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Euphorischer Empfang für Conchita in Wien

Ankunft in Wien
Ankunft in WienREUTERS
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Song-Contest-Gewinnerin Conchita Wurst landete Sonntagmittag am Wiener Flughafen. "Wir sind nicht zu stoppen", teilte sie bei der Pressekonferenz mit. Wurst-Kritiker Alf Poier gratulierte zum ESC-Sieg.

Die strahlende Song Contest-Königin Conchita Wurst ist heute, Sonntag, um 12.15 Uhr von einer euphorischen Menge lautstark am Flughafen Wien Schwechat empfangen worden. Sprechchöre und kreischende Fans, Österreich- und Regenbogenfahnen, aufgemalte Vollbärte, fliegende Herzen, gezückte Smartphones und ein Glitterregen wurden der frischgebackenen Siegerin von Hunderten Menschen entgegen gebracht.

Wurst präsentierte sich stolz mit der gläsernen Eurovisions-Trophäe in der Hand und in Begleitung von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz. Anschließend gab sie eine Pressekonferenz. Sie habe es selbst beim Goldregen, der über dem Gewinner ausgeschüttet wird, noch nicht geglaubt, gewonnen zu haben, erzählte sie. Sie habe erst die Worte von ihrem Manager Rene Berto persönlich hören müssen: "Ja, Du hast gewonnen."

Conchita: "Wir sind nicht zu stoppen"

"Sonst quassel ich die ganze Zeit, und jetzt sitze ich hier...", zeigte sich Wurst sprachlos. Der Sieg der bärtigen Diva wird als Zeichen für Toleranz und Respekt gewertet. "Es hat mir gezeigt, dass es in unserer Gesellschaft Leute gibt, die nach vorne schauen wollen und nicht in der Vergangenheit stecken bleiben wollen." Auf Journalistennachfrage hatte sie deshalb sogar eine Botschaft an Russlands Präsident Wladimir Putin, auch wenn sie nicht davon ausgehe, dass er Song Contest schaue: "Wir sind nicht zu stoppen."

"Ich nehme das nicht für selbstverständlich, weil es von einer Sekunde auf die andere zu Ende sein kann", gab sich Wurst bescheiden. Und gab zu, ein wenig abergläubisch geworden zu sein: "Ich glaube eigentlich nicht an Zeichen", betonte Wurst. Aber sie habe am 6.11. Geburtstag. Und nun habe sie im Halbfinale Startplatz 6 und im Finale Startplatz 11 gehabt - was offensichtlich Glück gebracht habe.

An den Sieg habe sie nicht geglaubt, auch als er sich schon abzeichnete, so Wurst: "Wir saßen da - und ich habe in die Runde gesagt: wir sind jetzt gerade eine Minute lang auf Platz eins - genießt das, das wird nicht so bleiben. Dann habe ich gesagt, es sind schon vier Minuten - und dann ging das so weiter. Ich konnte das nicht glauben. Ich glaube, man hat gesehen, wie fassungslos ich war."

(c) Die Presse (Gregor Käfer)

Gastgeberin beim Eurovision Song Contest 2015?

Für kommendes Jahr legte sich Wurst schon einmal coram publico die Schiene. "Ich wäre gerne Teil von Eurovision 2015 - vielleicht als Gastgeberin?", kokettierte sie in Richtung der anwesenden Fernsehchefin Kathrin Zechner. Aber verteidigen werde sie ihren Titel nicht. Sofortige Unterstützung bei der Gastgeberidee kam vom EBU-Verantworlichen Jan Ole Sand.

Auf lange Sicht sei für sie, Wurst, jedenfalls klar: "Ich möchte weiter Musik machen - sie ist die Liebe meines Lebens. Mein Leben ist ein Musical, auch wenn das vielen Leuten auf die Nerven geht", so Wurst: "Und ich werde meine Überzeugungen aussprechen, mein Leben leben und mir treu bleiben - das ist der einzige Weg, um glücklich zu bleiben."

Tom Neuwirth, der Mann hinter der Kunstfigur Conchita Wurst, blieb übrigens beim gesamten Contest öffentlich in seiner Rolle. "Der Tom musste zwei Wochen im Hotelzimmer bleiben", erzählt Wurst. Begleitung hatte er immerhin: Neuwirths Eltern waren mit nach Kopenhagen gereist.

Alf Poier rudert zurück

Nach scharfer Kritik aus Russland hat die russische Delegation um Respekt geworben. "Ob er einen Bart hat oder keinen Bart, ob er Mann ist oder Frau - das ist unwichtig, es ist ein Wettbewerb", sagte "Pop-Papst" Filipp Kirkorow am Sonntag im Staatsfernsehen. Auf dem Nachrichtenportal "Russia Today" sucht man den Namen Conchita Wurst allerdings vergeblich.

Auch der Kabarettist Alf Poier, der 2003 auf Platz sechs beim Song Contest landete, meldete sich zu Wort. Poier hatte den österreichischen Beitrag im Vorfeld hart kritisiert. Nun schrieb er auf Facebook: "Gratuliere Conchita! - Auch wenn Dein Beitrag nicht nach meinem Geschmack war. - Aber Platz 1 für Österreich ist sensationell. So viel Fairness muss sein! - Hut ab!" Er wolle nicht als Polit-Maskottchen missbraucht werden, fügte Poier hinzu.

Spitzenquoten für den ORF

Sagenhafte 73 Prozent Marktanteil bescherte das Voting am Samstag dem ORF - mit Spitzen von 1,544 Millionen Zuschauern. Diese werden ansonsten allenfalls bei nationalen Wahlen oder herausragenden Sportereignissen erreicht. Und auch in den Sozialen Medien trat Conchita einen Siegeszug an: Mehr als 200.000 Facebook-Fans hat sie seit Beginn des ESC-Spektakels Anfang Mai dazu gewonnen. Und die Zahl ihrer "Twitter"-Follower hat sich seit Freitag auf 45.000 verneunfacht.

Wo findet der Song Contest 2015 statt?

Die Planungen für das Megaevent - immerhin der größte Musikwettbewerb der Welt mit mehr als 120 Millionen Fernsehzuschauern - sollen gleich am Montag beginnen, sagte ORF-TV-Unterhaltungschef Edgar Böhm. Man werde eine Task Force freistellen, welche die Veranstaltung vorbereite: "Das ist eine Riesenchance".

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz zufolge habe man schon begonnen, Gespräche zu führen. "Es ist eine große Aufgabe, die eine nationale Kraftanstrengung sein muss. Die Republik, die Stadt, die das austragen wird, so etwas kann nur funktionieren, wenn das ganze Land hinter der Idee steht", so Wrabetz. Die für viele offensichtliche erste Wahl, die Wiener Stadthalle mit einer Kapazität von 16.000 Menschen, stehe jedenfalls bereit, sagte Stadthallen-Chef Wolfgang Fischer.

(APA)

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