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Ein Showman auf Kriegsfuß mit Hollywood und dem Broadway

January 17 2017 Washington District of Columbia United States of America United States Presid
January 17 2017 Washington District of Columbia United States of America United States Presid(c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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Für die Inauguration handelte sich Donald Trump reihenweise Absagen von Stars ein. Der neue Präsident muss – anders als Barack Obama – mit einem drittklassigen Rahmenprogramm vorliebnehmen. Die heftigsten Kampfansagen kamen bisher aus Los Angeles und New York.

Wien/Washington. In der Obama-Ära war das Weiße Haus – mehr noch als unter John F. Kennedy, Ronald Reagan oder Bill Clinton – ein Ort des Glamours, ein Tummelplatz für Stars und Celebrities mit politischen Anliegen à la George Clooney, die den Präsidenten umschwärmten wie Motten das Licht. Nicht zuletzt gab der Amtssitz die Kulisse von intimen Konzerten für ein handverlesenes Publikum ab, bei denen Paul McCartney, Bob Dylan oder Stevie Wonder auftraten. In der ersten Reihe swingten die Obamas dabei stets mit im Takt.

Folgerichtig endete die Amtszeit des Pop-Präsidenten, wie sie begonnen hatte – mit einem Konzert Bruce Springsteens. Vorige Woche gab er für Mitarbeiter und geladene Gäste einen Gig im Ostflügel des Weißen Hauses, und zwischendurch extemporierte er über Politik und Gesellschaft und sprach über seine Songs und ihre Entstehungsgeschichte. Dass viele seiner Fans, vor allem die Arbeiterschicht im Rust Belt im Norden des Landes, ihre Stimme einem Milliardär gaben, mutet indessen nicht nur für den „Boss“ wie bittere Ironie an.

„Boss“ und die Trump-Wähler

Die Rock-Ikone aus New Jersey, ein eingefleischter Demokrat und engagierter Wahlkämpfer, begleitete die Präsidentschaft Obamas als verlässlicher Barde. 2004 unterstützte er John Kerry, im November trat er bei der Abschlusskundgebung Hillary Clintons auf. In den Tagen vor der Inauguration Obamas vor acht Jahren intonierte Springsteen vor den Stufen des Lincoln Memorial inbrünstig „This Is My Land“ und gab so den Ton für die Feierlichkeiten vor. Denzel Washington, Jamie Foxx und Tom Hanks rezitierten Passagen aus berühmten Reden. Bei der Angelobung selbst spielten Klassik-Stars wie Yo-Yo Ma oder Itzhak Perlman auf, die Soul-Queen Aretha Franklin sowie Beyoncé stimmten die Nation auf eine neue Epoche ein.

Auch Donald Trump wälzte große Pläne für seine Inauguration. Ihm und seinen Beratern schwebten eine Militärparade an New Yorks Fifth Avenue vor oder die symbolträchtige Öffnung des Weißen Hauses für das Volk wie unter Präsident Andrew Jackson anno 1829. Während Barack Obama und Joe Biden 2009 via Philadelphia im Zug anreisten, wollte Trump stilgemäß per Hubschrauber aus New York zur Weihestunde der US-Demokratie in Washington einfliegen. Doch er verwarf derlei Ideen.

Härter trafen den Moderator einer Reality-TV-Show, der sich selbst als Showman inszeniert, indessen die Absagen aus dem Showbusiness, die er sich gleich reihenweise einhandelte. Elton John, die Beach Boys, der Tenor Andrea Bocelli, zuletzt die Broadway-Sängerin Jennifer Holliday – sie alle gaben Trump einen Korb. Und es fehlte nicht an Häme.

Nun muss Trump rund um die Inauguration mit einem drittklassigen Rahmenprogramm vorliebnehmen. Bei den Rockettes, der New Yorker Tanztruppe, und dem Mormon Tabernacle Choir aus dem sittenstrengen Utah sorgte die Teilnahme an der Zeremonie für interne Kontroversen. Für die Nationalhymne fand sich schließlich Jackie Evancho, die 2010 bei der Castingshow „America's Got Talent“ den zweiten Platz belegt hatte.

Mit Hollywood und dem Broadway steht der neue Präsident derweil auf Kriegsfuß. Dies demonstrierte nicht nur der Twitter-Kleinkrieg mit Meryl Streep nach deren Brandrede bei den Golden Globes. Als Mike Pence, der künftige Vizepräsident, eine Aufführung des Musical-Hits „Hamilton“ am Broadway besuchte, trat das Ensemble nach dem Schlussapplaus noch einmal vor den Vorhang, um dem Trump-Stellvertreter die Leviten zu lesen. Dagegen brandete Applaus auf, als Hillary Clinton neulich zu Aufführung von „Color Purple“ an den Broadway kam. Für Samstag haben sich denn auch Stars von Cher bis Scarlett Johannsen zur Frauendemo gegen Trump angesagt. Clinton-Freundin Barbra Streisand ließ schon zuvor eine Tirade gegen Trump los.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2017)

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