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Donauinsel: Ein Falco-Fest für jeden Geschmack

Vor Falcos Angesicht: Fettes Brot auf der Wiener Donauinsel.
Vor Falcos Angesicht: Fettes Brot auf der Wiener Donauinsel.(c) imago/K.Piles
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Mit Publikumslieblingen wiederholte Falcos Band ihren Auftritt von 1993: eine Karaokeparty, die deutlich machte, wie schmerzlich Falco noch heute vermisst wird.

Das für viele legendärste Konzert der österreichischen Popgeschichte war ein unvollendetes. Im Juni 1993 – seine größten Hits waren da schon einige Jahre alt, die „Nachtflug“-Tournee sollte eine Art Comeback bedeuten – spielte Falco mit einfacher Bandbesetzung am Donauinselfest, das damals sein zehntes Jubiläum beging. Bei strömendem Regen. Während des elften Songs, „Nachtflug“, blitzte es, die Technik fiel kurz aus, Falco grinste und spielte weiter. 100.000 Menschen jubelten. „Es regnet in Strömen und ihr seid da. Ich liebe euch“, sagte Falco. Zwei Songs schaffte er noch, nach „Helden von heute“ musste das Konzert abgebrochen werden, zu nass waren Bühne und Equipment geworden.

Von den Leuten, die sich vergangenen Samstagabend vor der Hauptbühne des Donauinselfests eingefunden hatten, war wohl nur ein minimaler Anteil auch 1993 hier gewesen. Dem großen Rest bot das „Falco Tribute Konzert“, das der ORF gemeinsam mit Falcos Bandleader Thomas Rabitsch veranstaltete, einen nur kleinen Trost – und immerhin die Gelegenheit, den Abend zumindest formal und seine Magie wenigstens in Spuren wieder zu erleben (und dabei trocken zu bleiben). Mit einer Band in Originalbesetzung wurde die leicht erweiterte Original-Setlist gespielt, interpretiert von einer teils mittelkarätigen, dafür massentauglichen Auswahl von Sängern: eine Falco-Würdigung für jeden Geschmack.

Ein „Kommissar“ auf Hochdeutsch

Falco selbst und seiner grenzenlosen Coolness nahezukommen konnte freilich nie Ziel dieser Übung gewesen sein. Wie sehr er den österreichischen Pop geprägt hat, wurde aber deutlich, war doch bei einigen Nummern nicht ganz klar, ob die Sänger ihn nun imitierten oder seine Songs in eigener Manier interpretierten. Letzteres tat Gianna Nannini, die „Junge Römer“ auf Italienisch röhrte – und dem Lied damit die Subtilität nahm. Dem sanften Teeniehelden Julian le Play, der es begonnen hatte, stahl sie jedenfalls die Show. Die Hamburger Hip-Hopper Fettes Brot, die in ihrem Track „An Tagen wie diesen“ Melodien aus Falcos „Jeanny“ verwendet hatten, inszenierten sich im „Kommissar“ bunt und fröhlich als der „Rest der coolen Gang“ – und das auf Hochdeutsch.

Burgschauspieler Johannes Krisch schlüpfte in einer dramatischen Version von „Jeanny“ in die Rolle des verzweifelten Entführers, in einem umjubelten Überraschungsauftritt sprach Tarek Leitner den Newsflash. Zuletzt trat Russkaja-Sänger Georgij Makazaria mit „Dance Mephisto“ auf, das 1993 gar nicht gespielt worden war. Er trug sein Jupiter-Kostüm aus „Orpheus in der Unterwelt“, in dem er derzeit in Baden spielt: der Göttervater, der mit dem Teufel tanzt. Die größten Emotionen der Karaokeparty (die durchaus auch Peinlichkeiten bot) lösten die Videoeinspielungen aus, durch die Falco mit seinen Würdigern ins Duett trat. Seinen größten Hit konnte er 1993 übrigens nicht mehr spielen. Die Liveaufnahme, die später auf CD und DVD erschien, komplettierte man damals mit Teilen aus anderen Konzerten. Nun sollte das Konzert „vollendet“ werden, auf der Bühne gab man gemeinsam „Amadeus“. Und unten, im Publikum, vermisste man Falco.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.06.2017)

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