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Protest-Songcontest: Songs gegen das Böse im Allgemeinen

(c) APA/EPA/STEVE C.MITCHELL (STEVE C.MITCHELL)
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Die Siegerband Rammelhof gackerte gegen Putin, sonst gab es beim Protest-Songcontest viel unkonkreten Unmut.

Zum zwölften Mal luden FM4 und das Rabenhoftheater am Donnerstag zum Protest-Songcontest, bei dem zehn Finalisten vor dem berstend vollen Saal ihren Unmut kundtaten, gegen – ja gegen was denn eigentlich?

„Bittegoaschen, kennt's net in Oasch gehn?“, sangen etwa Rotzpipn und das Simmeringer Faustwatschenorchester zu Beginn der Show. Die Band, die 2012 den Wettbewerb gewann, animierte das Publikum mit ihrem Ramones-Punk zum fröhlichen Mitsingen. Gegen wen oder was genau sich ihr Protest richtet, blieb aber schwammig, wie auch bei vielen anderen Teilnehmern: Korrupte Politiker, die Missachtung der Menschenrechte und der Faschismus im Allgemeinen waren die Übel, gegen die es anzusingen galt.

Konkreter wurde es mit der neu gegründeten Band Rammelhof, die mit ihrem Song „Wladimir (Put Put Putin)“ gegen die Annexion der Krim durch den russischen Machthaber ansang – und damit letztlich auch die Jury überzeugen konnte. Sie trumpfte vor allem mit ihrer lauten, chaotischen Performance in Militäruniform auf: Im Refrain wurde aus dem „Put“ in Putin ein freches Gackern, Sängerin Gina räkelte sich mit einbandagiertem Bein auf ihrem Barhocker und zerdrückte auf der Bühne ein rohes Ei, passend zu einer Zeile, in der Snowden auf Hoden gereimt wird. „Auf diesen Reim warte ich seit zwei Jahren“, merkte Moderator Michael Ostrowski an.

„Und sonst, wie geht's?“

Die musikalisch überzeugendste und sympathischste Band landete letztlich mit nur einem Punkt hinter Rammelhof auf dem zweiten Platz: Das Duo Wiener Blond loopte ihr Beatboxing live und sang dazu im Dialekt von Neid, Gier und einer verwöhnten, orientierungslosen Generation. Es war wohl weniger ein Protestsong als eine subtile Selbstreflexion – das Publikum feierte sie trotzdem. Die beiden, Sebastian Radon und Verena Doublier, sollte man sich jedenfalls merken.

Für Heiterkeit sorgte, wie auch schon im Vorjahr, Moderator Ostrowski. „Was Sie alle nicht wissen: Der heutige Abend ist auch die Vorentscheidung für den Eurovision Songcontest. Ich bin Mirjam Weichselbraun“, spaßte er zu Beginn. Seine schwierigste Aufgabe, die Bands während der Umbaupausen durch Interviews zu manövrieren, nahm er mit Leichtigkeit und herrlich blöden Fragen: „Und sonst, wie geht's?“

Die Show wird heuer erstmals im Fernsehen übertragen: Der „Jugend- und Protestsender ORF III“ (Zitat Ostrowski) zeigt sie heute um 22.45 Uhr.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.02.2015)

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