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David Bowie ist tot

David Bowie
David Bowie(c) Warner Music/Brian Ward
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18 Monate lang kämpfte der britische Musiker gegen ein schweres Krebsleiden an. Das "Pop-Chamäleon" zählte zu den größten und einflussreichsten Künstlern der vergangenen Jahrzehnte.

Auf der offiziellen Facebook-Fanseite des britischen Musikers teilte sein Management die traurige Nachricht mit: David Bowie ist tot. "David Bowie ist friedlich im Kreise seiner Familie nach einem 18-monatigen Kampf gegen den Krebs verstorben. Viele werden diesen Verlust teilen, trotzdem bitten wir die Privatsphäre der Familie in der Zeit der Trauer zu respektieren", heißt es dort. Sein Sohn Duncan Jones postete bei Twitter ein Bild, auf dem zu sehen ist, wie er als Kleinkind auf Bowies Schultern sitzt.

Die Nachricht löste eine Schockwelle nicht nur in der Musikwelt aus. Zahlreiche Kollegen und Fans erwiesen dem Künstler auf diversen Social-Media-Kanälen die Ehre.

Am Freitag war Bowie 69 Jahre alt geworden. Er gehörte zu größten und einflussreichsten Musikern der vergangenen Jahrzehnte. Der mit dem Model Iman Abdulmajid verheiratete Brite hatte erst in der vergangenen Woche ein neues Album herausgebracht: "Blackstar" erschien am Freitag - an Bowies 69. Geburtstag.

2013 Rückkehr nach langer Absenz

An seinem 66. Geburtstag kehrte Bowie nach langer Absenz unerwartet zurück ins Rampenlicht: "Where Are We Now?", sein erster neuer Song seit gut einer Dekade, überraschte sogar sein eigenes PR-Team. „Had to get the train from Potsdamer Platz . . . Sitting in the Dschungel on Nürnberger Straße . . . A man lost in time near KaDeWe“: In seiner ersten Veröffentlichung seit "Reality" (2003) flanierte Bowie durch die Stadt, in der er von 1976 bis 1978 gelebt und die beiden epochalen Alben „Low“ und „Heroes“ aufgenommen hat: Berlin.

Nur wenige Wochen später, im März 2013, startete im Londoner Victoria and Albert Museum die Ausstellung "David Bowie Is": mehr als 300 Obkjekte - von Bühnenkostümen und Setaufzeichnungen, über handgeschriebene Liedtexte und bisher unveröffentlichtes Filmmaterial - vermittelten das Gesamtkunstwerk David Bowie.

Den Durchbruch schaffte Bowie 1969 mit der Weltraumballade "Space Oddity" und der Figur Major Tom. Auf den Alben "Ziggy Stardust", "Aladin Sane" und "Diamond Dogs" (1972-74) übersteigerte er den Glitterrock zu Endzeitvisionen.

Der Musiker wurde am 8. Jänner 1947 als David Robert Jones im Londoner Stadtteil Brixton geboren, 1966 gab sich er sich den Künstlernamen David Bowie. In den 70er Jahren prägte Bowie maßgeblich die britische Musikszene mit und eroberte auch die USA. Er spielte mit den Geschlechterrollen und inszenierte sich als schillernde androgyne Figur Ziggy Stardust und als streng aussehender Thin White Duke. Bowie veröffentlichte mehrere erfolgreiche Alben, darunter "The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars".

Mit Brian Eno in Westberlin

Von 1976 bis 1978 lebte Bowie in West-Berlin, wo er mit dem Elektronikpionier Brian Eno drei Alben produzierte. Ein Liebespaar, das er an der Mauer sah, inspirierte ihn zum Lied "Heroes". Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärte, der Titelsong des "Heroes"-Abums sei "zur Hymne unserer damals geteilten Stadt und ihrer Sehnsucht nach Freiheit" geworden. Das Auswärtige Amt twitterte: "Danke, dass Du dabei geholfen hast, die Mauer zum Einsturz zu bringen".

In den 80er Jahren ging Bowies Erfolgsserie mit den Hits "Let's Dance", "China Girl" und "Modern Love" weiter. Zusammen mit Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger rockte er 1985 in "Dancin' in the Street". David Bowie war auch in Filmen zu sehen, wo er Rollen übernahm oder Cameo-Auftritte hatte. 2004 erlitt Bowie während einer Deutschland-Tournee eine Herzgefäß-Verstopfung und ließ sich in Hamburg operieren. Er legte eine lange Pause ein und hatte dann 2013 mit "The Next Day" ein viel beachtetes Comeback.

Zwei Kinder aus zwei Ehen

Bowie war zweimal verheiratet, seit 1992 mit dem Model Iman Abdulmajid, eine gemeinsame Tochter Alexandra Zahra Jones wurde im Jahr 2000 geboren. Aus der ersten Ehe mit Angela Barnett ging Sohn Duncan hervor, der passenderweise als Science-Fiction-Regisseur ("Moon", "Source Code") erfolgreich ist.

Bowie feierte selbst einige Erfolge beim Film, beispielsweise mit dem Anti-Kriegs-Drama "Merry Christmas, Mr Lawrence" und dem Horrorstreifen "Begierde", er trat auch am Theater auf. Zuletzt sah man ihn bei der Premiere seines Musicals "Lazarus". Neben seiner musikalischen Karriere versuchte sich der als "Pop-Chamäleon" verehrte Künstler auch als Maler.

Sieben Konzerte in Österreich

Insgesamt war David Bowie sieben Mal für ein Konzert in Österreich zu Gast, das erste Mal im Rahmen der "Isolar II-Tour" am 22. Mai 1978 in der Wiener Stadthalle. Und genau dort sollte er auch zum letzten Mal seine Stimme in der Alpenrepublik erheben: Am 29. Oktober 2003 gab es "Songs aus allen Perioden", wie der Musiker zum Beginn der Show ankündigte. Zwei für den Sommer 2004 geplante Gigs konnten aufgrund eines eingeklemmten Rückennervs nicht stattfinden.

David Bowies Werkliste

ALBEN:

  • 1967: David Bowie
  • 1969: David Bowie (Space Oddity)
  • 1970: The Man Who Sold the World
  • 1972 The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars
  • 1975: Young Americans
  • 1977: Low
  • 1977: Heroes
  • 1983: Let's Dance
  • 1984: Tonight
  • 1987: Never Let Me Down
  • 1995: Outside
  • 1999: Hours...
  • 2002: Heathen
  • 2003: Reality
  • 2013: The Next Day
  • 2016: Blackstar

SPIELFILME:

  • 1976: Der Mann, der vom Himmel fiel (The Man Who Fell to Earth)
  • 1979: Schöner Gigolo, armer Gigolo
  • 1981: Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo
  • 1983: Begierde (The Hunger)
  • 1983: Furyo - Merry Christmas, Mr. Lawrence (Merry Christmas Mr.
  • Lawrence)
  • 1986: Absolute Beginners - Junge Helden (Absolute Beginners)
  • 1986: Die Reise ins Labyrinth (Labyrinth)
  • 1988: Die letzte Versuchung Christi (The Last Temptation of Christ)
  • 1992: Twin Peaks - Der Film (Twin Peaks - Fire Walk with Me)
  • 1996: Basquiat
  • 1999: Everybody Loves Sunshine (B.U.S.T.E.D.)
  • 2001: Zoolander
  • 2006: Prestige - Meister der Magie (The Prestige)
  • 2008: Der Börsen-Crash (August)
  • 2009: Bandslam - Get Ready to Rock! (Bandslam)

In Memoriam

In memoriam David Bowie ändern der ORF und 3sat ihr Programm und gedenken des "Thin White Duke" mit etlichen Sondersendungen. So werden am heutigen Montag im Rahmen von "Kulturmontag" (22.30 Uhr, ORF 2) sowie "Kultur Heute" (19.50 Uhr, ORF III) Nachrufe auf den britischen Künstler gezeigt. Auf 3sat ist wiederum um 22.25 Uhr "David Bowie - Hits of a Pop-Hero" aus der Reihe "clips" zu sehen.

Aber auch die ORF-Radios nehmen das Ableben von Bowie, der im Laufe seiner langen Karriere etliche Wandlungen durchgemacht und sich in verschiedensten Inkarnationen als "Popchamäleon" etabliert hat, zum Anlass, um an den Musiker zu erinnern. So sind den ganzen Tag über Songs von Bowie auf FM4 zu hören, diskutiert in "Connected" ab 15 Uhr eine Runde aus Musikern, Journalisten und anderen Bowie-Fans über den Künstler und gibt es schließlich abends eine Bowie-Spezialausgabe von "Heartbeat" (22 Uhr).

Neben der aktuellen Berichterstattung im Laufe des Tages widmet sich auch Ö3 mit einer Sondersendung Bowie, der am gestrigen Sonntag nur wenige Tage nach seinem 69. Geburtstag verstorben ist. Die Ausgabe von "Solid Gold Spezial" um 19 Uhr moderiert Eberhard Forcher. Auf Ö1 ist unter dem Titel "Goodbye Ziggy" (17.30 Uhr) eine von Wolfgang Schlag gestaltete Ausgabe der "Spielräume" zu hören. Und auch das "Nachtquartier" von Mittwoch auf Donnerstag (0.08 Uhr) steht im Zeichen von Bowie, wobei Lyrikerin Judith Nika Preifer sowie Ö1-Redakteur Hans Groiss sich weniger gewürdigter Songs des Musikers annehmen.

(Red./APA/dpa )

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