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Alle wollen den Songcontest ausrichten – außer Salzburg

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Der ORF will sich zwei Monate Zeit nehmen, um den Austragungsort des Bewerbs am 16. Mai 2015 auszuwählen – und hofft auf Beteiligung von Republik, Veranstalterstadt und -land.

Das Wörtherseestadion. Das AKW Zwentendorf. Die Messehalle von Oberwart: Es gibt kaum einen Veranstaltungsort in Österreich, der in den vergangenen Tagen nicht als möglicher Austragungsort des Songcontests 2015 ins Spiel gebracht worden wäre. Zwei Monate will sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz ab jetzt nehmen, um zu entscheiden, wo der Wettbewerb am 16. Mai kommenden Jahres über die Bühne gehen wird.

Rund 20 Millionen Euro wird die Ausrichtung des Songcontests den ORF unterm Strich kosten, also etwa nach Abzug der Einnahmen aus Übertragungsrechten und Tickets, schätzt Finanzdirektor Richard Grasl. Das sei zwar leistbar, weil 2015 keine Großereignisse wie die Fußball-WM oder Olympische Spiele anstünden – trotzdem werde der ORF „starke Unterstützung“ der Republik, des austragenden Bundeslandes sowie der Veranstalterstadt brauchen, baut Wrabetz bereits vor.

Über mangelndes Interesse an potenziellen Veranstaltern für das Event, das in den vergangenen Jahren jeweils um 10.000 Menschen live verfolgt haben, kann er sich aber im Moment nicht beklagen: Von Landeshauptleuten wie Burgenlands Hans Niessl (SPÖ) oder Niederösterreichs Erwin Pröll (ÖVP) abwärts fühlten sich am Montag zahlreiche Lokalpolitiker und Location-Betreiber bemüßigt, ihre Vorschläge vorzubringen. Nur aus Salzburg kam eine deutliche Absage: Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) erklärte, „diese Veranstaltung“ passe nicht in das Kulturprofil des Landes.

Wrabetz: Eher kein Open Air

Um sein Kulturprofil macht man sich in Niederösterreich weniger Sorgen: Neben Grafenegg kämen auch das neue Stadion in St. Pölten oder das niemals aktivierte Atomkraftwerk Zwentendorf als Austragungsorte in Frage, heißt es aus dem Büro Pröll. Weil all diese Orte aber gemeinsam haben, dass sie neben großen Open-Air-Flächen nur wenig Platz für Schlechtwettergäste haben – und noch dazu kaum öffentlich erreichbar sind –, dürften diese Vorschläge wohl eher illusorisch bleiben. Wrabetz hat bereits erklärt, dass die Schlechtwettertauglichkeit ein wichtiges Kriterium sein wird. Gleiches gilt für das Messezentrum Oberwart, wo Hans Niessl den Songcontest gerne sehen würde, um die Stadt 15 Jahre nach dem Rohrbombenattentat als „Stadt der Vielfalt“ zu inszenieren – verkehrstechnisch ist der Ort nur schwer erreichbar.

Unrealistisch ist auch, dass der Contest in einem von vielen in Frage kommenden Stadien abgehalten wird – Kärnten wirbt für das Wörtherseestadion, die ehemalige Hypo- Group-Arena: Wie in allen anderen österreichischen Arenen ist die Spielfläche dort nicht überdacht – eine aufwendige Dachkonstruktion wäre aber wohl ein beträchtlicher finanzieller und zeitlicher Aufwand. (Dabei hat schon ein Songcontest in einem Stadion stattgefunden: 2011 adaptierte die ARD die Düsseldorf Arena – die hatte allerdings schon davor ein Dach.)

Oberösterreichs Josef Pühringer (ÖVP) wirbt unterdessen für eine Austragung in Linz oder Wels unter Einbindung des Linzer Musiktheaters – als Orte stünden etwa die BRP-Rotax-Halle in Wels oder die TipsArena bereit. Eher aussichtslos, weil Open Air, dürfte die Bewerbung des Bürgermeisters von Gmunden (Thomas Neuwirth wurde dort geboren) sein, der von einem Open Air vor Traunsee und -stein träumt.

Realistischer wäre die Austragung in Innsbruck oder Graz: In Tirol böte die Olympiahalle Platz für bis zu 14.000 Besucher, die Grazer Stadthalle für 10.000. In der Steiermark hat auch der Betreiber des Freizeitzentrums Schwarzlsee Interesse bekundet – seine Halle hätte Kapazität für 18.000 Plätze.

Am realistischsten dürfte aber sein, dass der Songcontest in Wien bleibt. Wenn man davon ausgeht, dass eine bestehende Location genutzt wird – ein Neubau samt Planung, Ausschreibung und Bewilligung binnen weniger als eines Jahres wäre ein höchst unrealistischer Kraftakt –, kommen hier praktisch nur zwei Veranstaltungsorte in Frage: Die Stadthalle – und die Messe Wien.

„Wo sonst“, hat Stadthallen-Geschäftsführer Wolfgang Fischer schon am Sonntag gefragt – und die Erfahrung der Halle mit Veranstaltungen aller Art sowie Platz für 16.000 Besucher in die Waagschale geworfen. Die Messe dagegen könnte in zwei Hallen je 15.000 Menschen unterbringen. Lachender Dritter könnte das Austria Center sein, das mit 3400 Plätzen in der großen Halle zwar zu klein für den Hauptbewerb ist – aber auf den Zuschlag als Medienzentrum hofft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2014)

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