Patrice: Eine Einheit

Der deutsche Reggae-Sänger Patrice bleibt ein Weltverbesserer und ist sich sicher, dass Musik und Spiritualität zusammengehören.

TIPP

Der international arbeitende Reggae-und Soulsänger aus Deutschland, Patrice, veröffentlicht mit „O.N.E.“ abermals ein formidables Album, das die Welt retten will. Das „Schaufenster“ traf den Ehegatten der derzeit nur als Mutter in Erscheinung tretenden Sängerin Ayo.

Warum heißt das neue Album „O.N.E.“?

Weil es ganz viele Genres und Kulturen zu einer
Sache verbindet.  „O.N.E.“ steht auf der einen Seite für Individualismus, auf  der anderen für Universalität. Es geht um die Einheit von allem. Das Getrenntsein ist oft eine Illusion.

Was ist die Grundidee von „I Ain’t Got No“ – die Reduktion auf die eigene menschliche Substanz?

Genau. Es geht darum, dass man den Fokus aufs Wesentliche legt. Auch wenn man dies oder jenes nicht hat, sollte man sich auf die Sachen berufen, die man hat. Die Message ist ähnlich wie jene meines ersten großen Songs „Everyday Is Good Because Of Being Alive“. Auch wenn es morgen zu Ende sein sollte, kann man heute noch leben.

Wie zerstörerisch ist der Materialismus?

Das ist Ansichtssache. Man sollte diesbezüglich auch nicht mit Schwarzmalereien übertreiben. Die Sachen dürfen einen nicht besitzen. Schlimm ist es, wenn das Einkaufen zu einer Art Ersatzreligion wird. Konsumieren ist immer nur ein Ersatz für das Streben nach Liebe und Glück. Man kauft nur Illusionen. Dennoch fällt mir kein Gegenmodell zum Kapitalismus ein. Ich glaube, es hat in der Geschichte der Menschheit noch nie ein ideales System gegeben. Heutzutage hat man wenigstens die Möglichkeit, frei zu sein, wenn man wollte. Das Wichtigste ist das richtige Bewusstsein. Etwa die „Bild“-Zeitung, für die braucht man das richtige Bewusstsein. Die muss man als ein Stück Kunst rezipieren, nicht als Zeitung sehen. Die Überschriften finde ich großartig. Dennoch würde ich mich nicht öffentlich mit der „Bild“ sehen lassen.

Gibt es eine Verbindung von Musik und dem Spirituellen?


Auf jeden Fall. Man erschafft keine Kunst, man muss für sie aufnahmefähig sein. Man kreiert nicht von null.
Warum haben manche Leute die Gabe, eine Idee auszudrücken, die so viele andere dann berührt? Da stöpseln sich die Hörer dann ein und sind mit der Weltenseele verbunden. Das Handwerk ist wichtig, aber das Wesentliche ist die Inspiration. Und die kannst du nicht steuern.

Sie haben das Album größtenteils analog aufgenommen. Warum?

Es gibt der Musik mehr Wert. Es ist aufwendiger, echter, teurer und klingt besser. Es gibt der Musik eine Farbe und Atmosphäre, die sonst nicht zustande zu bringen wären.

Wie wichtig ist das Album als Kunstform für Sie?

Total wichtig. Ich sehe das Album stets als Gesamtkunstwerk. Diesmal hab ich mit JR einen bekannten Künstler als Kollaborateur gewinnen können. JR ist so eine ähnlich mysteriöse Figur wie Banksy. Auch er bleibt anonym. Er ging mit demselben Anspruch ans Artwork
heran wie ich an die Musik.

Ihre Karriere kam durch den Produzenten Mathias Arfmann, der heute viel mit Jan Delay arbeitet, ins Rollen. Wie wichtig war er für Sie?

Total wichtig. Ich hatte einige Angebote damals und Arfmann war der, der am bescheidensten war. Die anderen Produzenten trugen dicke Goldketten und hatten irrsinnige Flausen im Kopf. Wollten mir einreden, ich wäre der neue Prince. Ich war damals 15, 16 Jahre alt und mache heute noch drei Kreuze dafür, dass mich Arfman beeindruckt hat. Er hat mich total gefördert, mir Selbstvertrauen eingeimpft. Wir verstehen uns heute noch sehr gut. Er ist ein richtiger Mentor.

Sie haben auch mit den jamaikanischen Reggae-Produzenten Sly & Robbie zusammengearbeitet. Waren die leicht zu engagieren?

Eigentlich ja. Wir haben ja schon viel bei Konzerten zusammengespielt. Die beiden sind aber bei Studiosessions oft übertrieben teuer. Irgendwie kam es ihnen zu Ohren, dass ich das gesagt hätte und sie boten sich günstig an. Da spielten wir zusammen und mir gefiel das, was die machten, gar nicht so gut. Ich habe sie dann ein bisschen weitergepeitscht und da verloren sie ein wenig die Laune. Sie sind halt auch schon ein bisschen in die Jahre gekommen.

O.N.E. von Patrice (Universal), www.patrice.net
Live: 10. 10., Graz Orpheum, 11.10., Wien Arena

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