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Gabalier: "Haben Verantwortung für Menschen auf der Flucht"

Andreas Gabalier beim Fototermin zur Pr�sentation seiner CD Mountain Man im Hotel 25 in der HafenCit
Andreas Gabalier beim Fototermin zur Pr�sentation seiner CD Mountain Man im Hotel 25 in der HafenCit(c) imago/Future Image (imago stock&people)
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Den Volks-Rock'n'Roller stört es, wenn der Begriff Heimat "immer in die rechte Ecke gedrückt" wird. Von Frauenfeindlichkeit sei bei ihm "nichts zu finden".

Musikalisch ist der Volksmusik-Star Andreas Gabalier höchst erfolgreich, durch seine töchterlose Version der österreichischen Bundeshymne und Aussagen wie seine Verteidigung für heterosexuelle "Manderl" beim Amadeus Award hat er auch viel Kritik hervorgerufen. In einem Interview mit der deutschen Tageszeitung "Die Welt" sprach der Steirer nun über Homosexuelle, Flüchtlinge und den Begriff Heimat. Vorwürfe wie jener der "taz", er sei "nationalsexuell, rechts und frauenfeindlich" nehme er sich "nicht zu Herzen". Diese "ganze wildlinke Abteilung" verteufle "prinzipiell alles". Diese würde jeden, der mehr als einen Rucksack besitzt oder Tracht trägt, für einen schlechten Menschen halten. Von Frauenfeindlichkeit "ist bei mir bei Gott keine Spur zu finden", sagt Gabalier. Wenn er von Dirndl, Rehlein, Weiberl oder Zuckerpuppen singt, dann seien das eben "ein paar alte Ausdrucksweisen".

"Viel Traditionelles sogar verboten"

In Österreich werde "so viel Traditionelles abgewertet oder sogar verboten", so der 30-Jährige. "Beispielsweise eine Bierwerbung, die eine Frau mit großem Dekolleté zeigte. Zu sexistisch, hieß es. Auf der anderen Seite zeigen wir in Wien Plakate von pudelnackten Transgender-Menschen mit Brüsten und Zippel. Das ist dann das Normale?"

Seine launige Aussage beim Amadeus Award ("Man hat es nicht leicht auf dieser Welt, wenn man als Manderl noch auf Weiberl steht") hätte er "vielleicht anders oder auch gar nicht sagen sollen", sagt der Musiker. "Es ist halt meine Meinung." Man müsse "nicht jeden Tag schmusende Männlein in der Zeitung oder auf Plakaten drucken. Das löst das Gegenteil aus. Abwehr, Überdruss, Antipathie, selbst bei Leuten, die es doch eigentlich tolerieren", meint der 30-Jährige. Die schwulen Pärchen in seinem Freundeskreis würden in Ruhe gelassen und eben nicht durch Medienpräsenz zu etwas Außergewöhnlichen gemacht werden wollen, schildert er.

"Viel ungehobelter" als Tom Neuwirth

Conchita Wurst sei "ein total lieber, sympathischer Kerl", so der selbsternannte Volks-Rock'n'Roller. Tom Neuwirth, der Mann hinter der Kunstfigur, könne sich "viel besser ausdrücken als ich, ich bin viel ungehobelter und unvorsichtiger." Er würde ihm aber raten, sich nach der "Überpräsenz" beim Song Contest einmal rar zu machen, denn "jeden Tag Gabalier will ja auch keiner sehen".

Was ihn bei den Debatten zu seiner Person wirklich störe, sei, dass "der Begriff Heimat, für den ich auch stehe, immer gleich in die rechte Ecke gedrückt wird. Das sehe ich nicht ein, das lasse ich nicht zu." Vorwürfe, er würde sich Leni-Riefenstahl-Ästhetik bedienen und seine seltsame Körperhaltung auf dem Cover seines Albums "Volks-Rock'n'Roll" erinnere an das Hakenkreuz findet er "echt unfassbar, und ich bediene sie auch nicht bewusst."

Vertriebenen Menschen "reicht man die Hand"

Dass Menschen, die den Begriff Heimat betonen, andere ausschließen, "gibt es auch." Deshalb wolle er auf den Begriff aber nicht verzichten. "Gerade wir Österreicher, und Hitler kam ja nun einmal aus Österreich, müssen uns oft rechtfertigen, für etwas, das wir Nachgeborenen ja nicht begangen haben", sagt Gabalier. "Für mich ist klar: Wir als Nation haben heute eine besondere Verantwortung jenen Menschen gegenüber, die auf der Flucht sind."

Er wolle seine Heimat nicht abschotten. "Jeder, der seine Heimat verlassen muss, macht das nicht aus Spaß. Und wer seine Heimat liebt, wie ich, der weiß, was die Menschen auf sich nehmen, die ihre Länder verlassen", so der Musiker. "Das sind doch dramatische Bilder von Vertreibung und Verfolgung, die uns derzeit über das Fernsehen erreichen! Solchen verzweifelten Menschen, die Hilfe brauchen, reicht man die Hand."

>> Zum Interview in "Die Welt"

(Red.)

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