Pop

Ariel Pink war im Porgy & Bess sehr „baby“ und sehr gut

Er rettete den ersten Abend des Blue-Bird-Festivals mit Freak-Glam-Pop.

Wie der heimische Songwriter Bernhard Eder zu seinem guten Ruf kommt, ist ein Rätsel. Und auch wieder nicht, repräsentiert er doch die Generation um die 30, die nichts mehr scheut als den Aufstand. Genau die labte sich zunächst an Eders kreuzbraven, zuweilen mit pastellfarbenen Trompetenlinien verzierten Melodien. Die Welt ungefragt mit der eigenen Sensibilität bekannt zu machen, ist betulich, aber recht beliebt.

Was schade ist, denn was die heutige, zu sehr unter dem Diktat des Geldverdienens stehende Popmusik braucht, sind Witz, Anarchie und Subversion. Diese stellten sich im Porgy & Bess mit der Herabkunft des schmutzigen Engels namens Ariel Pink ein. Das Pathos der Bescheidenheit, das Eder zelebriert hatte, war im Nu weg. Mit kleinkriminellen Gitarrenlicks und psychedelischen Effekten ging's ins Paradies der Unreife. Ariel Pink, mit Röhrlhosen und veritablem Wamperl, umgeben von sechs langhaarigen Freakmusikern, warf verwegen den Kopf in den Nacken und sang das maliziöse „Picture Me Gone“, in dem ein toter Vater seiner Leibesfrucht ausrichtet: „You never get a pension or your dad's money.“

Pink sieht solches Ausgesetztsein im Dschungel des Lebens natürlich positiv. Er schusterte Freakiges aus den Sixties mit Glamrock-Partikeln zusammen, wilderte im Zeichenwald des Pop, greinte zu Black-Sabbath-Gruselriffs, tanzte den Kasatschok. Falsche Bikini-Stiefel-Ladys und Waldschrate mit Kapuzen halfen ihm. Am beglückendsten: die verhuschte Moritat „Lipstick“, die funky „Black Ballerina“ und „Baby“, ein Cover von Donnie and Joe Emerson, mit dem schönen und passenden Satz: „Baby! You're so baby!“ (sam)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.11.2015)

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