Ein 24-jähriger Niederösterreicher ist am Freitagnachmittag auf dem Festivalgelände gestorben. Der Mann litt offenbar an einem Herzfehler.
Ein Todesfall hat am Freitag den ersten Tag des "Nova Rock"-Festivals in Nickelsdorf im Burgenland überschattet. Am Freitagnachmittag starb ein 24-jähriger Niederösterreicher. Nach Angaben des Veranstalters und des Roten Kreuzes litt der Mann an einem Herzfehler. "Vier Notärzte haben ihn fast 40 Minuten reanimiert", sagte Nova-Chef Ewald Tatar bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz am Abend. "Der junge Mann ist am Weg von der Blue- zur Red-Stage zusammengebrochen. Die Helfer waren sehr schnell zur Stelle. Er ist dann auf dem Weg ins Krankenhaus verstorben", berichtete Tatar. Der Fall ging dem Veranstalter sichtlich zu Herzen: "Ich bin zum ersten Mal am Nova Rock mit so einem Fall konfrontiert. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen." Begleiter des Mannes hatten den Sanitätern berichtet, dass der 24-Jährige an einem Herzfehler litt. "Das ist ein Notfall, wie er leider überall passieren kann", sagte Thomas Horvath vom Roten Kreuz. Die Behörden versicherten, dass die Rettungsmaßnahmen ordentlich und schnell abgelaufen sind.
Marilyn Manson abgesagt Am Abend musste das Gelände aus Sicherheitsgründen nach einer Unwetterwarnung geräumt werden. "Wir müssen das Gelände um die Bühne räumen, danach können wir weiterspielen. Es geht um Eure Sicherheit", appellierte Tatar von der "Blue Stage" an die Vernunft der Fans. Die Räumung klappte perfekt. Nach etwa 60 Minuten durften die Leute gegen 22 Uhr auf das Gelände zurück. Das befürchtete Gewitter blieb aus. Allerdings konnte das Programm nur mehr auf einer der beiden großen Bühnen fortgesetzt werden. Der Auftritt von Marilyn Manson wurde abgesagt. "Es wehen Böen, die Material von der Bühne reißen könnten", lautete die Erklärung. Auch Within Temptation konnten nicht auftreten. Auf der anderen Bühne mussten Rise Against ein stark verkürztes Set spielen, der Sound von Linkin Park wurde vom Wind verweht.
Gerücht sorgte für Unruhe "Alles ist auf einmal zusammengekommen. Aber es hat alles tadellos funktioniert und uns gezeigt, dass sich das System bewährt hat", lobte Chefinspektor Franz Kampf das Zusammenspiel der Einsatzkräfte.
Die Absagen sorgten bei den Besuchern rund um die "Red-Stage" für wenig Begeisterung. Zäune wurden umgerissen, es habe ein Gerücht die Runde gemacht, dass kein Essen und keine Getränke verkauft werden dürften, berichtete der Beamte. "Natürlich muss man in einer solchen Situation die Leute bei Laune halten und versorgen. Woher das Gerücht stammt, wissen wir nicht. Es war auf jeden Fall alles rasch wieder geklärt", so Kampf.
Nach ein paar Auflockerungen setzte sich am Sonntag, dem letzten Tag des Nova Rock, das trübe Wetter durch. Diesmal passten die Wolken immerhin zu den lichtscheuen Bands, die das Line-Up dominierten, allen voran natürlich die Metal-Giganten Metallica. Text: Heide Rampetzreiter, Fotos: Sabine Hottowy, APA APA Zuvor bespielten aber noch Mastodon die Blue Stage. Mit ihren komplexen Songs (Rhythmuswechsel, Instrumentalteile, fette Riffs) gelten sie als Kritikerlieblinge. Hottowy Auf der großen Bühne fühlten sich Troy Sanders, Brent Hinds (im Bild), Bill Kelliher und Brann Dailor (bis auf den zweiten Gitarristen Kelliher dürften alle mal ans Mikro, ja auch Schlagzeuger Dailor) sichtlich unwohl: Mittels Boxentürmen hat man den Spielraum künstlich verkleinert, das hilft aber nicht gegen den wummernden Sound, der die Edelmetall-Songs teils verschluckt. Hottowy Deutlich stärker auf das Live-Erlebnis abgestimmt zeigten sich im Anschluss Slayer. Das vorwärts treibende Schlagzeug (mit Double-Bass, was sonst?) fuhr durch Mark und Bein. Hottowy Es war leichter, zu den Gitarren mitzuwippen als zu den Drums. Und dann wieder doch nicht. APA "You're so quiet", beschwerte sich Ober-Schlächter Tom Araya beim Publikum. Das ließ man sich nicht zweimal sagen, auch wenn man die Stimme für den Hauptact schonen wollte. Hottowy Daran, dass auf den Pannonia Fields in Nickelsdorf mitunter Kühe weiden, erinnerten unterdessen The Boss Hoss auf der Red Stage. Ihr Transparent ziert ein US-Schlitten mit Hörnern, auf den Musikerhäuptern sitzen Cowboy-Hüte, man singt Lieder wie "Rodeo Radio" und eine Mariachi-Truppe komplettiert die Live-Band. Hottowy Ach ja, man spricht auch breites "American English", selbst wenn man aus Berlin kommt. Kann man zu dick auftragen? Nicht doch, ist doch alles ein großer Spaß! APA Vor der Blue Stage bildeten sich inzwischen Schlangen: Die Festivalbesucher standen an, um in den ersten "Wavebreaker" zu gelangen, dem Bereich, der am nähesten zur Bühne ist. Warum? Natürlich, um Metallica möglichst nahe zu sein. APA Zuvor galt es aber noch Nightwish durchzustehen. Die Finnen mögen Musicals und Filmmusik. Ihr Keyboard haben sich mit einem Tim-Burton-esken Orgelgewand verkleidet. Hottowy Theatralik liegt offenbar auch Frontfrau Anette Olzon (Grimassen und simulierte Adlerschwingen). Kennt man die vom Song Contest? Noch nicht. Auch wenn Bühnenoutfits sonst in die Kategorie "Nebensache" fallen, sei hier angemerkt: Von der Sängerin einer Symphonic-Metal-Band erwartet man sich doch etwas Interessanteres als ein weißes Hemdblusenkleid. Hottowy Insgesamt langweilig, daran änderte auch die aufwändige Pyroshow - Stichflammen und Nebelfontänen - nichts. Vielleicht sollten Nightwish ja als Beruhigung vor dem Headliner dienen, nicht als Anheizer. Hottowy Die Zeit verstrich - fünf, zehn, zwanzig Minuten nach Zeitplan ward auf den seitlichen (schon etwas mitgenommenen) Videowalls Licht: Eli Wallach stolpert durch eine Schlüsselszene aus dem Western "The Good, the Bad and the Ugly" und dann ist auch die Bühne hell erleuchtet: "Hit the lights" stimmten Metallica an. Hottowy Die Metal-Heroen sind Meister der Inszenierung - ihre Bühne ist eine einzige Leinwand, auf die James Hetfield, Lars Ulrich, Robert Trujillo und Kirk Hammett mehrfach überlebensgroß projiziert werden. Das neue alte Problem mit dieser Medialisierung - man starrt auf die Leinwand und nicht auf das "echte" Geschehen - entschärfen Metallica mit einem Kunstgriff: Ein Rundsteg führt direkt hinein ins Publikum. So ist immer ein "Metallist" zum Greifen nahe. APA Eine Band, die längst Mythos ist, führt das Album auf, das sie zum Mythos machte: Metallica spielen auf ihrer Festival-Tournee das gesamte "Black Album" von 1991 - und zwar in umgekehrter Reihenfolge. Sänger Hetfield verliert in Nickelsdorf nicht viele Worte. Ob es dem Publikum gut gehe, fragt er. Und lobt seinen "friend for over 30 years" Ulrich. APA Er muss das Publikum auch nicht animieren, denn das Metallica-Theater, es funktioniert ganz wunderbar. Große Songs, eine große Show und eine Band, bei der man alles um sich herum vergisst. Bis es zu regnen beginnt. APA "Mellow" und "bluesig" nannte der US-Crossover-Sänger Everlast seine Musik - und ja, es hätte ein gemütlicher Samstagnachmittag am zweiten Tag des Nova Rock Festivals im Burgenland sein können, wäre da nicht dieser lästige Nieselregen niedergegangen. Und so blieb das komote In-der-Sonne-Sitzen, vielleicht mit einem Bier in der Hand, eine Szene aus dem Reich der Vorstellung. APA Macht aber auch nix, denn nach Everlast begann auf der Blue Stage eine Band, die bei Schlechtwetter aufblüht. Für Kasabian ging die für Ganzkörperplastikhüllen fast noch zu geringe Niederschlagsmenge wohl als Schönwetter durch. Der nachtaffine rockige Sound der Band aus dem mittelenglischen Leicester verträgt sich sowieso schlecht mit Sonnenlicht. Hottowy Einen etwas unrunden Anfang erwischten im Anschluss Cypress Hill: Die vom Band abgespulte "History of Cypress Hill" (1988 in Los Angeles gegründet; Pioniere, Superstars des Hip-Hop; Kiffer-Aktivisten) brach ab - und so wurde aus dem Intro ein Medias in res. Hottowy Kunstvolles Haareschütteln war zeitgleich auf der Red Stage der Tanzstil der Stunde: Die US-Metaller Machine Head kämpften gegen Tonprobleme, meist erfolgreich. Dass nur zwei von drei Mikros funktionierten, fiel nicht weiter auf, schon gar nicht wenn es auf der Bühne so gewaltig blitzte. Schade, dass es noch nicht dunkel war. Dann hätten auch die tausendfach von Zuschauerhängen hochgereckten Teufelshörner (auch wenn Sänger Robert Flynn noch so oft "Fists", Fäuste, verlangte - er bekam Zeige- und kleine Finger) diabolischer aussehen lassen. Hottowy Auf Hip-Hop, Rock, Metal folgte ... Punk! Wie das Transparent, so ist auch das Programm bei Billy Talent. Der Bandname steht in gigantischen, schmucklosen Lettern auf der Rückwand der Bühne. Die Musik: Direkt, schmucklos, einprägsam. Wie ein manisches Duracell-Haserl tobte Sänger Benjamin Kowalewicz über die Bühne. Der anfangs überhöhte Takt der ohnehin nicht geschwindigkeitsarmen Songs pendelte sich bald ein, was das Mitsingen erheblich erleichterte. Hottowy Unwissentlich lieferten die Kanadier den optimalen Soundtrack zum parallel laufenden, ebenfalls nicht langsamen EM-Spiel Deutschland gegen Portugal (1:0). Wermutstropfen beim Höhepunkt des zweiten Festivaltages (Limp Bizkit auf der zweiten Bühne hatten das Nachsehen): Der Sound bei Billy Talent blieb leider durchwegs brummig stumpf. Hottowy Headliner am zweiten Tag: Die Toten Hosen. Deren Erfolgsrezept erinnert an Fast-Food-Ketten - es ist zwar immer das gleiche, dafür weiß man genau, was man kriegt. Und die Live-Qualitäten der Düsseldorfer Punk-Truppe sind unbestritten (den jüngsten Beweise lieferten die Tumulte um den Kartenverkauf für den Burgtheater-Auftritt der Toten Hosen). Foto: APA (Herbert P. Oczeret) (c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET) "Wir haben Lust zu toben! Wir haben Lust zu spielen! Wir haben Lust zu schreien", rief Campino. Den Beweis traten die Toten Hosen unmittelbar an: Bei einem McCoys-Cover von "Hang on Sloopy" frischte der Sänger seine Kindheitserinnerung - die Initialzündung für seine Musikerkarriere - auf. Weniger gelang die Hommage an Falco mit "Rock Me Amadeus". Im Anschluss kam Fußballstadionatmosphäre auf: Das Publikum griff zu Bengalischen Feuern. Die Toten Hosen mögen keine Haute cuisine sein - aber sie machten auf befriedigende Weise satt. Die Blue Stage, auf der die Toten Hosen spielten, im Abendlicht Hottowy Das Pech ist ein Besucher des Nova Rock Festivals im burgenländischen Nickelsdorf, zumindest war er das am ersten Festivaltag, dem 8. Juni. Der Auftakt des dreitägigen Spektakels, das am Freitag mit den Headlinern Linkin Park und Marilyn Manson lockte, war zwar heiß, die Wettervorhersage las sich aber alles andere als heiter. Text: Heide Rampetzreiter, Fotos: Sabine Hottowy und APA APA Im schwülen Nachmittagswetter rockten The Gaslight Anthem - die Band aus New Jersey um den vieltätowierten Sänger Brian Fallon, gemeinhin als die punkigen Erben Bruce Springsteens tituliert, gastierte mit neuem Album im Gepäck: Am Freitag erschien die erste Single "45", die die Band natürlich auch live performte, die Platte "Handwritten" erscheint Ende Juli. APA Nicht nur die großen Bühnen sorgten für allerlei Beschallung und Alltagsflucht - auch im Bereich dazwischen, vom Veranstalter "Party-Zone" genannt, lockt die Unterhaltung, etwa mit Luftgitarren-Soli-Wettbewerben. Ein willkommener Stop auf den gut 15 Minuten Fußweg zwischen der größeren Blue Stage und der unwesentlich kleineren Red Stage. Hottowy Neuer im Programm: Fahrgeschäfte, die Wiener an den Wurstelprater und das weniger urbane Festivalvolk an den Kirchtag erinnern dürften. Ob sich Dosenfutter und warmes Bier gut mit den Magen-Durchschüttlern vertragen? Böse Zungen mögen die Attraktionen als "Speibomobil" bezeichnen. Immerhin warnt der Betreiber: Das Gerät ist nicht geeignet für Personen unter Einfluss von Drogen oder Alkohol. Entsprechend kurz war die Schlange. Hottowy Ein ungebeter Gast war überall: Der Staub. Drang selbst in die kleinste Pore und auch tierische Festivalisten glichen bald Statisten aus "Mad Max"-Filmen. Hottowy Auf der Red Stage läuteten Lamb of God das Abendprogramm ein. Wuchtige Schlagzeugsounds (zwei Bass-Drums!) und Mitsing- oder Mitgrölpassagen begeisterten das Publikum, das in Massen vor die Bühne gestürmt war. Im Bild: Bassist John Campbell Hottowy Es gebe eine Menge guter Bands beim Nova Rock zu sehen, ließ Lamb of God-Sänger Randy Blythe seine Zuhörer wissen. "Aber jetzt ist Heavy-Metal-Zeit!" Hottowy Moshpits, Crowdsurfer und Sprechchöre - beim Konzert der Metalband aus Richmond, Virginia (wie die Musiker betonten) kam Festivalstimmung auf. Hottowy Nebenan auf der Blue Stage versprachen The Baseballs leichten Spaß: Die Berliner haben sich als Coverband von (Pop-)Hits im Rock-’n’-Roll-Stil einen Namen gemacht. APA Am frühen Abend begannen sich die Wolken zu verdichten - und ein Schatten fiel auf das Festival. Denn die Nachricht von einem Todesfall machte die Runde: Ein 24-Jähriger war auf dem Weg zwischen den Bühnen zusammengebrochen und gestorben. Er dürfte an einem Herzfehler gelitten haben (Mehr dazu hier: "Nova Rock": Erster Tag von Todesfall überschattet). APA Als erste Band vom Wetter betroffen: Refused. Die legendäre linke schwedische Hardcore-Punk-Band um Sänger Dennis Lyxzén hatte sich nach fast 15 Jahren Pause heuer wiedervereinigt. Auf dem Nova Rock bot man Randgruppenprogramm für Fans: Die überwältigende Mehrheit der Zuschauer war zu den Altpunks The Offspring gepilgert. Lyxzén, der die agilste Performance des Abends lieferte (springen, laufen, turnen, klettern, Mikro-Werfen ...), machte das nichts: "Das letzte Mal, dass wir in Österreich waren, haben wir vor 20 Leuten gespielt", sagte der Sänger. Nach 30 Minuten wurde das Konzert allerdings abgebrochen. APA/Hottowy Eine Sturmwarnung war für das Nova Rock ausgegeben worden. Das Publikum musste den Bereich vor den Bühnen räumen - um nicht von herumfliegenden Bauteilen getroffen zu werden. So weit kam es aber gar nicht. Nach ein paar Regentropfen und ein bisschen Wind setzen die Veranstalter das Programm fort - fast jedenfalls. Hottowy Denn der Wind blies weiterhin heftig, heftiger gar als zur Zeit der unfreiwilligen Pause. Während auf der Blue Stage die US-Hardcore Rise Against wie geplant auftreten konnten (Minus der seitlichen Videowalls, die nicht mehr aufgezogen wurden), ging auf der Red Stage nichts. Und es wurde spät und später. Bald war klar: Das Konzert von Within Temptation rund um Sharon den Adel fällt aus. Und Marilyn Manson? Hottowy Kur vor Mitternacht stand es fest: Auch Marilyn Manson wurde Opfer des Windes - der mehrmals verschobene Auftritt (15 Minuten später, 40 Minuten später ...) wurde endgültig abgesagt. Auf der Haupbühne trotzten indes Linkin Park dem kühler werdenden Wind mit ihrer originären Mischung aus Rap, Alternative und Metal sowie Electro - letzteres Element ist in ihren neueren Songs stärker betont. Rapper Mike Shinoda und Sänger/Shouter Chester Bennington zeigten professionelle Spielfreude. Das ist ein Widerspruch? Nicht für eine Band, die Sprechgesang und Schwermetall vereinen kann. Weiter geht das Nova Rock mit Cypress Hill, Billy Talent, den Toten Hosen, MAchine Head und Limp Bizkit (Samstag) sowie Slayer, Nightwish, Evanescence und Metallica (Sonntag). APA Rundgang am Gelände. Hottowy Rundgang am Gelände. Hottowy Rundgang am Gelände. (c) APA/HERBERT P. OCZERET (HERBERT P. OCZERET) Flugshow am Nova Rock. Hottowy Stürmische Zeiten und Konzertabbruch (APA)
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