Georgie Fame: Denken und trinken

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Der alte Orgel-Mod Georgie Fame hat wieder Saison.

Er wisse nicht, ob er noch einmal die Kraft aufbringen werde, ein derart aufwendiges Soloalbum zu machen, meinte Georgie Fame bei seinem jüngsten Konzert im Porgy & Bess. Das neue, luxuriös arrangierte Opus nennt sich tatsächlich „Swan Songs“. Es enthält zwölf Songs, zehn davon Eigenkompositionen. Das ist revolutionär, war doch Fame, dieser Archetypus des britischen Mod der Sechzigerjahre, seine gesamte Karriere lang fast ausschließlich Interpret. 1962 begann er im einstigen GI-Club Flamingo im Londoner Stadtteil Soho. Fame war einer der ersten Briten, die sich eine hippe Hammondorgel samt der für Soundeffekte wichtigen Leslie Box zulegten. Und er spielte schwarze Musik auf ihr: R&B, Jazz und Ska. Die Klientel bestand aus schwarzen US-Soldaten und jungen Mods. Von deren artigen Klamotten durfte man sich nicht täuschen lassen: Sie hotteten im Club total ab. Nachzuhören auf dem ebenfalls jetzt veröffentlichten Boxset „The Whole World’s Shaking“ (Universal): Vier Originalalben, eine Raritätensammlung, feine Outtakes und ein reich bebilderter Essayband geben den Zeitgeist jener unschuldigen Jahre charmantest wieder. Nicht einmal auf die deutsche Version des alten Fame-Hits „Yeh Yeh“ – mitkomponiert von Pat Patrick, einem Mitglied des Sun Ra Arkestra – hat man vergessen. Drei Nummer-eins-Hits hatte Fame in den Sixties, ehe er mit Aufkommen der Hippies und der Progressive-Rock-Generation gnadenlos in der Versenkung verschwand – bis ihn Van Morrison 1989 für seine Band engagierte.

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„Mose Knows“. Heute balanciert der immer noch jugendlich wirkende 72-Jährige wieder auf den Wellenkämmen des Zeitgeists, ohne dass er jemals etwas anderes gemacht hätte, als er eben macht. Mit sicherer Hand webte er seine neuen Lieder aus afroamerikanischen und karibischen Einflüssen. Die leicht sarkastischen Texte reflektieren den wilden Lebensstil („Thinkin ’n’ Drinkin’“), die ewige Anziehungskraft der Damenwelt („Lost in a Lover’s Dream“) und seine alte Liebe zu den Songs des Amerikaners Mose Allison. Dessen Lied „Parchman Farm“ sang er schon im alten Flamingo, mit Van Morrison, Ben Sidran und Meister Allison selbst spielte er eine großartige Hommage auf ihn ein. Nun preist er Allisons Lebensweisheit in „Mose Knows“. „Take a little trip down the Mississipp“, reimt er, das i verwegen weglassend, und setzt feine Linien auf dem Manual. „Nichts gegen Dylan“, sagt er: „aber Mose ist einfach der beste amerikanische Songwriter. Leider total unterschätzt.“ Dieses Schicksal teilt Fame mit seinem Idol. Es verstärkt wohl seine Liebe. (Three Line Whip).

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