Die Linksautonomen hatten die Pläne als grotesk bezeichnet und Widerstand angekündigt. Das Hip-Hop-Trio unterstützt die Aktivisten und sprach sich in einem Interview gegen das geplante "Entertainment-Zentrum" aus.
Mit eineinhalbstündiger Verspätung fand das Konzert am Sonntagabend dann statt. Hunderte Menschen verfolgten den Auftritt, der über Lautsprecher und auf eine Hauswand übertragen wurde, im und vor dem autonomen Zentrum.
Fettes Brot veröffentlichte vor kurzem das siebente Album "3 is ne Party". Am 24. Jänner 2014 ist das Trio live im Wiener Gasometer zu sehen.
>> Artikel in der "Hamburger Morgenpost"
Die ''Rote Flora''
Die ''Rote Flora'', das Restgebäude des ehemaligen Flora-Theaters im Hamburger Schanzenviertel, wurde im November 1989 nach dem erfolgreichen Widerstand gegen den Umbau zu einem Musicaltheater besetzt.
Kretschmer kaufte das Gebäude 2001 für umgerechnet knapp 190.000 Euro. 2011 kündigte er an, das 1770 Quadratmeter große und inzwischen wohl millionenteure Grundstück samt "Roter Flora" wieder verkaufen zu wollen - danach wurde es still. Im August 2013 kamen dann wieder Verkaufsgerüchte auf.
(APA/dpa)