Tony Bennett: Singen als Lebenselixier

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Tony Bennett feiert den Neunziger mit Pop- und Soulstars.

Der lang dienende Entertainer, der 1926 als Anthony Dominick Benedetto im New Yorker Problembezirk Queens geboren wurde, ist tatsächlich im Winter seiner Jahre angekommen. Allerdings bei vollen Bezügen. Anders als sein alter Freund Harry Belafonte, der das öffentliche Singen längst aufgegeben hat, ist Tony Bennett mit 90 Jahren am Höhepunkt seiner Karriere. Insgesamt hat er trotz veritabler Krisen über 50 Millionen Alben verkauft. 19 Grammys wurden ihm zugesprochen, zuletzt 2016 für ein Album mit Jazzpianist Bill Charlap zu Ehren des Broadway-Komponisten Jerome Kern. 2011 glückte ihm als ältestem Sänger der Hitparadengeschichte mit „Body and Soul“, einem Duett mit der kurz danach verstorbenen Amy Winehouse, Platz eins der Billboard Charts. Obwohl er zuletzt mit drei Duettalben, die ihn an der Seite von aktuellen Künstlern aus Pop und Soul zeigen, große Erfolge gefeiert hat, verzichtet er für die Jubiläumsplatte „Tony Bennett Celebrates 90“ fast vollständig da­rauf. Einzig Billy Joel darf sich gesangsmäßig direkt mit dem Altmeister messen. Gemeinsam intonieren sie „New York State of Mind“, Joels Hohelied auf jene Stadt, in der zu leben und zu überleben man (angeblich) einen eigenen, heroischen Geisteszustand benötigt. Zu einem guten Teil ließ sich Bennett von prominenten Damen ansingen. Den Reigen eröffnet Lady Gaga mit einer herzhaft geschmetterten Version von „The Lady Is a Tramp“. Es folgen K. D. Lang mit dem Louis-Armstrong-Klassiker „A Kiss to Build a Dream on“ und Diana Krall mit „I’ve Got the World on a String“. Alles Lieder, die Bennett, der als auf Zuruf singender Saloonsänger begonnen hat, irgendwann selbst aufgenommen hat. Stevie Wonder brilliert mit einer innigen Version seines Songs „Visions“, Elton John singt sein „Can You Feel the Love Tonight“.

„Tony Bennett Celebrates 90“, u.  a. mit Lady Gaga und Elton John.
„Tony Bennett Celebrates 90“, u.  a. mit Lady Gaga und Elton John.(c) Beigestellt

„Who Cares?“ Das Finale gehört dann endlich Bennetts rauer Stimme. Lange Zeit stand er ja im Schatten des originalen Rat Pack, aber ab seinem 65. Jahr entwickelte er ein ganz eigenes Charisma. So singt er hier grandios den einst von Judy Garland geadelten Gershwin-Song „Who Cares?“, aber auch seinen alten Hit „I Left My Heart in San Francisco“. Mit Michel Legrands „How Do You Keep the Music Playing“ setzt er ein geradezu philosophisches Lied über die Kraft der Musik ans Ende. Die Ewigkeit im Augenblick des Klangs zu erleben, das ist wohl das Lebenselixier Tony Bennetts. Mögen ihm auch manche vorwerfen, er verfolge bloß eine Ästhetik des Wohlgefallens, seinen Fans impft er mit seiner Kunst beharrlich Mut und Optimismus ein. (Sony Music)

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