Gitarrenpopdance

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Warpaints neues Album streift sanft den Dancefloor.

Ein ekstatisches Seufzen, ein faules Jauchzen. Bislang hat man das kalifornische Quartett Warpaint für eine schemenhafte, weichgezeichnete Musik in Pastell tönen gekannt, die einen müden Glamour, die Noblesse des Müßiggangs feiert: Zähflüssiger Dreampop, mit hundert Schichten Hall beladen, Goth-Pop im Andenken an The Cure, vom Winde verwehte Stimmen, esoterisch geladene Psychedelik, die die große Göttin Kate Bush beschwört. Auf dem gerade erschienenen dritten Album der Band ist jetzt alles ein bisschen anders, Warpaint haben sanft beschleunigt und tänzeln am Rand des Dancefloors.

Abenteuerlust. Im Vorfeld ist "Heads Up" vielfach als "das Disco-Album" von Warpaint angekündigt worden was nur die halbe Wahrheit ist. Die Vorabsingle "New Song" beispielsweise, die die Gefühle für eine aufregende Person mit der Euphorie für ein neu entdecktes, den Hörer umwerfendes Stück Musik gleichsetzt, ist ein Dance-Song, gespielt mit den Mitteln einer Gitarrenpop-Band. Und immer wieder pluckern und scheppern auf diesem Album die Beats aus dem Kinderkeyboard, es funkelt die Elektronik durch, und auch Bass und Drums sind durchgehend prominenter, druckvoller als bisher herausgearbeitet dennoch ist "Heads Up" keine zwanghafte Andienung an einen Zeitgeist oder die überraschende Entdeckung von Techno. Alles hier ist fließend in den Warpaint-Sound eingepasst, vieles geschieht, es wabert und zischelt nach wie vor nebulös. "Cool, let s try it", so hört man eine Stimme am Anfang des Stücks "The Stall" sagen, gemeint als ostentativer Fingerzeig, ein Blick direkt in das Herz
des Proberaums. Experimentierwillen, Abenteuerlust und der Wunsch nach dem sauber gegossenen Popsong. Am besten ist das im Titelstück nachzuhören: Der Song "Heads Up" beginnt als minimalistische, sphärische, bloß skizzenhafte Klaviernummer mit kaum vernehmbaren, in die feinste Watte gekleideten Vocals und wandelt sich nach einer Minute zu einem nervösen, vibrierenden Art-Funk, der im New York der späten 1970er-, frühen 1980er-Jahre in der Nachbarschaft von Gruppen wie den Talking Heads, ESG und Liquid Liquid nur bestens aufgehoben gewesen wäre. Dazu singen Warpaint auf dieser Platte in einander überlagernden Stimmen, in fremden Zungen und knappen, kryptischen Bildern von den Liebesdingen, dem Vermissen, dem Sehnen, der Selbstsicherheit, dem Übermut und der hellen Freude. Eine vielschichtige Popplatte, ein rätselhaft verschlungener Pfad hinein in die Geheimnisse der Nacht. (Rough Trade)

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