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Neues U2-Album: Kritik an Apples "Zwangsbeglückung"

Bono of Irish rock band U2 gestures to the audience after performing at an Apple event at the Flint Center in Cupertino
Bono of Irish rock band U2 gestures to the audience after performing at an Apple event at the Flint Center in Cupertino(c) REUTERS (STEPHEN LAM)
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"Songs of Innocence" wurde 500 Millionen iTunes-Nutzern in die Mediathek geladen. Ungefragt, wie viele Apple-User kritisieren.

Die irische Band U2 hat ihr überraschend herausgebrachtes neues Album "Songs of Innocence" an 500 Millionen Apple-User verschenkt, doch nicht alle freuen sich darüber. Denn Apple platzierte das Album als Werbegag für die neuen Produkte ungefragt in die iTunes-Mediatheken seiner User. Bei vielen Kunden hinterließ die Zwangsbeglückung einen fahlen Beigeschmack. "Ein Geschenk, das an der Haustür liegt, ist eine Sache. Ein Geschenk, das man im Haus hinterlässt, nachdem man sich selbst Zutritt verschafft hat, etwas ganz anderes", schrieb etwa der amerikanische Technologieblog "Recode".

Bei Apple sind viele Anfragen von Usern eingegangen, die ein gemeinsames Anliegen haben: Wie können Sie "Songs of Innocence" aus ihren Mediatheken wieder entfernen?

Für U2 erweist sich die Aktion damit als zweischneidiges Schwert. Zwar muss die Band nicht um die Hörer werben, doch ihr jüngstes Werk ist damit untrennbar mit der umstrittenen Apple-Werbung verbunden.

Für die Band selbst scheint zumindest aus finanzieller Sicht das Abkommen mit Apple sehr lukrativ gewesen zu sein.  Einem Bericht des Branchenmagazin Business Insider zufolge soll der Hersteller über 100 Millionen Dollar an U2 und Universal gezahlt haben.

Kritik: "Geschenkt ist noch zu teuer"

Die Reaktionen der Musikpresse auf "Songs of Innocence" sind aber verhalten. "Geschenkt ist noch zu teuer: Wer das neue Album der Pop-Superstars U2 in seiner iTunes-Mediathek findet, kann es ungehört löschen", urteilte etwa der "Musikexpress". In der Online-Rezension des deutschen Pop-Musikfachblattes hieß es weiter: "Dass U2 ein weiteres belangloses Album aufgenommen haben, wäre nicht so schlimm. Der wahre Affront besteht darin, dass wir ihre 'Songs Of Innocence' in den nächsten Monaten nicht nur übers Radio um die Ohren gehauen bekommen werden, sondern dass sie sich auf perfide Art und Weise auf unsere Festplatten geschlichen haben."

Trotz der gewaltigen Zahl von einer halben Milliarde potenzieller Hörer wird "Songs of Innocence" zunächst kein Chartstürmer sein: Bis Mitte Oktober wird das Album nur an Apple-Kunden verschenkt und soll deshalb nicht berücksichtigt werden. Damit andere Anbieter danach das neue U2-Werk auch noch verkaufen können, bekommen sie vom Musikkonzern Universal eine ausgebaute Version mit mehreren Live-Songs.

Schmälert Gratis-Aktion Wert der Musik?

Zugleich machten sich einige in der Musikbranche Sorgen, dass der Präzedenzfall den Wert von Musik in den Augen der Käufer schmälern könnte. "Ich bin mir nicht sicher, dass diese Gratis-Aktion gut für das Geschäft ist", sagte etwa ein ranghoher Manager dem Fachblatt "Billboard".

--> Business Insider

(APA/dpa)

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