Paul Weller: Der liebe Revoluzzer

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Paul Weller zeigt sich auf seinem 25. Album in Spitzenform.

Ob eine junge Frau einen älteren Jugendlichen wie Paul Weller jung hält oder eher alt macht? Man kann es nicht sicher sagen. Der ehemalige zornige Sänger des Trios The Jam sieht allerdings schon einigermaßen verwittert aus. Seine 31-jährige Frau, Hannah, die schon längere Zeit als Backgroundsängerin in Wellers Kombo fungiert, hat ihm im Vorjahr das dritte Kind geschenkt. Damit zog er mit Sir Mick Jagger und Sir Rod Stewart gleich, die ebenfalls acht Kinder gezeugt haben. Auch kreativ ist der von Fans gern als „modfather“ Titulierte unverändert fruchtbar. Ja, er erfreut sich seit seinem Album „22 Dreams“ (2008) sogar eines künstlerischen Höhenflugs.

Die Gattin ist bereits besorgt: „My missus ­Hannah, she was saying: ‚Aren’t you going to take a bit of a break now?‘“, schrieb er im Web. Aber Weller, der bald 60 wird, weiß, dass er dem Fluss seiner Liedideen folgen muss: „They might dry up next year.“ Und so hat er auch schon die Lieder seines für 2018 geplanten Albums fertig. Nebstbei widmete er sich dem Soundtrack des Boxerfilms „Jawbone“, u. a. mit der grandiosen Ballade „The Ballad of Jimmy McCabe“. Und er spielte in einer Episode der BBC-Serie „Sherlock“ einen Prostatapatienten im Wikingerkostüm.

Doch vor allem ist jetzt „A Kind Revolution“ erschienen, ein weiteres Meisterwerk seiner späten Jahre: Der in seinem goldenen Herbst stehende Britpopper bietet einen appetitlichen Mix aus Sci-Fi-Glam-Rock, Soul, Funk und sogar House. Ein Indiz seiner Jugendlichkeit ist seine unveränderte Lust auf neue musikalische Ideen. Um sie zu befördern, hat er sich mit jungen und älteren Kollegen umgeben. Wichtigster Sideman ist Multiinstrumentalist Andy Crofts, der Bass, Gitarre, Moog und Orgel spielt. Im robusten Opener „Woo Sé Mama“ offeriert Weller New-Orleans-Voodoo-Soul. Die britischen Soulsängerinnen P. P. Arnold und Madeline Bell übernahmen hier die gespenstischen Backgroundvocals. Es folgt mit dem Space-Rocker „Nova“ ein Lied, das wie ein David-Bowie-Epitaph klingt.

„A Kind Revolution“, ­wieder ein Meisterwerk des alten „modfather“.
„A Kind Revolution“, ­wieder ein Meisterwerk des alten „modfather“.(c) Beigestellt

Highlights. Doch am besten gefallen die Songs mit ruhigerer Anmutung. Etwa das zart groovende, mit einer infektiösen Melodie ausgestattete „She Moves with the Fayre“. Für diesen Song hat Weller Robert Wyatt aus der Pension zurückgeholt. Dieser glänzt singend und trompetenspielend. Weitere Gustostückerln glückten mit „The Cranes Are Back“, „New York“ und „Hopper“, einer beseelten Hommage an den gleichnamigen amerikanischen Maler. Das Tanzbein lockt das housige „One Tear“, das größtenteils Boy George singen darf. Was für eine deliziöse britische Mixtur! (Parlophone)

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