Van Morrison „Duets“: Nicht immer grantig

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Van Morrison singt mit prominenten Kollegen.

Van Morrison, auch schon 69 Jahre alt, hat um die 350 der beseeltesten Lieder im Grenzland von Blues, Soul und Jazz komponiert. Diametral zu seiner Soulfulness als Sänger steht sein Bühnengebaren. Das Ausstellen seiner Innerlichkeit verbindet er mit der Ausübung von Macht. Kein Sterbenswörtchen richtet er an seine Fans. Die haben Glück, wenn er ihnen nicht längere Zeit nur den Rücken zuwendet. Seine Augen sind hinter dunklen Sonnenbrillen, die Rudimente seines Haarschopfs unter einem Hut versteckt; die Mimik bleibt ex-trem sparsam. Van Morrisons notorische Schroffheit provoziert dennoch kollektives Begehren. Der liebende Fan glaubt, er hätte ein Recht, den schon vor langer Zeit angelegten Schutzpanzer aus Weltekel und Grant durchbrechen zu dürfen. Dem ist natürlich nicht so. Einzig mit den Kollegen scheint er ein gutes Auskommen zu finden. Über die Jahre hat er viel mit Blues-Heroen wie John Lee Hooker, Jimmy Witherspoon und Bobby Blue Bland gearbeitet. Es gab auch Duette mit Tom Jones und Cliff Richard. Aber dass er je ein ganzes Album davon veröffentlichen würde, war nicht vorhersehbar. Dankenswerterweise ist „Duets“ kein Versuch, schnell mit frisch aufgeföhnten „Greatest Hits“ abzucashen. Die Auswahl der Lieder, die zum Teil den Sangespartnern oblag, ist erfrischend exzentrisch. Einen besonderen Spaß hat sich Morrison mit seinem Remake von „The Eternal Kansas City“ gemacht: Mit dem neuen Superstar Gregory Porter belebt er sehr lustvoll diese Big-Band-mäßig aufgeplusterte Hommage an den Jazz, die – 1977 auf „A Period Of Transition“ zum ersten Mal veröffentlicht – von den meisten Fans gleich inständig gehasst wurde.

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Alles live. Kritik im Vorfeld gab es auch für die Zusammenarbeit mit Youngster Michael Bublé und Simply-Red-Sänger Mick Hucknall. Zumindest Letzterer hat mit seiner vibrierenden Lesart von „Streets Of Arklow“ alles richtig gemacht. Weitere Highlights: das mit dem 2014 verstorbenen Soulsänger Bobby Womack aufgenommene „Some Peace Of Mind“, das mit George Benson zum Swingen gebrachte „Higher Than The World“. Für Morrison war wichtig, dass die Lieder mit den Kollegen live aufgenommen wurden. Nur Steve Winwood schickte seinen Gesangsbeitrag für „Fire In The Belly“ per Computer. Besonders delikat sind die Lieder, auf denen sich Morrisons knarziger Gesang mit holden Frauenstimmen vermischt. Mavis Staples („If I Ever Needed Someone“), Clare Teal („Carrying A Torch“) und Joss Stone („Wild Honey“) entzücken.

Live in Wien: 8. Juni, Stadthalle.

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