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Nana Mouskouri: Noch immer genug Drama und Pathos

Nana Mouskouri Noch immer
Nana Mouskouri Noch immer(c) EPA (SOEREN STACHE)
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Nana Mouskouri bezirzte mit Tochter Lénou in der Wiener Stadthalle mit Chansons, Folksongs und Schlagern. "Weiße Rosen aus Athen" gab es gleich doppelt.

Obwohl die Frau die dunkle Brillenfassung in den fünfzig Jahren ihrer Karriere mehrfach gewechselt hat, gab es nie einen Image-Relaunch. Nana Mouskouri, das war stets eine Sängerin mit entschlossen prüder, tief konservativer Anmutung, eine, die mit süß flatternder Sopranstimme von der alles überwälzenden Macht der Liebe kündete. Deren Verheißungen schienen aber eher anderen als ihr selbst vorbehalten zu sein.

Unbeschwert war sie nie. Als Jugendliche pummelig und kurzsichtig, flog sie zudem aus dem klassischen Musikkonservatorium, in dem sie Schutz suchte vor den Turbulenzen ihres Elternhauses. Als Tochter eines leidenschaftlichen Spielers, suchte sie schon früh Solidität. Die fand sie vor allem in der Musik. Zu Beginn ihrer Karriere nahm sie mit Quincy Jones Jazzstandards in New York auf, ging auf Tourneen mit Harry Belafonte, mit dem sie u. a. ein Album mit griechischen Folksongs aufnahm. In der englischsprachigen Welt galt sie bald als Inbegriff des „European Cabaret Singer“, zu welcher Gattung etwa auch Marlene Dietrich zählte.

Das war ihr nicht genug. Mouskouri sang höchst erfolgreich französische Chansons, spanische Folklore, griechisches Repertoire und deutsche Schlager. Bis heute hat sie über 300 Millionen Alben verkauft. Sie füllte mühelos die Londoner Royal Albert Hall, während sie hierzulande bei Karl Moik im Musikantenstadl auftrat.

Die Stimme bricht in den Höhen

Die Exilgriechin, deren Leistung es auch war, die Brille zum Look zu machen, sang alles „from the sublime to the schlocky“, wie es der Amerikaner salopp formuliert. Und das tat sie auch in der nicht ganz ausverkauften Halle F in der Wiener Stadthalle. Die Vorstellung begann mit „Weiße Rosen aus Athen“, das ihr den Durchbruch im deutschen Sprachraum verschaffte. Mit dem sentimentalen „Irgendwer sagt immer auf Wiedersehen“ klagte sie in schlichten Worten den großen Menschenschinder namens Zeit an. Ihre früher glockenhelle Stimme bricht mittlerweile in den Höhen, allein den Fans ist das herzlich egal. Da ist immer noch genug Drama und Pathos.

Zur wimmernden Bouzouki beklagte sie das schlimme Schicksal von Liebenden, die aus gesellschaftlicher Räson nicht zusammenkommen können. „Ich glaube nicht an Superstars, ich glaub' an Zärtlichkeit“, raunte sie. Mit Liebe nahm sie sich auch Bob Dylans „A Hard Rain's Gonna Fall“ an: „Le ciel est noir“. Anfang der 1980er schrieb Dylan sogar ein Lied für Mouskouri, die er damals zu etlichen Mitternachtsjausen traf: „Every Grain of Sand“, ein Lied der großen Selbstzweifel. Andere Highlights waren „Schau mich bitte nicht so an“, „Guten Morgen Sonnenschein“ und das auf einer Verdi-Melodie basierende „Lied der Freiheit“. Im Grande Finale gab's dann nochmals die „Weißen Rosen“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2012)

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