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Amadeus Award: Conchita Wurst schlägt die "Band der Stunde"

15. VERLEIHUNG DER AMADEUS AUSTRIAN MUSIC AWARDS: CONCHITA WURST
15. VERLEIHUNG DER AMADEUS AUSTRIAN MUSIC AWARDS: CONCHITA WURST(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Conchita Wurst holte beim österreichischen Musikpreis drei Trophäen. Die fünf Mal nominierte Wiener Band Wanda wurde zwei Mal ausgezeichnet. Viel Kritik gab es am Mangel österreichischer Musik im Öffentlich-Rechtlichen.

Am Sonntagabend wurden im Wiener Volkstheater die Amadeus Austrian Music Awards verliehen. In den 15 Jahren seit der ersten Vergabe hätten sie sich "zu einem begehrten Preis entwickelt", meinte Moderatorin Arabella Kiesbauer zu Beginn. Nach mehreren Unterbrechungen und Änderungen ist der österreichische Musikpreis zumindest etabliert. Bei den Nominierungen zeigte er tatsächlich Relevanz: Mit fünf Nennungen führte hier eine "Band der Stunde": Wanda, die auch in Deutschland ausverkaufte Konzerte spielt und von der Musikpresse bejubelt wird. In der Kategorie Band des Jahres unterlagen die Favoriten - neben Wanda auch Bilderbuch - dann aber der steirischen Popband Tagtraeumer. Damit hatten die fünf Bandmitglieder von Tagtraeumer selbst nicht gerechnet und keine Dankesrede vorbereitet.

Solche Überraschungen haben Preise eben an sich. "Die meisten von ihnen werden nicht gewinnen", sagte Moderator Manuel Rubey über die Nominierten in seiner Anmoderation, die durchaus bissig ausfiel. Andreas Gabalier, ebenfalls mehrfach nominiert, werde "vor allem von Töchtern" gefeiert, so Rubey - ein kleiner Seitenhieb auf den Skandal um die Bundeshymne, die der "Volks Rock 'n' Roller" in einer veralteten Version gesungen hat. FM4-Chefin Monika Eigensperger gratulierte Rubey "zum 20. Geburtstag" und auch der Privatsender, der die Gala übertrug, bekam sein Fett ab: ATV sei "der Sender mit den wenigen Unterbrechungen zwischen der Werbung", sagte der Moderator.

Wanda siegten dann doch: In der Kategorie Alternative Rock/Pop. "Jetzt haben wir die Chance der jungen Bands auf einen Preis zerstört", sagte Marco Michael Wanda, Frontmann der selbst noch jungen Band, hat sie doch erst im Oktober ihr Debütalbum veröffentlicht. Die Wiener Band bekam außerdem den FM4-Award, dessen Sieger bereits im Vorfeld bekannt gegeben wurde. "Bussi", dankten Wanda, die ihren Hit "Bologna" auch live spielten.

"Ich habe das sowieso verdient"

Weniger bescheiden als Wanda gab sich Rapper Nazar, der den Amadeus Award in der Kategorie Hip-Hop/Urban holte: "Ich habe das sowieso verdient", sagte er - und gab auch gleich ein politisches Statement ab: Gegen Rassismus und "Danke dafür, dass ich meine Meinung gegen Zahntechniker aus Österreich sagen darf." In der ORF-Show "Unser Song für Österreich" sollen potentiell kontroversielle Sager des erklärten FPÖ-Gegners dem Schnitt zum Opfer gefallen sein. "In der österreichischen Politik, da sind ein paar kleine Hurenkinder dabei", so der Rapper in seiner Dankesrede.

Zum Video des Jahres wurde "Heroes" von Conchita Wurst gekürt. "Mein erster Award", freute sich die Song-Contest-Siegerin. Sie war die große Gewinnerin des Abends: Auch der Preis für den Song des Jahres ging an Conchita Wurst für den Song-Contest-Siegerbeitrag "Rise Like A Phoenix". Dafür gab es Standing Ovations. "Danke an Weiß-ich-nicht-wen, dass ich meinen Traum leben darf. Sie können sich das nicht vorstellen, was das bedeutet", sagte Wurst, zu Tränen gerührt. Als Künstlerin des Jahres wurde sie ebenfalls ausgezeichnet. "Danke an meine Familie, die nichts anderes kennt als bedingungslose Liebe", so die Kunstfigur, hinter der Tom Neuwirth steckt. Über den Titel "Künstlerin" musste Wurst kurz schmunzeln.

"Es gibt Menschen, die meine Musik hören"

Udo Jürgens wurde nicht nur von Herbert Grönemeyer - live am Klavier - geehrt. Der im Dezember verstorbene Musiker wurde zudem zum Künstler des Jahres gewählt. Jürgens' Sohn Johnny nahm die Glastrophäe entgegen.

Das Album des Jahres lieferte Julian Le Play mit "Melodrom" ab. "Es gibt Menschen, die meine Musik hören", freute sich der Wiener. Songwriter des Jahres wurden Hillebrand, Noa Ben-Gur und Alex Pohn sowie Interpret Thorsteinn Einarsson für "Leya".

In den Genre-Kategorien setzten sich großteils die Favoriten durch: Den Amadeus in der Kategorie "Bumm-Bumm-Musik" (Herr Hermes, der den Preis übergab), sprich Electronic/Dance holte der international erfolgreiche Elektroniker Parov Stelar - zum vierten Mal in Folge. 5/8erl in Ehr'n siegten in der Kategorie Jazz/World/Blues, die Bloodsucking Zombies from Outer Space in der Kategorie Hard & Heavy.

Gabalier für "Toleranz auf der anderen Seite"

Die Trophäe für den Live-Act des Jahres ging an Volksmusiker Andreas Gabalier. "Es ist nicht leicht auf dera Welt, wenn man als Mannderl heute noch auf ein Weiberl steht", sagte Gabalier, wofür er Pfiffe hörte. Er wunderte sich auch, warum er von FM4 gefragt werde, für welchen Diktator er singen würde - und spekulierte, ob bei FM4 noch etwas Stärkeres geraucht werde als Marihuana - und warum er als Rechter dargestellt werde, wenn er Lieder singe, wie sie früher gesungen wurden. "Ich würde mich freuen, wenn die Toleranz einmal auf der anderen Seite auch spürbar wäre", sagte der Steirer.

"Emanzipier dich, Österreich"

Kritik äußerten Sieger, Moderatoren und die Überreicher der Trophäen an den öffentlich-rechtlichen Sendern, allem voran am Radiosender Ö3, der wenig österreichische Musik spielt: Michael Ostrowski erzählte ein "Hüttengleichnis" über die österreichische Radiolandschaft. Rubey zählte die mageren Quoten für österreichische Musik im Öffentlich-Rechtlichen und den Privaten auf - über zehn Prozent kommt keiner. "Emanzipier dich, Österreich", forderten die 5/8erl in Ehr'n in ihrer Dankesrede auf. Auch der Mangel an weiblichen Künstlern auf österreichischen Festivals wurde kritisiert. Da gibt es Aufholbedarf, oder um es mit Ostrowski zu sagen: "Um ein Rockidol zu sein, muss man nicht unbedingt eine Hose anhaben".

Man mag die Relevanz des Preises, der nach heftiger Debatte im Vorjahr erneut adaptiert wurde, infrage stellen, aber der Amadeus Award macht österreichische Musik zumindest ein Mal im Jahr für eine breite Öffentlichkeit sicht- und hörbar. Und er ist für Österreich sicher auch, womit ihn ATV bewirbt: "Die größte Musikparty des Jahres."

Die Amadeus-Award-Sieger im Überblick:

Die Preisträger wurden von Publikum und Jury bestimmt.

  • Band des Jahres: Tagtraeumer
  • Künstler des Jahres: Udo Jürgens
  • Künstlerin des Jahres: Conchita Wurst
  • Album des Jahres: "Melodrom" von Julian Le Play
  • Song des Jahres: "Rise Like a Phoenix" von Conchita Wurst
  • Live-Act des Jahres: Andreas Gabalier
  • Video des Jahres: "Heroes" von Conchita Wurst
  • Songwriter des Jahres: Thorsteinn Einarsson, Lukas Hillebrand, Noa Ben-Gur & Alex Pohn für "Leya" (Thorsteinn Einarsson)
  • Alternative Pop/Rock: Wanda
  • Electronic/Dance: Parov Stelar
  • Hard & Heavy: Bloodsucking Zombies from Outer Space
  • HipHop/Urban: Nazar
  • Jazz/World/Blues: 5/8erl in Ehr'n
  • FM4-Award: Wanda
  • Lebenswerk: Arik Brauer
  • Best Engineered Album: Nikodem Milewski, Krystian
  • Koenig und Mischa Janisch für das Album "Netzwerk" (Klangkarussell)

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