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Was Hafis über Wein weiß

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Themenbild(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com
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„Glatt und verkehrt“. Die Auftritte von Quasida und Fanfarai bei den Winzern Krems zeigten die lebenszugewandte Seite des Orients.

Auftritte von Muslimen im Hof der Winzer Krems könnten eine heikle Angelegenheit sein, gäbe es nicht Dichter wie den Perser Rumi. „Wenn ein Mensch, der Gott wirklich liebt, in eine Schenke einkehrt“, meinte er einst, „dann wird sie seine Gebetsnische.“ Die Intensität von Gottesanrufungen hatte der Gesang des Mohammad Motamedi in jedem Fall. Wie er da rhythmisch gen Himmel gestikulierte und mit geschlossenen Augen innigst sang, das ergriff auch jene, die kein Wort verstanden. „Quasida“ hieß dieses Projekt, das klassische persische Musik mit dem stark von arabischer Kultur geprägten Flamenco in Verbindung brachte. Keine Fusion, sondern ein intensiver Dialog auf Augenhöhe.

Flamenco-Sängerin Rosario „La Tremendita“ brach die Herzen mit ihrem unnachahmlich herben Gesang. Ihrer Körpersprache nach schien sie mit unsichtbaren Mächten zu ringen. Unterstützt wurden die beiden von einem Flamencogitarristen, einem Virtuosen der Kamancheh (persisches Streichinstrument) sowie diversen Perkussionisten und Palmas (Händeklatscher). Erstaunlich, wie das Pathos beider Stile harmonierte, wenn von der Liebe die Rede war. Lauter und lebendiger wurde es mit „Buleria de la Fragua“, wo Poesie des persischen Dichters Hafis eingearbeitet war. Aus dessen Œuvre stammt auch das „Saghi Nameh“, das die Tätigkeit eines Weinträgers lobte. Der Wein bringe, so hieß es da, nicht nur private Freude, sondern reflektiere an seiner Oberfläche auch, wann die Zeit eines Königs abgelaufen sei. Zudem sei Wein ein Zauberelixier, mit dessen Hilfe man die Fesseln der Zeit lösen kann. Da biss das p.t. Publikum sofort noch pflichtbewusster in die reschen Rebensäfte. Zum Abschluss lockte dann noch das französisch-algerische Ensemble Fanfarai das Tanzbein. Mit schwungvollen Liedern wie „Touchia Zidane“ und dem auch von Shantel gecoverten Dahmane-El-Harachi-Klassiker „Ya Rayah“ verwandelte sich das Auditorium in eine Freiluft-Disco. Musik und Weine waren vorzüglich, allein das an Gefängniskantinen gemahnende Essen wäre verbesserungswürdig. Deliziöse Weltmusik verlangt exotische Happen! (sam)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.07.2014)

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