Natalie Prass: Süßer Schmerz

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US-Songwriterin Natalie Prass begeistert mit zeitlosem Country-Soul.

Im Aufnahmestudio herrscht reger Betrieb. Im Video zum betörenden „Bird Of Prey“ der US-Songwriterin Natalie Prass sieht man viele Mitglieder der Spacebomb-Band, der Hausband des gleichnamigen Labels: eine Harfenistin, Musiker und Musikerinnen an Violine und Chello, einen Klavierspieler, Bläser, etc. Es ist diese Band, die die Songs von Prass zur vollen Größe anschwellen, sie warm und voller Eleganz strahlen lassen. So wie zuvor bei ihrem alten Schulfreund und Spacebomb-Labelgründer Matthew E. White. Sein beseeltes Debütalbum „Big Inner“ wurde 2012 zum Überraschungserfolg, mit Konsequenzen für Prass: Ihr bereits fertig aufgenommenes Album wurde auf Eis gelegt, um alle Ressourcen des jungen Labels für White aufwenden zu können. Das mit Verspätung dieser Tage erschienene, selbst betitelte Debüt der 28-Jährigen ist nicht gealtert, höchstens gereift: zu einem zeitlosen Country-Soul-Album, das stellenweise an Sixties-Girlgroup-Pop genauso denken lässt wie an Disney-Soundtracks.

Streicher. „You don’t leave me no choice, but to run away“, singt Prass in „Bird Of Prey“. Zu gedämpftem, aber durchaus optimistischem Groove, ohne verbittert zu klingen. Dass das Album von unmöglicher Liebe, Trennung und Herzschmerz handelt, hört man ihrem Gesang, ihrer Stimme kaum an. Selbst die Zeilen „And I’ll break my legs, cause they want to walk to you“ singt sie geschmeidig und unaufgeregt. Eingebettet sind sie in die luxuriösen Arrangements von „Violently“, einem der Höhepunkte des Albums. Schmerz und Enttäuschung transportiert die in Cleveland geborene, heute in Nashville ansässige Künstlerin mit den süßesten Streichern. Dieser Kontrast trägt zum Reiz des Albums bei. Dass ihre Songs bei all den Schichten, die die Spacebomb-Band beisteuert, unmittelbar und intim klingen, zeichnet es auch aus.

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Groove. „Why Don’t You Believe in Me“, in dem Prass darüber singt, verlassen zu werden, weil der andere „something new“ brauche, besticht mit exquisitem Funk-Soul-Groove. Die Schlussnummer „It is You“ trägt hingegen dick auf, mit viel Schmalz in den Arrangements, ohne Schlagzeug, das die Songs sonst bestimmt antreibt. „So many things will fill my life, but only one will do, it is you“, singt Prass. Und lässt offen, ob es Glaube an die Liebe ist – oder Sehnsucht nach ihr. Die Show kann ihr Matthew E. White, der ihr Album produziert hat, diesmal nicht stehlen. Dafür ist es viel zu gut. Auch das Timing passt: Sein neues Werk erscheint erst im März. (Spacebomb)

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