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Die Majestät aus dem Mississippi-Delta

File picture shows B.B. King performing during the 46th Jazz Festival in San Sebastian
File picture shows B.B. King performing during the 46th Jazz Festival in San Sebastian(c) REUTERS
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Nachruf. B.B.King, der populärste Bluesmusiker, ist nach langem Leiden 89-jährig in Las Vegas gestorben.

Mister B.B.King, king of the Blues!“ Wer je bei einem seiner Konzerte war, hat ihn noch im Kopf, den Ruf, mit dem sich B.B.King hat ankündigen lassen, oft viele Minuten lang. Nein, er war nicht bescheiden, das hatte er nicht nötig: Er fühlte und gab sich nicht als Pionier oder Veteran des Blues, sondern als Majestät. Als huldvolle Majestät: Am Ende seiner Auftritte pflegte er augenzwinkernd güldene Geschenke an das Publikum zu verteilen.

King hieß er wirklich, das B.B. stand für Blues Boy: Als Beale Street Blues Boy trat er Ende der Vierzigerjahre im Radio auf, in den Lokalen der legendären Beale Street hatte er seine Karriere begonnen, in Memphis, tagsüber als Schweißer arbeitend. In seinem Geburtsort Itta Bena, Mississippi, hatte er sich sein Geld auf der Baumwollplantage und als Traktorfahrer verdienen müssen. „Harte Arbeit diszipliniert und befreit gleichzeitig“, sagte er, als er längst ein Star war. „Speaking of bad luck and trouble, well you know I had my share“, sang er 1954 in „Everyday I Have the Blues“, seinem ersten Hit.

Enkelschüler von Robert Johnson

Dem Blues blieb er treu, auch in der Aufbruchszeit des Rock'n' Roll. Als in den Sechzigerjahren die ersten Popmusiker – vor allem in England – begonnen haben zurückzublicken, haben sie auch B.B.King gefunden: 1969 hat er im Vorprogramm der Rolling Stones gespielt, im selben Jahr den Broadway-Song „The Thrill Is Gone“ als Abschiedssong und zugleich als Ode an die Freiheit interpretiert, tief ambivalent, wie sich das für einen Blues gehört. Es wurde ein großer Erfolg und brachte ihn – als ersten Bluesmusiker! – 1970 in die „Tonight Show“. Sein nächstes Album, das auffällig sanfte „Indianola Mississippi Seeds“ (benannt nach einem Ort seiner Jugend), spielte er mit weißen Musikern wie Carole King und Leon Russell ein – wobei er immer wieder betonte, dass ihm die Hautfarbe völlig egal sei: Als ihn die „Presse“ einmal fragte, welche weißen Musiker er respektiere, nannte er diese Frage– ohne Zorn – rassistisch.

B.B.King verkörperte die Wurzeln des Blues nicht nur in seiner eigenen Geschichte, er stand auch sozusagen in direkter Erbfolge zum mythenumwobenen Ahnen: Er lernte von Robert Lockwood jr., der wiederum der einzige Schüler von Robert Johnson war. Doch er hatte gar keine Lust, archaisch oder brüchig zu klingen: Bei seinen Konzerten – bis zu 300 pro Jahr, in Wien zuletzt 2011 –, die Feierstunden glichen, ließ er sich von perfekt trainierten Bands begleiten, wenn Kritiker ihm „glatte Arrangements“ vorwarfen, war ihm das egal: Armseligkeit hatte er in seiner Jugend genug gehabt. Und von Kollegen wurde er nicht nur respektiert, sondern verehrt: U2 nahmen mit ihm „When Love Comes to Town“ auf (und Bono wirkte plötzlich ganz klein und bescheiden neben dem gewichtigen Blueskönig); Eric Clapton produzierte mit ihm das Album „Riding With the King“ und erklärte: „Alles, was ich je getan habe, war der Versuch, B.B.King zu kopieren.“

B.B. King war zweimal verheiratet, 15Kinder soll er gezeugt haben, keines davon ehelich. Seinen Gitarren blieb er vielleicht nicht als Individuen treu, aber dem Modell (der Firma Gibson): Lucille nannte er sie zärtlich, und wenn er auf ihren Saiten in majestätischer Ruhe in hohe und höchste Register glitt, spürte man den Blues eines Lebens. Das zuletzt mühselig war: B.B.King konnte kaum mehr gehen, ein Herzinfarkt kam zur Zuckerkrankheit dazu. Der Bürgermeister von Memphis rief vor drei Tagen auf, „ein Fest der Zuneigung für den King of Blues“ zu feiern und ihm Genesungswünsche nach Las Vegas zu schicken. Dort ist er nun 89-jährig gestorben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2015)

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