Paul Weller: Es riecht nach Patschuli

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Paul Wellers zwölftes Soloalbum klingt recht psychedelisch.

Wenige Musiker haben ein so starkes Bedürfnis, sich künstlerisch zu häuten, wie Paul Weller. Mit The Jam spielte er punkigen Pop, mit Style Council gestriegelten Soul, unter eigenem Namen streute er musikalisches Konfetti unter das Volk: Folk, Rave, Soul, Krautrock, Cocktail-Jazz und Psychedelia. Auf „Saturns Pattern“, dem eben erschienenen zwölften Soloalbum dieses immer noch attraktiven Mods, lässt er die Genres effektvoll miteinander kollidieren. Schon der Opener „White Sky“ hört sich an, als ginge es darum, gleichzeitig psychedelischen Sechzigerjahre-Rock und bösen Neunzigerjahre-Rave zu machen. Wellers Komplizen bei diesem krass tönenden Manöver sind zwei Hippie-Wiedergänger aus Manchester: Gaz Cobain und Brian Dougans waren früher als The Future Sound of London ein höchst erfolgreicher Elektronik-Underground-Act; heute agieren sie als Psychedelic-Duo Amorphous Androgynous und haben mit Donovan, Noel Gallagher und eben Paul Weller gearbeitet. Obwohl sie nur an „White Sky“ beteiligt waren, strahlt ihre Wirkung auch auf andere Stücke aus. Reichlich Mellotron, Hammondorgel und Moog-Synthesizer definieren einen Sound, bei dem man Patschouli zu riechen glaubt. Stammgitarrist Steve Cradock darf nur auf zwei Songs mitspielen. Für ihn springt Andy Crofts von den Moons ein, deren Schlagzeuger Ben Grodelier ebenfalls mit von der Partie ist. Das von Glamrocker Marc Bolan inspirierte Titellied „Saturns Pattern“ verbindet hintersinnigen Groove und Mundharmonikageheul mit Reimen, die jeden gestandenen Pop-Hermeneutiker zur Verzweiflung bringen. Weller freut das.

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Vom Sinn der Welt. Lustvoll aggressiv gibt sich Weller dann in „Long Time“, einer Reflexion über das Finden, Verlieren und Wiederfinden. Seine butterweiche Seite stellt er in der Soulballade „Going My Way“ aus, die reichlich mit Echos und Effekten flirtet. Das jazzig-groovige „Phoenix“ charmiert mit idyllischem Pantheismus und Bildern der Erneuerung, Weller besteht darauf, dass ein Sinn in dieser Welt liege: „We just go on looking, some days we find it“, heißt es da. Jenen, die diesen Sinn im Autofahren finden, widmet Weller das bluesige „In The Car . . .“. Überraschungsgast darauf ist Gitarrist Steve Brookes, Wellers Schulkollege, mit dem er 1972 The Jam gegründet hat. Dramaturgisch klug hat sich Weller den schönsten Song für das Finale aufgespart. Im achtminütigen, bittersüßen „These City Streets“ schmiegen sich Moog und Violine zärtlich aneinander. „You‘ve still got a way to go“, versprechen Weller und Co. Möge es so sein. (Warner)

Paul Weller beim Jazz Fest Wien 2015: Dienstag 7. Juli, ab 19.30 Uhr in der Wiener Staatsoper

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