A Tribe Called Quest: Grooviges Epitaph

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A Tribe Called Quest überraschen mit einem rauen Politalbum.

Achtzehn Jahre haben sich die jazzverliebten Hip-Hop-Feinmechaniker A Tribe Called Quest Zeit gelassen, ihr sechstes, wegen des rezenten Ablebens von Co-Leader Phife Dawg wohl letztes, Album fertigzustellen. Viel zu lange haben sich die ehemaligen Highschoolfreunde Q-Tip, Ali Shaheed Muhammad und Phife Dawg wegen Nichtigkeiten herumgestritten. Im März dieses Jahres starb Phife Dawg. Davor hatten noch sämtliche Mitglieder dieser famosen Kombo nach einem Auftritt bei Jimmy Fallon vor etwa einem Jahr gemeinsam im Heimstudio von Q-Tip gestanden und aufgenommen. Wenigstens spornte der all zu frühe Tod von Phife Dawg die Verbliebenen zur Fertigstellung eines grandios klingenden und politisch verschärften Ab­schlussalbums an: So liegt mit „We Got It From Here . . . Thank You 4 Your Service“ (Epic) ein herbes Statement zur Gegenwart vor.

Explizit politisch waren A Tribe Called Quest, die 1990 mit dem eben wiederveröffentlichten Geniestreich „People‘s Instinctive Travels and the Paths of Rhythm“ debütierten, nie. Die Messages auf Hits wie „Bonita Applebum“, „Can I Kick It“, „I Left My Wallet in El Segundo“ und „Oh, My God“ waren subtil. Statt plump die Fäuste zu zeigen, propagierten sie lieber positiven Afrozentrismus. Um so überraschender ist nun die Unerbittlichkeit der ersten Single „We the People“: Zu einem herrlich vertrackten Beat und reichlich Polizeisirenen näselt sich Q-Tip in Rage. „All you black folks, you must go. All you Mexicans, you must go. And all your poor folks, you must go. Muslims and gays, boy, we hate your ways, so all you bad folks, you must go.“

„We Got It From Here .  . .“, das wohl letzte Album der subtilen Afrozentristen.
„We Got It From Here .  . .“, das wohl letzte Album der subtilen Afrozentristen.(c) Beigestellt

Große Gäste. Im Opener „The Space Program“ nehmen sie eine alte kritische Position von Gil Scott-Heron auf und wettern gegen aktuelle Raumflugprogramme. „They takin‘ off to Mars, got the space vessels overflowing. What, you think they want us there? All us niggas not going.“ Ihre luftige Musikalität mit Betonung warmer Bass­linien haben sie sich erhalten. Als zusätzliche Stimmen fungieren Hiphop-Größen wie Kendrick Lamar, Kanye West und Busta Rhymes. R&B-Crooner Anderson Paak hilft den bockigen Groove von „Moving Backwards“ zu veredeln. Eher überraschend wirkten auch Elton John und Jack White (der von den White Stripes) mit. In den USA kamen A Tribe Called Quest mit dem neuen Album erstmals seit 1996 wieder auf Platz 1 der Billboard Charts. Wohltuend, dass ein Werk von dieser intellektuellen Kraft und musikalischen Güte in Zeiten, wo ein Donald Trump zum Präsidenten gewählt werden konnte, derart erfolgreich ist. (Epic)

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