Gary McFarland: Poet ohne Worte

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Erinnerung an den großen Musiker Gary McFarland.

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Sein Name wird in eingeweihten Kreisen mit derselben Ehrfurcht ausgesprochen wie jener des ebenfalls jung verstorbenen Charles Stepney, seines Zeichens sensibler Arrangeur und Komponist des Chicagoer Chess Labels. Gary McFarland, 1933 in Los Angeles geboren, war schon in seinen frühen Zwanzigern, als er begann, sich autodidaktisch mit dem Vibrafon zu beschäftigen. In den frühen Sechzigerjahren war er an der Weltspitze angelangt. Er arrangierte für Anita O’Day und Gerry Mulligan. Jazzfeinspitz Creed Taylor engagierte ihn für das renommierte Label Verve. Er liebte seine originellen Jazzarrangements, die er für die besten nach Duke Ellington hielt. Auch die Liebe zum Bossa nova, den Beatles und ganz allgemein zu entspannten Sounds teilten die beiden. Bereits auf seinem ersten Album „The Gary McFarland Orchestra“ (1963) spielten Bill Evans und Jim Hall mit, ebenfalls Musiker, die gern mit dem Sog der Stille flirteten. Im Lauf der nächsten Jahre nahm der ruhelose McFarland so epochale Werke wie „The October Suite“ (mit dem Pianisten Steve Kuhn) und „Point Of Departure“ für das Label Impulse auf. Gleichzeitig veröffentlichte er brillante Bossa-nova- Werke wie „Soft Samba“ und „The In Sound“, für die er von der Jazzorthodoxie getadelt wurde. Auch „Simpatico“, sein Album mit dem Gitarristen Gabor Szabo, fasziniert mit gehaltvoller Leichtigkeit. Gemeinsam mit Szabo und dem Latinmusiker Cal Tjader formte er 1968 das feine Independent Label Skye, das nach 17 ehrgeizigen Projekten 1970 an Buddah Records verkauft wurde.

Wiederentdeckung. 1971 kam McFarland unter mysteriösen Umständen in einer Bar ums Leben. Zuletzt arbeitete er an Filmsoundtracks. Donny Hathaway machte sein „Sack Full Of Dreams“ zum Soulhit. Seit den späten Achtzigern erfreut sich seine softe Musik immer größerer Beliebtheit. Die 2006 von Kristian St. Clair gedrehte Dokumentation „This Is Gary McFarland“ ist nun endlich als DVD erschienen – mit der Bonus-CD „ Jazz From The Penthouse“, einer beigelegten Liveaufnahme von 1965. Das latineske „Pecos Pete“ zeigt, wie meisterhaft McFarland das Sanfte und das Rüde ineinanderfließen lassen konnte. Die Lennon/ McCartney-Komposition „A Hard Day’s Night“ spielte er als sehnsuchtsvolle Ballade, bei der Sadao Watanabe an der Flöte brilliert. Ein gutes Beispiel für die Innigkeit, die er sich in vielen Jahren mit dem Gitarristen Gabor Szabo erarbeitet hat, bietet das sanfte „La Vie En Rose“: Die rührenden Vokalisen und das poetische Schimmern seiner Vibrafonsounds berühren tief.

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