Musikpreise

Zwei Amadeus-Awards für Wanda, zwei für Bilderbuch

VERLEIHUNG DER ´18. AMADEUS AUSTRIAN MUSIC AWARDS´: WANDA
VERLEIHUNG DER ´18. AMADEUS AUSTRIAN MUSIC AWARDS´: WANDA(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Wandas „Columbo“ wurde Song des Jahres, das Duo Pizzera & Jaus gewann in der Album-Kategorie. Wer durfte, bedankte sich brav: Politische Botschaften blieben rar in der routiniert abgespulten Award-Show.

Vor zwei Jahren war Wanda die große Siegerband der Amadeus-Awards, im Vorjahr war es Bilderbuch, und heuer? Ganz großen Sieger gab es keinen, zumindest im quantitativen Vergleich stehen die beiden Aushängeschilder des neuen österreichischen Pop gemeinsam an erster Stelle: Ihre je fünf Nominierungen konnten sie bei der von Conchita moderierten Gala im Wiener Volkstheater in je zwei Preise umwandeln. Wanda gewann mit „Columbo“ eine Trophäe für den Song des Jahres und zudem in der Genre-Kategorie Pop/Rock, Bilderbuch wurde Live-Act des Jahres, das Album „Magic Life“ gewann zudem den „Best Sound“-Preis. Die Band dankte via Videobotschaft - immerhin ist sie gerade auf Tour, was ihren Status als große Live-Band nur untermauert.

Aber auch sonst kam viel aus der Büchse in dieser höhepunktarmen, routiniert abgespulten Show, in der sich die österreichische Popbranche selbst feierte: So manche Kategorie wurde via eingespieltem Video abgehandelt, statt (spontaner) Reden gab es dann geschnittene Preisträger-Interviews, der Gewinner der Kategorie Hip Hop, der Protz-Rapper RAF Camora, kam gar nicht erst zu Wort, die jüngste Diskussion um deutschsprachigen Gangsterrap somit auch nicht bei der Amadeus-Verleihung an.

Aber auch diejenigen Preisträger, die von Präsentatoren wie Birgit Denk oder Julian Le Play auf die Bühne gebeten wurden, hielten sich auffallend zurück und ihre Dankesreden auf Dank beschränkt - so etwa auch das Musikkabarettistenduo aus Paul Pizzera und Otto Jaus, das sich über den Award für das Album des Jahres freute ("Unerhört Solide").

VERLEIHUNG DER '18. AMADEUS AUSTRIAN MUSIC AWARDS': PIZZERA & JAUS
VERLEIHUNG DER '18. AMADEUS AUSTRIAN MUSIC AWARDS': PIZZERA & JAUSAPA/GEORG HOCHMUTH

Etwas politischer war der Auftritt der Rapperin und Poetry Slammerin Yasmo, die in ihrem Song "Girls Wanna Have Fun" (nicht zu verwechseln mit Cyndi Laupers ähnlich lautendem Hit) für mehr Solidarität, Sichtbarkeit und faire Bezahlung für Musikerinnen plädierte. Zum finalen Refrain gesellten sich Kolleginnen wie Clara Luzia, Mieze Medusa, Ina Regen zu ihr auf die Bühne, die zentrale Botschaft: "Wir sind ein kleiner Bruchteil der Musikerinnen in diesem Land. Wir sind viele."

Weitere Preisträger: Leyya, 5/8erl in Ehren, Wilfried

Weitere Sieger des Abends: Die „Quetschn-Synthi-Pop“-Band Folkshilfe (bester Songwriter), das Elektropop-Duo Leyya (Alternative), Möwe (Electronic/Dance), Kaiser Franz Josef (Hard & Heavy), 5/8erl in Ehr'n (Jazz/World/Blues), Nockalm Quintett (Schlager/Volksmusik). Zwei Preisträger waren schon vorab bekannt: Der FM4-Award ging an Farewell Dear Ghost, für das Lebenswerk wurde posthum die im vergangenen Sommer verstorbene Austropop-Legende Wilfried Scheutz ausgezeichnet. Den Preis nahm der Regisseur Rudi Dolezal entgegen, den mit Wilfried eine langjährige Freundschaft verband und der eine bewegende Rede hielt, in der er vor allem auf Wilfrieds Sohn Hanibal Scheutz verwies: Dem hätte der Vater nämlich seine große Gabe weitergegeben. Und auch er kam zu Amadeus-Ehren, als Teil der Band 5/8erl in Ehren.

Die Amadeus Awards wurden heuer zum 18. Mal verliehen, gestartet und ausgerichtet wurden sie vom Verband der Österreichischen Musikwirtschaft, der laut eigenen Angaben rund 90 Prozent der österreichischen Musikindustrie vertritt und etwa auch die Austria-Top-40-Charts herausgibt. Ermittelt werden die Nominierten durch eine Kombination aus Verkaufserfolg und Juryeinreichungen, die Sieger wählen dann zu je 50 Prozent das Publikum via Onlinevoting und eine ca. 100-köpfige Fachjury aus Medien- und Branchenvertretern.

Witz auf Echo-Abschaffung

In diesem Vergabemodus unterscheidet sich der österreichische Musikpreis auch vom Echo, der - wie gestern bekannt wurde - nach einem Eklat um als antisemitisch und gewaltverharmlosend wahrgenommene Rap-Texte abgeschafft wurde. Die Gangsta-Rapper Kollegah und Farid Bang hatten trotz umstrittener Textzeilen wie "Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen" einen Echo gewonnen - hier zählte zur Nominierung nur der Verkaufserfolg, bei der Wahl der Sieger hatte eine Jury mitzureden -, aus Protest gaben zahlreiche andere Preisträger ihre Trophäen zurück.

Das Ende des Echo war bei der Amadeus-Verleihung einen Tag später nur am Rande präsent: Der Rapper Gerard, der die Sieger des FM4-Awards präsentierte, ließ nach einem technischen Fehler, der seine Stimme kurz vervielfachte, verlauten: "Ein weiterer Echo-Gag." Conchita, die in ihrer Moderation viel Dialekt anklingen ließ ("I bin a Wirtshauskind") und in wechselnden Outfits aus dem Bühnenboden schoss, hatte zuvor schon in ihrer Einleitung einen Seitenhieb nach Deutschland ausgeteilt: "Willkommen zum wahrscheinlich sympathischsten, wichtigsten, ..." - und, leiser: "... einzigen deutschsprachigen Musikpreis!"

Alle Preisträger im Überblick

SONG des Jahres: "Columbo" von Wanda
ALBUM des Jahres: "Unerhört solide" von Pizzera & Jaus
LIVEACT des Jahres: Bilderbuch
SONGWRITER des Jahres: Folkshilfe für "Mir
laungts"
TONSTUDIOPREIS "Best Sound": "Magic Life" von Bilderbuch (Recording: Bilderbuch, Zebo Adam & Alex "Fire" Tomann; Mix: Alex "Fire" Tomann; Mastering: Martin Scheer)
LEBENSWERK: Wilfried Scheutz
FM4-Award: Farewell Dear Ghost
ALTERNATIVE: Leyya
ELECTRONIC/DANCE: Möwe
HARD & HEAVY: Kaiser Franz Josef
HIP-HOP/URBAN: RAF Camora
JAZZ/WORLD/BLUES: 5/8erl in Ehr'n
POP/ROCK: Wanda
SCHLAGER/VOLKSMUSIK: Nockalm Quintett

(kanu)

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