Von Einsam- zu Zweisamkeit

Angel Olsen
Angel OlsenJagjaguwar Records
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Neo-Folkrock: Angel Olsen aus St.Louis lebt heute in Chicago. Sie hat u.a. Bonnie „Prince“ Billy begleitet. Nun ist ihr zweites Soloalbum „Burn Your Fire for No Witness“ erschienen.

Angel Olsen: „Hi-Five“. „I feel so lonesome I could cry...“ Gibt es einen klassischeren Anfang? In diesem erstaunlichen Song mündet das Bekenntnis zur Einsamkeit in den Vorschlag, diese doch gemeinsam zu bekämpfen – in einer Art Vernunftspartnerschaft, besiegelt durch „high five“, die amerikanische Geste des Feierns, bei der zwei Menschen die Handflächen aneinanderklatschen. Das ist dann der fast schon gebrüllte Refrain, er kommt nur einmal, in diesem Stück, das sich fortwährend steigert, ohne die üblichen Mittel der Steigerung zu verwenden: Der leicht laszive Glitterrock-Rhythmus bleibt konstant, auch die schwer verzerrte, wie aus einem übersteuerten Billigradio klingende Gitarre. Dennoch wird alles anders. Die schönste Stelle ist vielleicht, wie Olsen sehnsüchtig „Is someone out there to believe?“ fragt und das gleich innig relativiert: „Sometimes believe, not always believe...“ Ein ambivalentes, faszinierendes Lied der Liebe.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Philipp L'Heritier (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2014)

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