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Trotzige Musiker beim Amadeus: "Wir werden Kult"

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bilderbuch(c) Andreas Tischler (Andreas Tischler)
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Ungewöhnlich kuschelig verlief die 14. Verleihung des österreichischen Popmusikpreises Amadeus im Wiener Volkstheater. Unter den strahlenden Gewinnern: Anna F., Bilderbuch und Parov Stelar.

Kühn aufgemascherlt und frisch lackiert versammelte sich die österreichische Musikszene zum 14. Mal, um die Ergebnisse der allwissenden Jury zu vernehmen. Mit Ausnahme eines kleinen Ausrasters des verberlinerten, ein wenig illiterat wirkenden Rappers Nazar, der sämtliche Anwesende als „krasse Heuchler" bezeichnete, herrschte ungewöhnliche Eintracht. Vergessen war, dass sich Bands wie Naked Lunch, HVOB und Monobrother im Vorfeld der Preisverleihung von ihrer Teilnahme zurückgezogen haben. Die Causa Ö3/Elke Lichtenegger hat geholfen das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen. Der ungewöhnliche Schulterschluß gegen die destruktiven Folgen der Formatradioidee war durchaus zu genießen. Anders als in der Vergangenheit setzte es nicht einmal bei umstrittenen Entscheidung Buhrufe oder Pfiffe. Vielleicht trugen auch die von den Laudatoren gestreuten gescheiten Sentenzen das ihrige dazu bei.

Stefanie Werger: "Wir werden Kult!"

„Bob Dylan war Studienabbrecher, Dieter Bohlen Absolvent" raunte etwa der FM4-Ombudsmann den leicht erhitzbaren Gemütern zu. Vor dem inneren Auge so manchen Musikers tauchte da wieder die Vision einer Welt auf, in der man sich sich ausschließlich um kreative Belange kümmern könnte und keinerlei Sehnsucht nach Abschluß eines Wirtschaftsstudiums hegen müßte, wie es der fistelstimmige Modern-Talking-Luftgitarrist abgeschlossen hat. Allerdings war mit der versöhnlichen Utopie spätestens dann Schluß, als die Empfängerin des Lebenswerk-Amadeus, die steirische Sängerin Stefanie Werger in ihrer imposanten Rede vor Verlegern warnte: diese verlegen nämlich das Geld nicht selten von der Künstlerseite auf die ihre. Erwartungsgemäß hatte auch sie eine Spitze gegen Ö3 parat. „In den Neunzigerjahren haben die geglaubt, sie müßten uns Austropopper in die Pension schicken. Aber Künstler wie ich gehen nicht in Pension, wir werden Kult!" rief sie kämpferisch ins Auditorium. Tosender Applaus bestätigten einen gewissen Willen zu künftigen Trotzhandlungen.

Standing Ovations für Bilderbuch

Von der Preisverteilung her herrschten nicht so klare Zustände wie im Vorjahr, als die Linzer Elektronik-Swing-Kombo Parov Stelar drei Trophäen mitnehmen konnten. Der große Favorit, die Band Bilderbuch, war in vier Kategorien nominiert. Es blieb unverständlicherweise beim FM4-Award. Dafür konnte das dynamische Quartett als einzige Band des Abends Standing Ovations für sich verbuchen. Das furios live gespielte „Maschin´" riß die Kollegenschaft von den Sitzen. Der charismatische Sänger Maurice Ernst lud nach Erhalt des Preises ein: „Wir gehen einen Weg, geht ihn mit uns!" Über den Zuspruch in der Kategorie „Song des Jahres" war dann sogar Sängerin Anna F. überrascht. „Ich dachte Bilderbuch machen das...." Das hauchig-zarte, mit der Aura des Triebhaften kokettierende Lied „DNA" brachte ihr den Überraschungssieg. Ihr offizielles Video wurde immerhin dreimal so oft angeklickt wie das wunderbar den Gesetzen der Reduktion gehorchende „Maschin´"-Video, nämlich satte 1,5 Millionen Mal. Das sind Zahlen, die zur Hoffnung eines länger anhaltenden östereichischen Popwunders berechtigen.

"Musik ist unser Glück"

Dank des großzügigen Einsatzes von Fantasie und Persönlichkeit können sich viele Acts durchaus auch im Ausland durchsetzen. Ausverkaufte internationale Tourneen von Parov Stelar und Soap & Skin und der deutschlandweite Hype um die Band Ja, Panik sprechen für sich. Als der souveräne Moderator Manuel Rubey dann noch erwähnte, dass die diesmal mit einem Award geehrten Parov Stelar doppelt so viele Freunde auf Facebook hat wie Ö3, verwandelte sich das Staunen in lautstarken Jubel. Obwohl seit Jahrzehnten in dessen Diensten, bekam Eberhard Forcher nichts vom Ö3-Malus ab. Er ist halt seine ganz eigene Entität. Der jung gebliebene Osttiroler kommuniziert Musik aus allen Perspektiven. Egal ob als Sänger von Tom Pettings Herzattacken), als Radiomoderator, DJ und seit neuestem als Betreiber eines YouTube-Formats namens „Austrozone". Dafür gab es ebenfalls einen Amadeus. Sein schönes Credo? „Musik ist unser Glück!"

("Die Presse", Printausgabe vom 8.5.2014)

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